Schwache Bienen retten: Warum Zuckerwasser nicht immer hilft
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3XFKYLTN5VFDXEW22EVUM3BGBM.jpeg)
Eine Biene sammelt Nektar an einer Kornblume.
© Quelle: Pia Bayer/dpa
Wenn eine Honigbiene auf dem Boden kriecht, fehlt ihr oft die Kraft. Viele Menschen wollen die schwachen Insekten retten – und ihnen mit einer Zuckerwasserlösung helfen. Doch das ist bei Honigbienen zwar nett gemeint, aber vergebliche Mühe.
Denn schwache Honigbienen, die sich außerhalb ihres Volks bewegen, sind meist krank. „Kranke Bienen verlassen ihr Volk freiwillig, werden von den Wächterbienen zurückgewiesen oder werden von anderen Bienen herausgetragen, damit sie den restlichen Stock nicht anstecken“, erklärt Kirsten Traynor. Sie ist Imkerin, promovierte Biologin und leitet die Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim.
„Bienen, die es nicht mehr allein zu ihrem Volk schaffen, sollten Sie einfach in Ruhe lassen und nicht versuchen, sie aufzupäppeln“, sagt Traynor. Zuckerwasser hilft ihnen nicht. Auch fremden Honig sollte man Honigbienen keinesfalls geben, betont Traynor, da er Sporen von der amerikanischen Faulbrut enthalten kann, die das ganze Volk krank machen.
Die Ausnahme: Hummelköniginnen im Frühling
Etwas anders sieht das allerdings bei Hummeln aus, die zu den Wildbienen zählen. Im Frühling sind häufig geschwächte Jungköniginnen unterwegs, die nach dem Überwintern nach Nahrung suchen. Ist das Wetter schlecht und die Blüten öffnen sich nicht, kommen die Hummelköniginnen oft nicht an genügend Pollen und Nektar. Den benötigen sie aber, um ihre Eierstöcke zu entwickeln. Hier kann eine Zuckerwasserlösung tatsächlich helfen.
Diese Bestäuberinsekten gibt es in Deutschland
Neben Honigbienen gibt es mehr als 580 verschiedene Wildbienenarten in Deutschland. Während Honigbienen sich in Staaten organisieren, lebt ein großer Teil der Wildbienen als Einzelgänger. Zu den Wildbienen zählen etwa Sandbienen, Mauerbienen, Seidenbienen, Hosenbienen – und auch Hummeln, die wie Honigbienen Gemeinschaften bilden. Neben Bienen sind auch Schmetterlinge, Schwebfliegen, Wespen und einige Käferarten sogenannte Bestäuberinsekten. Sie sorgen dafür, dass die Pflanzenwelt fortbesteht.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät dazu, geschwächte Hummelköniginnen vorsichtig, zum Beispiel mit den Händen oder einem Blatt Papier, aufzuheben. Anschließend können Sie einen halben Teelöffel Zucker mit lauwarmem Wasser auflösen und den Löffel so platzieren, dass die Hummel eigenständig trinken kann.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DMGOZCVWFNFMJBUMXEZCJBR5CM.jpg)
Das Leben und wir
Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie – jeden zweiten Donnerstag.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Mit der Zuckerlösung ist unter Umständen nicht nur einer Hummelkönigin geholfen, sondern sie sorgt indirekt dafür, dass ein neuer Hummelstaat entstehen kann. Aber: Das Zuckerwasser ist nur als eine Anschubhilfe für die Hummelköniginnen gedacht. „Bitte nur individuelle geschwächte Hummeln im Frühjahr füttern und keine Schale mit Zuckerwasser im Freien platzieren“, sagt Traynor. Denn die Zuckerwasserlösung bringt Hummeln nur einen kleinen Energiekick. „Langfristig ist es viel besser, mehr Blüten zu pflanzen, sodass sie sich selbst ernähren können“, so Traynor.
So ist Bienen am besten geholfen
Bienenfreundliche Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon helfen Bienen langfristig am besten – da sind sich Imkerinnen und Imker, Umweltverbände und Forschende einig. Wildstauden, Sommerblumen und Kräuter bieten nicht nur Bienen, sondern auch anderen Bestäuberinsekten wie Schmetterlingen, Schwebfliegen oder Wespen Nahrung. „Schnittlauch können Sie beispielsweise länger blühen lassen – das sieht hübsch aus und hilft auch den Bienen und Hummeln“, erklärt Daniela Franzisi vom Nabu.
Welche Pflanzen und Pflanzkonzepte sich für die verschiedenen Boden-, Wasser- und Lichtverhältnisse im Garten am besten eignen, hat Kirsten Traynor gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht. Konkrete Tipps, wie man bienenfreundliche Pflanzen auswählt, anordnet und pflegt, hat das Team in einem Leitfaden übersichtlich zusammengefasst.
Insektenfreundliche Tränken im Garten oder auf dem Balkon können Bienen und anderen Insekten im Sommer helfen, ausreichend Wasser zu finden. Wichtig ist, dass zum Beispiel herausragende Steine, Kugeln oder Hölzer darin liegen, die Bienen und andere Insekten anfliegen können und sie vorm Ertrinken bewahren. Generell sollten Gärten und öffentliche Grünflächen abwechslungsreich gestaltet sein und Bienen und anderen Bestäubern nicht nur Nahrung, sondern auch Nistplätze bieten. So werden Bienen langfristig gestärkt.