Was können Eltern tun, wenn sich die Freunde der Kinder nicht an die Corona-Regeln halten?

"Das ist so unfair!" Für Kinder ist es schwierig, wenn sie sich an die Corona-Regeln halten müssen – ihre Freunde aber draußen zusammen toben, weil deren Eltern ein lockeres Regelverständnis haben (Symbolbild).

"Das ist so unfair!" Für Kinder ist es schwierig, wenn sie sich an die Corona-Regeln halten müssen – ihre Freunde aber draußen zusammen toben, weil deren Eltern ein lockeres Regelverständnis haben (Symbolbild).

„Alle dürfen das, nur ich nicht“ – dieser Spruch dürfte vielen Eltern bekannt vorkommen. Kinder sind häufig eingeschnappt, wenn die Freunde noch weiter Videospiele spielen dürfen, sie selbst aber die Konsole abschalten müssen. Ein häufiges Streitthema ist auch, wenn die ganze Klasse schon ein eigenes Handy besitzt, Mama und Papa aber keines kaufen wollen. In Corona-Zeiten werden manche Eltern aber mit anderen Situationen konfrontiert: Die Freunde treffen sich trotz Vorschriften und AHA-Regeln in großer Runde zum Spielen, aber das Kind soll sich an die Corona-Regeln halten.

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Experte: Eltern müssen klar Stellung beziehen – und sich auch selbst an die Regeln halten

Um die Pandemie eindämmen zu können, ist die Einhaltung der geltenden Regeln wichtig – auch wenn das für viele Kinder bedeutet, dass die Treffen im Park mit allen Kumpels vorerst nicht möglich sind. Dass manche Kinder und Jugendliche aber auch in Corona-Zeiten ein etwas lockeres Regelverständnis haben, wundert Erziehungsberater und Autor Jan-Uwe Rogge nicht: „Eltern könnten sich erst mal die Frage stellen: Wie haben wir uns früher verhalten? Denn auch Eltern, die heute die Befolgung von Regeln von ihren Kindern einfordern – was richtig ist –, haben Regeln gebrochen oder Freunde gehabt, die diese überschritten haben“, sagt der Experte.

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Nun stehen Eltern vor der Herausforderung, ihren Kindern zu erklären, dass die Regeln einzuhalten sind. Das ist vor allem auch dann problematisch, wenn die Eltern der Freunde selbst eher locker mit den Corona-Regeln umgehen. „Eltern werden immer wieder durch Freundinnen und Freunde der Kinder mit anderen Auffassungen konfrontiert – beispielsweise, wenn andere Eltern einen Laissez-faire-Erziehungsstil an den Tag legen“, sagt Rogge. Dieser Erziehungsstil ist davon geprägt, dass Eltern eine eher passive Rolle einnehmen und ihre Kinder „machen lassen“. In solchen Situationen müssen die Eltern dennoch klar Stellung beziehen, meint Rogge: „Wenn sich der Kumpel des Kindes beispielsweise nicht die Hände wäscht, dann ist es wichtig zu sagen: ‚Hör mal, bei uns gibt es bestimmte Regeln und ich möchte, dass sie befolgt werden‘“.

Hierbei ist es wichtig, dass Eltern selbst mit gutem Beispiel vorangehen: „Eltern müssen immer das vorleben, was sie von ihren Kindern auch verlangen. Ansonsten machen sie sich unglaubwürdig“, sagt Rogge. Ein häufiges Negativbeispiel sei die Handynutzung: Manche Eltern verlangten von ihren Mädchen und Jungen, dass sie nicht den ganzen Tag am Handy hängen, hätten allerdings selbst einen problematischen Gebrauch.

Wenn das Kind beharrlich bleibt: Gespräche mit Eltern der Freunde können sinnvoll sein

Laut Rogge ist es für Eltern auch legitim, bei den Müttern und Vätern der Freunde anzurufen und in Erfahrung zu bringen, ob sie ihren Kindern wirklich beispielsweise Treffen mit vielen Freunden erlauben. „Dies darf nur keine Drohung an die Kinder sein, denn das führt nur zu einer Verhärtung der Situation“, betont Rogge. Stattdessen sollten Eltern es als Feststellung formulieren. Darauf reagieren Kinder ganz unterschiedlich: Vor allem dann, wenn die Kinder geflunkert haben, wollen sie einen Anruf verhindern. „Wenn Kinder aber so etwas sagen wie ‚dann ruf doch da an‘, dann dürfen Eltern nicht kneifen, sondern müssen es auch machen“, betont der Erziehungsberater.

In Gesprächen mit anderen Eltern merken Mütter und Väter entweder, dass die vom Kind geschilderte Situation stimmt oder dass die Freunde sich entgegen dem Willen ihrer Eltern in größeren Gruppen treffen. „Wenn Eltern im Gespräch dann erfahren, dass die Mütter und Väter der Freundinnen und Freunde tatsächlich ein lockereres Regelverständnis haben, dann sollten sie gegenüber ihren Kindern nochmals betonen, dass ihnen die Einhaltung von Regeln trotzdem wichtig ist“, sagt Rogge.

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Teenagern mit Empathie begegnen

Solche Gespräche sind nicht immer von Erfolg gekrönt – und können gerade mit Teenagern auch gerne mal ausarten. Wie können Mütter und Väter also dem Nachwuchs erklären, warum die Corona-Regeln wichtig sind? Eine Strategie ist es, so Rogge, ihnen mit Empathie zu begegnen. „Man kann Kindern beispielsweise sagen: ‚Ich kann deine Sichtweise verstehen. Mir ging das damals mit meinen Eltern auch so und dann war ich stinksauer auf sie. Aber ich möchte, dass das, was ich sage, auch umgesetzt wird‘“, sagt der Experte. Sollten die Emotionen dennoch hochkochen, müssen sich die Gemüter erst mal beruhigen. Erst dann solle sich die Mutter oder der Vater mit dem Kind zusammensetzen und ihm noch mal alles in Ruhe erklären.

„Wichtig ist auch, dass Eltern Teenagern deutlich machen, dass sie sie nicht kontrollieren können und möchten, wenn sie mit einer Freundin oder einem Freund unterwegs sind“, betont Rogge. Das heiße jedoch nicht, dass sich Eltern ohne konkreten Verdacht Sorgen machen müssen, dass die Kinder gegen die Regeln verstoßen. „Vielen Pubertierenden sind bestimmte Haltungen, die ihnen ihre Eltern vermittelt haben, sehr wichtig und sie denken auch daran, wenn sie mit ihren Freunden unterwegs sind“, sagt der Erziehungsberater.

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