Fischsterben an der Nordseeküste: Wissenschaftler nennen mögliche Ursache
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FRYY7CYCO5FCPB6RMZESJ2U7XY.jpeg)
Mehrere Hundert tote Fische liegen am Strand von St. Peter-Ording.
© Quelle: Rainer Schulz/Schutzstation Watt
Cuxhaven/Kiel. Das Fischsterben an der Nordseeküste von Schleswig-Holstein und Niedersachsen gibt Forschern immer noch Rätsel auf. Mehrere Hundert tote Fische – darunter vor allem Heringe, aber auch Störe und Aale – waren in den vergangenen Tagen angeschwemmt worden.
Die genaue Ursache für das massenhafte Sterben ist noch unklar. Patrick Tiede vom Umweltministerium in Kiel teilte am Mittwoch mit: “Zurzeit werden im Husumer Hafen und am Büsumer Hafen Proben von lebenden Fischen genommen, um sie auf verschiedene Parameter zu untersuchen.” Mit Ergebnissen wird in den kommenden Tagen gerechnet.
Menschliches Einwirken eher unwahrscheinlich
“Solch plötzliche Fischsterben passieren eher selten”, weiß Dr. Jörn Scharsack, Experte für Fischkrankheiten in Nord- und Ostsee am Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven. Im Interview mit dem Science Media Center (SMC) bezweifelte er, dass dahinter eine anthropogene – durch den Menschen ausgelöste – Ursache steckt, wie Naturschützer derzeit mehrheitlich vermuten.
Eine Verklappung von Schlick im Hamburger Hafen würde zwar zu einem lokalen Sauerstoffmangel im Wasser führen, “aber das müsste relativ schnell wieder verschwinden und würde auch mehrere Arten betreffen, nicht primär Heringe”.
Toxische Algenblüten als mögliche Ursache
Nach Ansicht von Prof. Henner Hollert, Professor für Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, sollte “die Hypothese der Giftblüten von Blaualgen (Cyanobakterien) als Ursache genauer überprüft werden”, sagte er gegenüber dem SMC. “Diese können bekanntermaßen zu solchen Fischsterben führen, wenn Massenvermehrungen stattfinden.”
Wenn sich allerdings herausstellt, dass weitere Arten großräumig betroffen sind, ändert das die Sachlage. Das würde dann eher auf Vergiftung hindeuten.
Dr. Jörn Scharsack,
Experte für Fischkrankheiten in Nord- und Ostsee am Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven
Auch für Scharsack ist die Theorie der toxischen Algenblüten am wahrscheinlichsten. Er gibt aber zu Bedenken, dass dann ebenfalls andere Fischarten betroffen seien. Seiner Meinung nach könnte auch eine heringspezifische Erkrankung eine Rolle spielen. “Wenn sich allerdings herausstellt, dass weitere Arten großräumig betroffen sind, ändert das die Sachlage”, so Scharsack. “Das würde dann eher auf eine Vergiftung hindeuten.”
Ähnliches Fischsterben 2007 auf Sylt beobachtet
Ein ähnliches Fischsterben hatte es bereits 2007 auf der Insel Sylt gegeben. Dort waren ebenfalls mehrere Hunderttausend tote Heringe an den Strand gespült worden.
“Dort vermutete man, dass die Wetterlage schuld sei und zu wenig Sauerstoff im Wasser vorhanden war”, sagte Dr. Justus van Beusekom, Meeresbiologe am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung, gegenüber dem SMC. Um das jetzige Fischsterben besser einschätzen zu können, müssten weitere Messungen und Untersuchungen durchgeführt werden.