Erziehung in der Pandemie
Als Elternteil ist man es gewohnt, einen gewissen Pragmatismus an den Tag zu legen und sich nicht laut zu beklagen. Doch was die Omikron-Welle aktuell vielen Müttern und Vätern abverlangt, geht oft weit über die Grenzen des Machbaren und der eigenen Kräfte hinaus. Gesundheitsexperten und -expertinnen sehen die Politik in der Bringschuld.
Wenn Vera Ludewig an das allmorgendliche Szenario der vergangenen Wochen denkt, dann kommt der Mutter von zwei kleinen Kindern vor allem ein Wort in den Sinn: Psychoterror. Aktuell sieht nicht nur ihre, sondern die Realität vieler Mütter und Väter so aus: Morgens zwischen 6 und 7 Uhr aufstehen, vorsichtig aufs Handy schauen und darauf hoffen, dass es nicht wieder ein Kind aus derselben Kita-Gruppe oder Klasse erwischt hat, sprich, das Covid-Schnelltestergebnis positiv war. Hinzu kommt die tägliche Testung der eigenen Kinder, ebenfalls immer von einem gewissen Unbehagen begleitet.
Ludewig hat ein Kind in der Kita und eins in der zweiten Klasse, sie und ihr Mann sind beide berufstätig. Für Lehrerinnen und Lehrer ist Homeoffice schon lange keine Option mehr, denn die Schulen sind landesweit wieder geöffnet. Es ist eine ewige Ambivalenz der Gefühle – sie bewegt sich zwischen einer Art Ratlosigkeit, „Wo soll dieser Quarantäneirrsinn noch hinführen?“, und einem gewissen Pragmatismus, „Ach, komm. Wir schaffen das schon irgendwie“. Manche haben indes völlig resigniert.