Keine Annährung: Gewerkschaft EVG schließt neue Streiks nicht aus
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Wurde von Arbeitgeberseite sitzen lassen: EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch.
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Berlin. Auf Zugreisende in Deutschland könnten in den nächsten Tagen wieder Streiks zukommen. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch bestätigte in einem Pressestatement, dass nach der Abreise der Arbeitgeberseite die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn vorerst beendet seien. „Damit liegt die Option von Streiks natürlich auf dem Tisch“, sagte Loroch am Mittwochmittag.
Trotzdem würde die EVG gerne an den Verhandlungstisch zurückkehren. „Meine Kollegen und ich hätten heute eigentlich in der vierten Verhandlungsrunde sitzen wollen. Wir sind verhandlungsbereit, um zu einem guten Ergebnis zu kommen“, so Loroch. Das aktuelle Angebot bedeute einen deutlichen Reallohnverlust für die Arbeitnehmer. Die Tarifkommission werde über entsprechende Vorschläge in den kommenden Tagen beraten.
Bahn sah keine Verhandlungsgrundlage
Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG hattte die Deutsche Bahn zuvor weiteren Verhandlungen eine Absage erteilt. „Das ist im Moment sinnlos, weil die EVG sich keinen Millimeter bewegt“, kritisierte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler in der Nacht zu Mittwoch. Das Unternehmen wolle nun die Lage bewerten und in den Gremien über weitere Schritte beraten.
Seiler kritisierte die EVG, nachdem diese am späten Dienstagabend ein Angebot abgelehnt hatte. „Die Gewerkschaft zeigt kein Entgegenkommen und macht keine Lösungsvorschläge. Sie beharrt einfach stur auf ihren Ausgangsforderungen“. Die EVG sah dagegen wesentliche Forderungen nicht erfüllt. „Das, was derzeit auf dem Tisch liegt, ist sozial ungerecht“, sagte Verhandlungsführer Kristian Loroch.
Bahn bietet Inflationsausgleich in Höhe von 2850 Euro an
Die Bahn hatte das Angebot für die 180.000 Beschäftigten bei der Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche vorgelegt und stufenweise zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen, acht Prozent die oberen. Die erste Erhöhungsstufe soll demnach in diesem Jahr umgesetzt werden. Hinzu kommt eine stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab diesem Juli gezahlt werden könnte. Die Laufzeit würde zwei Jahre betragen.
Die Kluft zwischen den Tarifparteien ist nach wie vor groß: Die Gewerkschaft fordert einen Festbetrag von mindestens 650 Euro im Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen. Einmalzahlungen lehnte die EVG bisher ab.
Drohen die nächsten Streiks?
Für Reisende und Pendler wird sich in den kommenden Tagen entscheiden, ob die Gewerkschaft mit weiteren Warnstreiks den Bahnverkehr lahmlegen will. Die EVG hatte im Tarifstreit schon zweimal zu Warnstreiks aufgerufen. Zuletzt sagte sie einen 50-Stunden-Warnstreik kurzfristig ab, nachdem sie mit der Bahn vor dem Arbeitsgericht Frankfurt in einem der Knackpunkte einen Vergleich erzielt hatte. Auch eine Urabstimmung, die unbefristete Streiks zur Folge haben könnte, ist nicht vom Tisch.
Der Tarifkonflikt zwischen EVG und Bahn dauert seit Ende Februar an. Zu Beginn verliefen die Gespräche stockend. Die vierte Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche bewerteten beide Parteien aber als konstruktiv.
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EVG ist mit anderen Bahnunternehmen in besseren Gesprächen
Die EVG verhandelt auch mit Dutzenden weiteren Bahnunternehmen über höhere Tarife für die rund 230. 000 Branchenbeschäftigten. „Einige Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen, mit denen wir derzeit ebenfalls verhandeln, sind der DB AG mittlerweile einen deutlichen Schritt voraus und bieten bereits einen Mindestbetrag an, um den die Löhne im Monat steigen sollen“, sagte Loroch am Dienstag.
RND/dpa/cb