Die Versicherungsbranche sieht die Risiken einer Epidemie aus einem einfachen Grund gelassen, meint unser Kommentator Jens Heitmann. Sie muss nicht für die Schäden aufkommen.
Hannover.Die Gelassenheit ist fast schon aufreizend: Die Industrie fürchtet um ihre Lieferketten, eine Großveranstaltung nach der anderen wird abgesagt, die Reisebranche bangt um ihre Buchungen für die Sommersaison – und die Versicherer zucken nur mit den Achseln. Milliardenschwere Belastungen durch die Ausbreitung des Coronavirus? Nicht doch, heißt es bei Allianz, Munich Re und Hannover Rück übereinstimmend. Eine Epidemie sei schließlich kein Hurrikan.
Der wichtigste Unterschied aus Sicht der Assekuranz ist banal: Der größte Teil der Policen, die gegen Produktionsausfälle oder die Absagen von Messen oder Konzerten schützen, schließt eine Haftung im Fall einer Seuche aus. Betriebsunterbrechungen sind in der Regel nur dann versichert, wenn ein unmittelbarer Sachschaden der Auslöser ist. Wegen der Erfahrungen mit vergangenen Virusausbrüchen wie Sars, Ebola und Zika haben die Versicherer ihre Klauseln zum Ausschluss von Epidemierisiken verschärft.