Versichern lohnt sich: Elektrofahrräder sind beliebtes Diebesgut
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Pedelecs haben auch bei Dieben an Beliebtheit gewonnen.
© Quelle: Robert Günther/dpa-tmn
In der Pandemie haben viele Deutsche ihre Liebe zur infektionsfreien Fortbewegung per Fahrrad entdeckt. Das gilt vor allem für die Variante mit unterstützendem Elektroantrieb. Fast zwei Millionen solcher Drahtesel wurden voriges Jahr in Deutschland verkauft, hat der Zweiradverband ZIV gemeldet. Binnen Jahresfrist waren das satte 43 Prozent mehr. Auf gut sieben Millionen Zweiräder summiert sich der Bestand an Elektrofahrrädern, die im Schnitt neu 2600 Euro kosten, hier zu Lande mittlerweile. Geschätzt werden sie aber nicht nur von ihren rechtmäßigen Besitzern, sondern auch von Langfingern, warnt der Bund der Versicherten (BdV). „Die kostspieligen Gefährte sind ein begehrtes Diebesgut“, sagt BdV-Expertin Bianca Boss. Ein Blick auf Statistiken bestätigt das.
Das Versichern von E-Bikes ist nicht so einfach
Zwar werden in Deutschland jedes Jahr weniger Fahrräder gestohlen. In der soeben veröffentlichten Polizeistatistik 2020 sind gut 260.000 Fälle erfasst, gut 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Zugleich aber melden Versicherer keine Rückgänge bei Schäden für entwendete Drahtesel. 2019 haben sie laut Versicherungsverband GDV 110 Millionen Euro dafür bezahlt. Neuere GDV-Zahlen gibt es noch nicht. Im Schnitt hätten Versicherer pro geklautem Rad 720 Euro berappt, verglichen mit 650 Euro im Jahr 2018. Vor einer Dekade waren es noch bei 410 Euro.
Experten führen das vor allem auch auf den Boom bei hochpreisigen Elektrofahrrädern sowie den allgemeinen Trend zu hochwertigen Fahrrädern zurück. Gut jedes vierte der hierzulande mehr als sieben Millionen Elektrofahrräder ist aber nicht versichert, haben Meinungsforscher des YouGov-Instituts ermittelt. Das ist einerseits riskant. Andererseits ist das Versichern von Elektrofahrrädern nicht so einfach, stellt der BdV klar.
Spezielle Fahrradpolicen schließen schnelle Räder mit ein
Das fange damit an, dass nicht alle elektrisch betriebenen Fahrräder versicherungstechnisch gleich sind, sagt Boss. Man unterscheide grundsätzlich zwei Kategorien – sogenannte Pedelecs und E-Bikes, die manchmal auch S-Pedelecs genannt werden. Bei Ersteren schaltet die Unterstützung des Elektroantriebs bei 25 Stundenkilometern ab, während die zweite Variante elektrisch auf bis zu 45 Stundenkilometer beschleunigt.
Pedelecs aber seien im Unterschied zu E-Bikes bei Diebstahl grundsätzlich von einer Hausratspolice abgedeckt, erklärt Boss. Das gilt zumindest für den Fall, dass sie aus einem abgesperrten Kellerraum oder der eigenen Wohnung geklaut werden, was jedoch selten vorkommt. Meistens werden Elektrofahrräder unterwegs entwendet. „Dann braucht man gegen Aufpreis einen Zusatzbaustein zur Hausratversicherung“, klärt die BdV-Expertin auf. Für schnelle E-Bikes gelte das nicht. Die brauchen wie Mofas und Mopeds eine Haftpflichtpolice, die Diebstahl einschließt.
Als allgemeine Alternative für Pedelecs gibt es spezielle Fahrradpolicen, die aber nicht gerade billig sind. „In der Regel ist ein Zusatz zur Hausratversicherung günstiger“, sagt Boss. Andererseits bieten die speziellen Policen aber auch noch Leistungen wie Reparaturschutz oder Pannenhilfe und sie begleicht auch Unfall- oder Sturzschäden sowie Akkudefekte. Diese Edelvariante kann für ein 2.600 Euro teures Elektrofahrrad knapp 200 Euro jährlich kosten. Manchmal gibt es Rabatt für Personen über 50 Jahren oder Mitglieder von Fahrradclubs.
Investition in ein gutes Schloss lohnt sich
Wichtig sei es, beim Versichern von Fahrrädern auf das Kleingedruckte zu achten, warnt der BdV. Denn Versicherer machen ihren Schutz oft davon abhängig, dass man beim Absperren des Drahtesels bestimmte Schlossformen wie Bügel- oder Faltschlösser oder nur solche ab einem bestimmten Sicherheitsgrad verwendet. Andernfalls zahlt der Versicherer nicht. „Im Fall eines Diebstahls muss man alles nachweisen können“, betont Boss. Sowohl die Kaufbelege für das Fahrrad als auch die für das Schloss gut aufbewahren, heißt das. Manche Fahrradversicherer verlangen schon bei Vertragsabschluss einen Kaufbeleg für ein hochwertiges Schloss, um bei einem späteren Schadensfall Ärger vorzubeugen.
Der Fahrradverband ADFC hat noch einen weiteren Rat – die Batterie eines Elektrofahrrads immer mitzunehmen, vor allem falls es länger draußen steht. Zum einen nehme der Diebstahl von Pedelec-Akkus zu, warnt ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn. „Außerdem ist ein Pedelec ohne Akku natürlich viel weniger interessant für Diebe“, erklärt er. Rund ein Drittel des Werts eines Elektrofahrrads entfällt auf die Batterie, die man mit wenigen Handgriffen abnehmen oder ausbauen kann. Derartige Vorsorge dürfte auch helfen, im zweiten Pandemiefrühling entspannter mit einem teuren Drahtesel unterwegs zu sein.