„Müssen uns an höhere Preise gewöhnen"

Netzagenturchef: Haushalte müssen noch „sechs bis zwölf Monate“ auf sinkende Gaspreise warten

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, spricht bei einem Interview.

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Düsseldorf. Von den gesunkenen Großhandelspreisen für Gas und Strom werden Verbraucher in Deutschland nach Einschätzung der Bundesnetzagentur erst in einigen Monaten profitieren.

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„Es dürfte noch sechs bis zwölf Monate dauern, bis die Senkung der Großhandelspreise für Gas und Strom auch bei den Haushaltskunden ankommt“, sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der „Rheinischen Post“ (Samstag). „Das liegt an der Laufzeit der Verträge und an der Einkaufsstrategie der Unternehmen.“

„Wir müssen uns an höhere Preise gewöhnen“

Er erwarte von den Unternehmen, dass Preissenkungen auch ankommen, sagte Müller. „So billig wie 2021 wird es allerdings nicht mehr werden.“ Die Großhandelspreise für Gas, die im Spätsommer bei über 300 Euro pro Megawatt gelegen hätten, seien auf ein Niveau um die 50 Euro gefallen. Das sei weit mehr als im Jahr 2021, doch die neue Normalität. „Wir müssen uns an höhere Preise gewöhnen, die Zeit der billigen Energie aus Russland ist endgültig vorbei“, sagte Müller.

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„Wir bekommen viele Beschwerden von Verbrauchern, die die hohen Preise ihres Versorgers kritisieren“, sagte der Behördenchef weiter. Verbraucher hätten ein Sonderkündigungsrecht, wenn die Preise erhöht würden. Und wenn Unternehmen die Rechte der Verbraucher verletzen, könne die Bundesnetzagentur dagegen vorgehen.

Energiewirtschaft soll Situation nicht ausnutzen

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Energiekonzerne Ende Februar aufgefordert, sinkende Großhandelspreise an Verbraucher weiterzureichen. Er „erwarte, dass die Energieunternehmen die Situation jetzt nicht ausnutzen und Sondergewinne machen“, hatte er der „Bild“-Zeitung gesagt. Die Energiewirtschaft betonte daraufhin, die Strom- und Gasanbieter nutzten die Marktlage in der Regel nicht aus. „Die ersten Preissenkungen einzelner Gasversorger zeigen, dass der Wettbewerb am Gasmarkt funktioniert und die Energieversorger, sobald es ihre Beschaffungssituation erlaubt, Preissenkungen weitergeben“, hatte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, gesagt.

Diesen Winter wird es keine Gasmangellage geben – doch was passiert in der nächsten Kälteperiode?

Mit Blick auf diesen Winter schloß Müller eine Gasmangellage aus. Die deutschen Gasspeicher seien zu 64 Prozent gefüllt. Selbst bei sehr kalter Witterung in den kommenden Wochen sei die Versorgung daher gesichert. „Wir haben es geschafft, für diesen Winter schließen wir eine Gasmangellage endgültig aus.“ Anders jedoch sehe es für den Winter 2023/24 aus. Dabei sei das Wetter das „größte Risiko“, so der Netzagenturchef. „Bei Kälte hören viele Haushalte sofort auf zu sparen.“ Zudem sei China eine „große Unbekannte“, meinte Müller: „Wenn Chinas Konjunktur nach der Coronakrise wieder anspringt, wird die Gasnachfrage deutlich steigen.“

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„Wir können eine Gasmangellage für den nächsten Winter nicht ausschließen“, erklärte der Behördenchef. „Risikofaktoren sind, dass der Winter 2023/24 sehr kalt wird, dass Haushalte und Firmen zu wenig sparen, dass die LNG-Terminals nicht wie geplant arbeiten – zudem müssten wir unseren Nachbarländern bei Problemen aushelfen.“ Doch bereits im kommenden Frühjahr und Sommer könne man für eine gute Befüllung der Gasspeicher sorgen. Wäre die Gasspeicher ab 1. Mai noch zu deutlich mehr als 50 Prozent gefüllt, „wäre ich froh“, so Müller.

Preissteigerung wegen Angriffskriegs gegen die Ukraine

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren die Erdgaspreise 2022 drastisch gestiegen. In der Spitze wurden Preise von mehr als 300 Euro gezahlt, nachdem Erdgas längere Zeit um die 20 Euro je MWh gekostet hatte. Seit Dezember ist der Preis für Erdgas in einer kontinuierlichen Abwärtsbewegung. Mit ausschlaggebend hierfür sind die vergleichsweise gut gefüllten Erdgasspeicher. In der ersten Märzwoche fiel der Preis für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat bis auf 42,50 Euro je Megawattstunde (MWh). Günstiger war europäisches Erdgas zuvor im August 2021. Zuletzt bewegte sich der Preis bei etwas über 43 Euro.

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Seit Anfang März greifen zudem die milliardenschweren staatlichen Preisbremsen zur Dämpfung der Energiekosten. Rückwirkend gibt es auch eine Entlastung für Januar und Februar. Wie hoch die Entlastung ausfällt, richtet sich nach dem jeweiligen Verbrauch und Tarif.

RND/sic/dpa

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