Jako-o bereits eingestellt

Spielzeughersteller Haba insolvent: Woran das liegt – und was das für Kunden bedeutet

Die Kugelbahn Kullerbü während der Internationalen Spielwarenmesse am Stand von Haba. Der oberfränkische Spielwarenhersteller Haba Sales GmbH & Co. KG hat beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

Die Kugelbahn Kullerbü während der Internationalen Spielwarenmesse am Stand von Haba. Der oberfränkische Spielwarenhersteller Haba Sales GmbH & Co. KG hat beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

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Das bayerische Unternehmen Haba, bekannt für sein buntes Holzspielzeug, befindet sich in der Krise. Das Familienunternehmen geht in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Es ist die Folge einer längeren Entwicklung: Im März hatte sich Haba von seinem Geschäftsführer Tim Steffens getrennt. Im August hatte der Spielzeughersteller verkündet, die Marke Jako-o einzustellen. Nun folgte der nächste harte Schlag für das Unternehmen und die Region.

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Die Insolvenz in Eigenverwaltung bedeutet für Haba, dass nicht ein Insolvenzverwalter die Geschicke der Firma übernimmt, sondern der Geschäftsführer Mario Wilhelm, federführend bleibt und einen Sachverwalter zur Seite gestellt bekommt. Dadurch will Haba wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen. Haba-Sprecherin Ilka Kunzelmann, teilte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit, dass sich für die Kundinnen und Kunden erst mal nichts ändere. Sie können weiter Spielzeug von Haba kaufen. Im Unternehmen selber rumort es aber gewaltig.

Spielwarenbranche hatte eigentlich Höhenflug

„Haba ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, bekam jedoch die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Auswirkungen der Covid-Pandemie massiv zu spüren“, sagt Kunzelmann.

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Dabei hatte gerade die Spielwarenbranche von der Pandemie profitiert. 2020 und 2021 sind die deutschen Branchenumsätze um rund 15 Prozent auf nahe 4 Milliarden Euro gewachsen, bevor sie voriges Jahr wieder moderat um 5 Prozent sanken. Bei Haba ging der Gruppenumsatz 2022 nach eigenen Angaben um rund ein Zehntel auf noch 313 Millionen Euro zurück, nachdem er schon in der Pandemie branchenuntypisch nicht gewachsen war.

Hat Haba die falschen Entscheidungen getroffen?

Auch Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie (DVSI) betont: „Die Spielzeugwarenbranche kriselt überhaupt nicht.“ Vielmehr stünden Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand. „Bei Haba war das Hauptproblem der Versender Jako-o.“ Jako-o ist eine Art Gemischtwarenladen von Haba, über den das Unternehmen unter anderem Kinderkleidung, Bettwäsche oder Spiele vertreibt.

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Brobeil weiter: „Nicht die Spielwarenbranche ist in der Krise, sondern eher der Online- oder Versandhandel. Diese Krise wird jetzt noch dadurch verschärft, dass die Kunden nach der Pandemie in die Läden zurückkehren.“ Kunzelmann erklärt auf Nachfrage: „Es wurden in den vergangenen Jahren einige Entscheidungen getroffen, die sich im Nachhinein aus falsch herausgestellt haben.“

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„Jetzt bleibt Haba auf den Lagerbeständen sitzen“

Nicole Ehrsam, Bevollmächtigte der IG Metall Coburg, sieht das ähnlich. „Jako-o hat gehofft, dass die Umsätze während der Corona-Zeit steigen. Das Unternehmen hat große Lagerbestände aufgebaut“, sagte sie dem RND. Doch die Rechnung sei nicht aufgegangen. „Jetzt bleibt Haba auf diesen Lagerbeständen sitzen.“

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Das Familienunternehmen traf laut Ehrsam mit einem Wechsel der Betriebssoftware noch eine weitere Fehlentscheidung. Weil es nicht sauber funktioniert habe, hätten Kunden wochenlang auf ihre Einkäufe gewartet, was sich negativ auf die Kundenzufriedenheit und den Umsatz ausgewirkt habe.

Gewerkschaft spricht von „hartem Schlag“ für Region

Haba will sich nun auch dadurch sanieren, dass es Mitarbeiter entlässt. Kunzelmann wollte sich auf RND-Anfrage nicht dazu äußern, wie viele Stellen abgebaut werden. Gewerkschafterin Ehrsam allerdings rechnet damit, dass von den knapp 2000 Mitarbeitern mehrere Hundert Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Sie sagte: „Für die Region ist das ein harter Schlag.“

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Doch es gibt auch aufbauende Stimmen. Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), sagt dem RND: „Die Insolvenz in Eigenverwaltung kann für Haba zum Befreiungsschlag werden. Haba steht für hohe Qualität und Made in Germany.“ Kunzelmann macht eines klar: Das Familienunternehmen „befindet sich derzeit in der größten Umstrukturierung der mehr als 85-jährigen Firmengeschichte.“

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