Börse: Wetten auf das Traumszenario
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Blick in die Glaskugel vor der Frankfurter Börse: Wird es 2023 weiter bergauf gehen?
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
War da was mit Krise? Das Jahr hat begonnen, als gehe über der deutschen Börse gerade die ganz große Sonne auf. Der Dax hat sich über 15.000 Punkte gehangelt, nachdem er am 2. Januar unter 14.000 begonnen hatte. Gut 7 Prozent in knapp zwei Wochen sind ja mal nicht so schlecht. Von rund 25 Prozent seit September gar nicht zu reden.
Von Atempausen wenig zu sehen
Von Erschöpfungs- oder Besinnungspause also keine Spur. Vielleicht ist der Wille zum Jahresanfang einfach besonders groß, den bestmöglichen Verlauf der Dinge zu erwarten.
Für die Aktienbörse sähe der ungefähr so aus: Die Konjunktur legt eine sanfte Landung hin und stürzt nicht in die harte Rezession; die Inflation geht schnell und auf breiter Front zurück; deshalb müssen die Notenbanken die Zinsen nur noch wenig erhöhen. Und bei alldem entwickeln sich die Unternehmensgewinne gemäß den tendenziell optimistischen Prognosen.
Ja, so wäre es schön, aber in der Liste passt nicht alles automatisch zusammen. Es wird zum Beispiel schwer, die Inflation zu beseitigen, ohne in die Rezession zu rutschen – unter der wiederum die Unternehmensgewinne leiden würden. Sagen wir mal so: Der deutsche Aktienmarkt folgt gerade dem bestmöglichen Szenario. Es ist aber nicht unbedingt das wahrscheinlichste. Die US-Anlegerinnen und US-Anleger sind deutlich skeptischer.
Aktivistische Investoren bei Bayer
Der Dax-Gewinner der Woche hat nichts mit Konjunktur, aber viel mit Szenarien zu tun: Um rund 15 Prozent ist der Bayer-Kurs gestiegen. Zwei weitere aktivistische Investoren haben sich eingekauft und werden nun – wie bereits Finanzinvestor Elliott – auf eine Aufspaltung in die Agrarchemie mit dem Kernstück Monsanto und in die Pharmasparte dringen.
Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Nach langem Siechtum der Bayer-Aktie war der Einstieg für die Fonds billig. Die teuren Prozesse um Monsanto scheinen einigermaßen unter Kontrolle zu sein. Und Konzernchef Werner Baumann räumt nächstes Jahr seinen Stuhl – das schafft Raum für grundlegende Veränderungen. Über 70 Prozent Wertpotenzial durch eine Aufspaltung wird spekuliert.