ChatGPT: mein neuer digitaler Assistent
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Chatbot ChatGPT: durchschnittliches bis überdurchschnittliches Leseniveau.
© Quelle: lemono/iStockphoto
Seit dem 30. November 2022 können Menschen den Prototypen von ChatGPT ausprobieren, die Veröffentlichung erfolgte mit einem Knall – schon nach fünf Tagen haben sich mehr als eine Million Nutzer angemeldet.
Ich wurde neugierig und habe es mir angesehen. Die Nutzung war denkbar einfach: Man findet ein Chatfeld vor und kann dort alles eingeben, was einem einfällt. Also gut, dachte ich. „Was bedeutet Freiheit im Kontext von Demokratie?“, tippte ich. Die Antwort kam binnen zwei Sekunden. Und sie war … ziemlich gut. Ich testete weiter: „Schreib den Text aus Sicht einer jungen Frau mit entsprechendem Vokabular.“ Zwei Sekunden später lag ein Text vor, der tatsächlich von mir hätte kommen können, wie ich mit einer Freundin darüber sprechen würde.
Die Texte waren kurz, schlüssig und stilistisch gut. Ich bekam Gänsehaut. Und war sprachlos, während mein Kopf mit einem Zukunftsszenario nach dem anderen zu tun hatte. Mir war schon klar, dass es irgendwann so weit sein würde. Mir war nicht klar, dass bereits Ende 2022 eine künstliche Intelligenz existieren würde, die mal wirklich intelligent ist. Die Zusammenhänge so gut verstehen würde. ChatGPT ist schlichtweg unglaublich.
Es ist imstande, Hausarbeiten zu politischen Themen, Website-Codes oder Businesspläne zu erstellen, die ein durchschnittliches bis überdurchschnittliches Niveau erreichen können. Anders gesagt: Es lässt sich oft nicht mehr von menschlicher Leistung unterscheiden.
Dieser enorme Entwicklungssprung hat mich im wahrsten Sinne des Wortes überwältigt. Und ich bin nicht alleine damit: Unis sind in Aufruhr, da Studenten sich Hausarbeiten schreiben lassen können, Copywriter sind es, weil sie ihren Job gefährdet gesehen, Autoren, Künstler und sogar Google sehen ChatGPT als Bedrohung für ihr eigenes Geschäftsmodell an. Es hat unheimliches Potenzial, da es die Art und Weise, wie wir das Internet nutzen und wie wir arbeiten, verändern könnte.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich dazu stehen soll. Allerdings habe ich beschlossen, dass ich ChatGPT von nun an umfangreich testen werde. Ich will herausfinden, ob es mich in meinem Alltag als Gründerin tatsächlich unterstützt – und wo die Grenzen sind. Ich bin gespannt auf meinen ersten digitalen persönlichen Assistenten und werde berichten.
Vivien Wysocki ist Gründerin des Modelabels saint sass, politisch engagiert und arbeitet als internationales Model. Sie studierte Medienmanagement in Hannover und lebt in Berlin. Im Wechsel mit anderen Autorinnen schreibt sie die RND-Kolumne „Chefinnensache“ über Gleichstellung, Digitalisierung und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge finden Sie hier.