Entwickeln Google und Facebook Konkurrenz für ChatGPT?
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Die neue Software ChatGPT kann sekundenschnell Texte schreiben, die kaum von denen eines Menschen zu unterscheiden sind. Microsoft hat bereits Milliarden in die Software investiert und möchte sie für Kunden freischalten.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Frankfurt am Main. Der Sensationserfolg der KI‑Software ChatGPT hat in der Hightechbranche ein mittelschweres Erdbeben ausgelöst. Nun haben auch die Google-Mutter Alphabet und der Facebook-Konzern Meta angekündigt, alsbald ähnliche Anwendungen anzubieten, die ebenfalls auf künstlicher Intelligenz (KI) beruhen.
Google-Chef Sundar Pichai sagte, dass sein Unternehmen eigene Kommunikationswerkzeuge wie Lamda „in den kommenden Wochen und Monaten“ zur Verfügung stellen wird. Nutzer würden bald in der Lage sein, Sprachmodelle „als Begleiter für die Suche“ zu nutzen, so Pichai während einer Telefonkonferenz, in der die Geschäftszahlen des Internet-Suchriesen für das vierte Quartal vorgestellt wurden. „Wir stehen am Anfang unserer KI‑Reise, und das Beste kommt erst noch“, sagte er. Lamda („Language Model for Dialog Application“) ist eng verwandt mit ChatGPT.
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© Quelle: Reuters
Beide basieren auf Transformer, einem sogenannten neuronalen Netzwerk, das von Google selbst erschaffen wurde. Transformer ermöglicht das Training mittels Textdateien, um zu „erkennen“, wie Wörter zueinander in Beziehung stehen, um dann vorherzusagen, welche Wörter als Nächstes kommen, heißt es einem Google-Dokument. Lamda werde dabei auf Dialoge trainiert, um sogar Nuancen zu kennen, die ein offenes Gespräch von anderen Formen der Sprache unterscheiden. Mit dieser „Feinfühligkeit“ will man möglichst nah an die menschliche Kommunikation kommen.
Debatte über Verbote
Die Start-up-Firma OpenAI ist Google zuvorgekommen und hat ChatGPT schon Ende November den Nutzern und Nutzerinnen weltweit zur Verfügung gestellt. Seither ist die Aufregung groß. Der Chatbot kann auf Kommando Texte zu einem gewünschten Thema erstellen. Sie sind grammatisch korrekt und wirken plausibel. Die Anwendung kann auch Gedichte schreiben und zum Ergänzen und Reparieren von Programmierzeilen für neue Software eingesetzt werden. In Schulen und Universitäten wird bereits diskutiert, wie Lehrende damit umgehen sollen. So hat die Schulbehörde der Stadt New York die Nutzung von ChatGPT für das Verfertigen schriftlichen Hausarbeiten bereits verboten. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Software Falschinformationen verbreitet und Quellen für Texte frei erfunden hat.
Zu den maßgeblichen Investoren von OpenAI gehören der Tesla-Chef Elon Musk und Microsoft. Der Hightechgigant hat dem Start‑up kürzlich zusätzliche 10 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt und angekündigt, die künstliche Intelligenz in seine Besprechungsplattform Teams zu integrieren. ChatGPT soll dabei wie ein „virtueller Assistent“ fungieren, „der an jeder Konferenz teilnimmt“ und den Zugeschalteten zum Beispiel Aufgaben automatisch zuweist, die im Videocall thematisiert wurden. Auch sollen Transkripte erstellt oder Simultanübersetzungen ermöglicht werden. Nach Angaben des Fachdienstes Techcrunch wird der Chatbot zudem in den nächsten Wochen in die Suchmaschine Bing integriert.
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Da könnte für Google neue Konkurrenz erwachsen. Bislang dominiert die Alphabet-Tochter weltweit die Internetsuche und ist damit maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Konzern in der globalen Internetwerbung einen Marktanteil von fast 30 Prozent hat. Die Kommunikationssoftware eröffnet neue Möglichkeiten für die Suche, weil sie interaktiv arbeitet. Das Prinzip: Nutzerinnen und Nutzer können ihre Suchen in Alltagssprache formulieren und so lang nachhaken, bis der Algorithmus exakt die Informationen geliefert hat, die die Nutzerin oder der Nutzer gesucht hat. Genau dies dürfte Pichai alarmiert und zum baldigen Start von Lamda veranlasst haben. Zumal die aktuellen Zahlen zeigen, dass Google in seinem Kerngeschäft im vierten Quartal einen Umsatz- und Gewinneinbruch erlitten hat.
Diskriminierende und antisemitische Chats
Auch Meta-Chef Mark Zuckerberg hat mitgekriegt, was sich in Sachen KI gerade tut. Gefragt nach ChatGPT sprach er auf einer Telefonkonferenz von „faszinierenden Dingen“. Er kündigte an, dass sein Unternehmen noch in diesem Jahr eine Reihe eigener Produkte vorstellen werde, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten. Allerdings räumte er auch ein, dass das automatisierte Erstellen von Texten oder auch Bildern derzeit noch zu teuer sei. Es werde aber an verschiedenen Stellschrauben gedreht, um die Kosten zu senken. Wobei der allergrößte Teil der Rechenleistung nicht beim Schreiben selbst, sondern beim Trainieren anfällt, wo gigantische Textmengen verarbeitet werden müssen, damit die Software sprachliche Muster sicher erkennen kann.
Meta hat indes mit den Textmaschinen bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Verschiedene Versionen von Prototypen produzierten immer wieder rassistische, antisemitische, diskriminierende und falsche Aussagen, die beispielsweise den Klimawandel leugneten. So wurde im November das Sprachmodell Galactica nach nur wenigen Tagen wieder abgeschaltet.
Auch die Google-Experten sorgen sich. Es gilt, Reputationsverlust zu vermeiden, was ein Grund dafür sein dürfte, dass Lamda noch nicht online ist. Modelle, die auf Sprache trainiert seien, könnten „Vorurteile verinnerlichen, hasserfüllte Sprache spiegeln oder irreführende Informationen replizieren“. Höchste Priorität bei Technologien wie Lamda sei deshalb, „sicherzustellen, dass wir solche Risiken minimieren“, heißt es bei Google.