Auferstehung eines Totgesagten: Bitcoin feiert sein Comeback
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/77X2SAOJEJCODKD3X6R7CVSPIA.jpeg)
Die wichtigste Kryptowährung hat ihre Schwächephase hinter sich.
© Quelle: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Ze
Der Bitcoin hat seine Durststrecke offenbar hinter sich. Erstmals seit dem vergangenen Sommer hat die Kryptowährung wieder den Wert von 30.000 Dollar erreicht. Das bedeutet einen Anstieg um rund 80 Prozent seit dem Jahreswechsel. Auf diesem Niveau wächst allerdings auch die Vorsicht: Am Mittwoch bewegte sich der Kurs mit leichten Verlusten um die 30.000er-Marke.
Den entscheidenden Schub brachte eine Krise: Der Bitcoin stand gerade einmal bei 20.000 Dollar, als Anfang März in den USA die Silicon Valley Bank zusammenbrach. Nervöse Kunden hatten ihre Guthaben aus der Hausbank der kalifornischen Techszene abgezogen. Am Montag danach begann der steile Bitcoin-Aufstieg um fast 50 Prozent innerhalb von vier Wochen – beschleunigt noch durch die Rettungsaktion für die Credit Suisse wenige Tage später.
Wende auch bei Ethereum
Ähnlich sieht die Kurve bei Ethereum aus, der zweitgrößten Kryptowährung. Viele Experten geben ihr größere Zukunftschancen als dem Bitcoin, weil Ethereum mehr Funktionen bietet und besser für massenhafte Anwendung geeignet ist. Seit dem Jahreswechsel stieg der Wert von 1200 auf 1800 Dollar, auch hier war das Wochenende der Bankpleite ein entscheidender Wendepunkt.
Anleger gehen derzeit davon aus, dass Kryptowährungen eine Lösung für die zentralen Punkte des Versagens, der Undurchsichtigkeit und der Regulierungslücken im traditionellen Finanzsystem sind.
Konstantin Oldenburger,
Experte vom Broker CMC Markets
Die Turbulenzen hätten die Attraktivität von Kryptowährungen „als ‚Alternative‘ zum etablierten Finanzsystem“ in den Augen einiger Anleger erhöht, schreibt Sören Hettler von der DZ Bank in einer Analyse. Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets erklärt: „Anleger gehen derzeit davon aus, dass Kryptowährungen eine Lösung für die zentralen Punkte des Versagens, der Undurchsichtigkeit und der Regulierungslücken im traditionellen Finanzsystem sind.“
Vom gleichen Effekt profitiert auch Gold. Die traditionelle Fluchtwährung begann ebenfalls Anfang März ihren Aufstieg und schaffte es über 2000 Dollar pro Feinunze. Damit ist der Rekordpreis vom Sommer 2020 in Reichweite. Nicht umsonst wird der Bitcoin gern als „digitales Gold“ beworben: Von beiden erhoffen sich Anleger Werterhalt und Handelbarkeit, falls das Finanzsystem zusammenbrechen sollte.
Kryptogeld leidet unter steigenden Zinsen
Beim Bitcoin war der Werterhalt bisher allerdings eher Glückssache. Seinen Höchststand erreichte er im November 2021 mit fast 67.000 Dollar, nachdem sich der Wert innerhalb eines Jahres vervierfacht hatte. Danach ging es steil abwärts, denn gleich zwei Widrigkeiten trafen das Kryptogeld. Zunächst drückte die Zinswende alle Anlageformen, für die es keine Zinsen gibt.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SUXJXPIWORDNBLHNMVWTSMEM5M.png)
Unbezahlbar
Unser Newsletter begleitet Sie mit wertvollen Tipps und Hintergründen durch Energiekrise und Inflation – immer mittwochs.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Dann erschütterte die Pleite der Handelsplattform FTX das Vertrauen in das gesamte Kryptosystem. Doch für Abgesänge war es offenbar zu früh: Hoffnungen auf eine entspanntere Geldpolitik und die Unsicherheit bei den etablierten Banken trieben viele Anleger wieder zurück zu Digitalwerten.
Regulierung kann den Sektor bremsen
DZ-Experte Hettler bleibt dennoch skeptisch: „So gerechtfertigt der jüngste Kursanstieg bei Kryptowährungen auf Basis dieser Faktoren erscheinen mag, bedeutet dies nicht, dass dies der Beginn einer anhaltenden Aufwärtsbewegung sein muss.“ Das vergangene Jahr habe gezeigt, wie schnell es abwärts gehen kann. Außerdem trieben vor allem die USA die Regulierung dieses Sektors voran, die Börsenaufsicht SEC geht gegen mehrere Kryptounternehmen vor. Und die Notenbank Fed könnte die Zinsen doch stärker erhöhen als erwartet – das wahrscheinlich größte Risiko für alle Kryptowerte. „In Stein gemeißelt ist das Bitcoin-Comeback folglich nicht“, schreibt Hettler.
Die Kryptoszene dagegen glaubt fest daran. Mike Novogratz, ein bekannter Investor auf diesem Gebiet, sagte im US-Sender CNBC gerade eine Rückkehr auf Rekordhöhen innerhalb der nächsten zwei Jahre voraus.