Die Olympischen Trauerspiele beginnen

Eine Person arbeitet an einer Schneemaschine auf einem Hügel mit Blick auf das Langlauftraining vor den Olympischen Winterspielen 2022.

Eine Person arbeitet an einer Schneemaschine auf einem Hügel mit Blick auf das Langlauftraining vor den Olympischen Winterspielen 2022.

Es ist ein paar Monate her, da standen wir schon einmal vor besonderen Olympischen Spielen. Austragungsort war Tokio – und irgendwie wurde mehr über Corona geredet als über Sport. Der Gedanke, der sich aufgrund eines sportlichen Festes ohne Zuschauer in einer abgeschlossenen Blase auftat: Absurder als bei diesem Sportfest in Japan kann es nicht mehr werden.

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Spätestens ab diesem 4. Februar 2022 werden wir feststellen müssen: Kann es doch. Denn es sind wieder Olympische Spiele, dieses Mal auf Kunstschnee und Eis, in einem Land ohne jegliche Wintersporttradition, in Wettkampfstätten, die ohne jegliche Rücksicht auf Nachhaltigkeit, ökologisches Bewusstsein und Kosten in die Natur gepflanzt wurden. Und Corona ist auch noch da.

Am Ende entscheidend wird der wunderbare, verbindende Gedanke der Olympischen Spiele jedoch durch die Politik des Gastgeberlandes persifliert. Man muss das an dieser Stelle so kompromisslos sagen: Ein Land, das sich des Grundgedankens der Olympischen Bewegung als nicht würdig erweist, sollte Olympische Spiele nicht ausrichten dürfen. Und China erweist sich dieser Grundidee, die sich den Aufbau einer friedlichen und besseren Welt sowie die Bekämpfung jeder Form der Diskriminierung zum Ziel gesetzt hat, gegenüber als nicht würdig.

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Denn China steckt Mitglieder der muslimischen Minderheit der Uiguren in Umerziehungslager. Denn China torpediert die Demokratiebewegung in Hongkong. Denn China unterdrückt die Meinungsfreiheit. Denn China überwacht seine Bürger und versucht dies über die Pflichtapp „My2022″ auch mit den Olympiabesucherinnen und -besuchern.

+++ Die Olympischen Spiele im Liveblog +++

Wer dennoch immer noch behauptet, das habe doch alles nichts mit Sport zu tun, denkt zu kurz. China nutzt vielmehr den Sport und nun eben die Olympischen Spiele, um sein eigenes Bild national und international nach eigenem Gusto zu inszenieren. Immerhin bietet der reine Sport normalerweise unschuldige Bilder, Bilder, die positiv emotionalisieren. Die Unterdrückung ganzer Volksgruppen wird dann schnell vergessen.

Wer außerdem denkt, dass diese Winterspiele eine Plattform bieten könnten, um Veränderungen anzuschieben, denkt ebenfalls zu kurz. Das zeigen die Erfahrungen der Geschichte. Hat sich China nach den Sommerspielen 2008 in Peking etwa zum Positiven entwickelt? Ist Russland nach den Winterspielen 2014 in Sotschi und der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 etwa demokratischer geworden? Natürlich nicht. In beiden Fällen gilt: Der Sport kam und er ging wieder – der Mangel an Demokratie blieb dagegen und wurde eher größer.

Mehr Politik als durch die behauptete Abwesenheit von Politik bei den an diesem Freitag beginnenden Winterspielen geht also gar nicht. Nicht umsonst besucht Russlands Staatschef Wladimir Putin genau jetzt seinen chinesischen Kollegen Xi Jinping, während sich die deutsche Bundesregierung weiter vor einer klaren Positionierung zu diesen Olympischen Winterspielen drückt.

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Das Internationale Olympische Komitee unter seinem Präsidenten Thomas Bach wiederum macht sich zum Handlanger des ausrichtenden Staates, kritiklos, willfährig. Schade ist das auch für die Athletinnen und Athleten, die für all dies nichts können und nach vier Jahren harter Trainingsarbeit ein berechtigtes Interesse daran haben, die Ergebnisse ihrer Schinderei präsentieren zu können. Die frühere Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag brachte es am Donnerstag auf den Punkt: „Wenn wir alle morgen am Fernseher sitzen und die Eröffnungsfeier schauen sollten, muss man sich immer klarmachen, zum selben Zeitpunkt werden dort Menschen gefoltert.“

Herzlich willkommen bei den Olympischen Trauerspielen!

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