Milliardengeschäft Bundesliga: So machte Seifert die DFL groß
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Noch nie war es so lukrativ, in der 1. Fußball-Bundesliga zu spielen.
© Quelle: imago images/RHR-Foto
Einblicke hinter die Fassade gewährt Christian Seifert nur selten. Das gerne vor einer neuen Bundesliga-Saison von der Deutschen Fußball Liga (DFL) veranstaltete „Angrillen“ in der Frankfurter Hausbar war solch ein Termin. Eine unscheinbare Location im Jugendstil in den Grünanlagen der Frankfurter Innenstadt diente kurz vor dem Startschuss zum Meinungsaustausch mit den wichtigsten „Meinungsmachern“ – ein Dutzend Journalisten waren zum Plausch mit Seifert bei Bier und Bratwurst geladen.
Der DFL-Chef kam in kurzen Shorts und mit dem Fahrrad dazu und war sehr darauf bedacht, genau zu verorten, was sein Gegenüber über den deutschen Fußball denkt. Selbst an solchen Terminen, bei denen Stift und Zettel eigentlich stecken bleiben sollten, konnte Seifert nicht den Eindruck verwischen, strategisch vorzugehen. Um letztlich seine Institution besser zu positionieren. Das ist ihm in gut 15 Jahren bestens gelungen.
Anders als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Dachorganisation für mehr als sieben Millionen Mitglieder und 25.000 Vereine steht die DFL unter seiner Regentschaft für ein skandalfreies Tun. Mit seinem angekündigten Rückzug hinterlässt er im Profibetrieb auf dem Zenit seines Wirkens ein Machtvakuum. Zu Anfang als Quereinsteiger vom Vorstand der KarstadtQuelle New Media AG von etlichen namhaften Bundesliga-Größen noch skeptisch beäugt, schwärmten zuletzt selbst die mächtigen Bosse Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern München) oder Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) von einem ebenso weitsichtigen wie geschäftstüchtigen Strategen, dem rhetorisch fast niemand das Wasser reichen konnte.
In der Corona-Krise waren seine guten Verbindungen für den deutschen Fußball viel wert. Mit direktem Draht zu Politikern wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und gutem Gespür für die notwendigen Schritte ausgestattet, schaffte es der eher konservativ angehauchte Seifert, dass die Bundesliga als erste Profiliga weltweit den Spielbetrieb wieder aufnahm. Dass überall das deutsche Hygienekonzept nachgeahmt wurde, war auch Verdienst eines Steuermannes, der bei einem Neujahrsempfang mal allen Zuhörern ins Gewissen geredet hatte, in Deutschland nicht nur immer alles besser zu wissen, sondern es endlich mal wieder besser zu machen.
Unter Seifert avancierte die Bundesliga zur sechstgrößten Sportliga der Welt
Solche Spitzen, gerne auch mal in Richtung DFB, Uefa oder Fifa, konnte er sich deshalb leisten, weil er in seiner ureigenen Aufgabe, der Vermarktung der Fernsehrechte der 1. und 2. Bundesliga, sagenhafte Ergebnisse herausholte. Die Aufgabe der 2000 gegründeten DFL war es nun einmal, für das boomende Spiel mit dem Ball möglichst viel Kapital herauszuschlagen, um im internationalen Wettrüsten mithalten zu können. Bevor die Corona-Krise kam, hatten die Bundesliga-Klubs ihren Umsatz auf 4,8 Milliarden Euro gesteigert – zum Vergleich: Als Seifert 2005 anfing, lag der Gesamtumsatz bei 1,5 Milliarden Euro. Die Bundesliga avancierte zur sechsgrößten Sportliga der Welt, die DFL-Gruppe erzielte seit 2005 mehr als 10 Milliarden Euro an Medienerlösen – das entspricht einer Steigerung von 287 Prozent.
Die DFL hatte damals 24 Mitarbeiter, heute besteht die DFL-Gruppe aus sieben Tochtergesellschaften und der DFL-Stiftung mit insgesamt mehr als 300 Mitarbeitern.