Verband drängt auf Maßnahmen

Müssen Reisende im Sommer 2023 wieder mit einem Flugchaos rechnen?

Am Flughafen Düsseldorf war es im Sommer 2022 zu chaotischen Szenen gekommen.

Am Flughafen Düsseldorf war es im Sommer 2022 zu chaotischen Szenen gekommen.

Mit Schrecken werden sich viele Reisende an das Chaos an vielen deutschen Flughäfen aus dem Sommer 2022 erinnern. Da die Corona-Beschränkungen weltweit weitestgehend aufgehoben sind, geht der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrs­wirtschaft (BDL) in diesem Jahr von einem Wiederanstieg der Passagier­zahlen im deutschen Reiseverkehr aus. Und dann? Müssen sich Reisende wieder auf lange Wartezeiten, Flugausfälle und verspätetes Gepäck einstellen?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie sich im Sommer 2023 ein erneutes Flugchaos vermeiden lasse, damit beschäftigten sich alle Beteiligten in der deutschen Flugbranche schon seit Herbst 2022, betonte Jost Lammers, BDL-Präsident und Münchner Flughafenchef, am Mittwoch. Nach der kurzfristigen Aufhebung vieler Reiserestriktionen im Frühling letzten Jahres habe man festgestellt, dass wenige Monate nicht ausreichen, um gut funktionierende Abläufe an den meisten Flughäfen zu gewährleisten.

Aus diesem Grund arbeite man seit Monaten zusammen mit Flughäfen, Flug­gesellschaften, Bundespolizei, Deutscher Flugsicherung und den Boden­verkehrs­dienstleistern daran, die Prozesse beim Check-in, bei der Flugzeug­abfertigung und bei der Gepäck­nachverfolgung zu optimieren. Hier setze der BDL auch darauf, dass neue, moderne Techniken wie die Gepäck­scanner am Frankfurter und Münchner Flughafen die Abläufe optimieren werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Einführung solcher Techniken sei jedoch kurzfristig deutschlandweit nicht möglich, weswegen auch immer noch die Passagierinnen und Passagiere gefragt seien, sich möglichst gut vorzubereiten und an Regeln zu halten, um die Abläufe so schnell wie möglich zu gestalten.

Arbeitskräfte aus dem Ausland sollen Personalengpässe ausgleichen

Für den Sommer 2023 hoffe man deswegen stark darauf, dass die Bundes­regierung bessere Möglichkeiten schaffe, um zusätzliches Personal aus dem Ausland einstellen zu können. Matthias von Randow, Haupt­geschäfts­führer des BDL, sprach sich für den Abbau bürokratischer Hürden und die Schaffung einer längerfristigen Perspektive für diese Arbeitskräfte aus. Denn auf anderem Weg seien die Personal­­probleme der Luftfahrt­­branche längerfristig nicht zu lösen.

Er schlägt vor, dass auch ungelernte Kräfte ohne Sondergenehmigungen für den kompletten Sommer­flugplan, also die Hauptreisezeit an deutschen Flughäfen, eingestellt werden sollten. So ließen sich kurzfristige Personal­­probleme besser auffangen. Langfristig soll den Arbeitskräften auf Wunsch aber auch eine Perspektive in Deutschland offenstehen, so von Randow.

Erholung bei den Passagierzahlen

Zusätzliche Arbeitskräfte dürften an deutschen Flughäfen auch nötig sein, denn die Passagier­­zahlen im Land erholen sich im Vergleich zu den Pandemie­­jahren immer mehr. Der BDL stellte am Mittwoch dazu die aktuellen Zahlen vor.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Im Gegensatz zu dem vorherigen Jahr gab es 2022 ein Wachstum um 110 Prozent, insgesamt flogen 164,7 Millionen Passagierinnen und Passagiere von deutschen Flughäfen ab. Das sind zwar immer noch nur etwa 66 Prozent der Passagier­zahlen aus dem Jahr 2019, aber der Trend zeigt stark nach oben. Auch für das Jahr 2023 geht der Verband deshalb von einem weiteren starken Anstieg aus – bis zu 88 Prozent des Angebots aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 werden für europäische und interkontinentale Flüge erwartet.

Ein Airbus A330 der Fluggesellschaft Lufthansa befindet sich kurz nach dem Start vom Flughafen im Steigflug.

Die Passagierzahlen an deutschen Flughäfen werden auch 2023 wieder ansteigen.

Bei Inlands­flügen in Deutschland nimmt der Flugverkehr dagegen deutlich weniger zu, hier erholen sich die Passagierzahlen nur an einzelnen Standorten spürbar – die großen Drehkreuze wie Frankfurt oder München erreichen mittlerweile wieder ein Niveau von rund 77 Prozent von 2019. Kleinere Flughäfen kommen dagegen auf manchen Strecken nur auf eine Auslastung von etwa 40 Prozent des Niveaus von vor der Corona-Pandemie.

Probleme können nicht ausgeschlossen werden

Mit Blick auf den insgesamt starken Anstieg der Passagier­zahlen in Deutschland können Probleme im kommenden Sommer deshalb nicht ausgeschlossen werden, so Lammers. Trotzdem gehe die Branche deutlich besser vorbereitet als noch im letzten Jahr in den Sommer, weswegen er nicht von flächen­deckenden Problemen ausgehe. An einzelnen Tagen und Stand­orten werde es sicherlich mal Probleme und damit auch Verzögerungen und Verspätungen geben, dies sei nicht zu verhindern, so der BDL-Präsident, aber „wenn alle an einem Strang ziehen, wird es in diesem Sommer für uns machbar sein“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Für Probleme könnte aber zum Beispiel die geopolitische Lage sorgen, erklärt Lammers. Faktoren, die zu Beschränkungen und damit zu Verspätungen im Flugverkehr führen könnten, sind aus Sicht des BDL über den Sommer weiterhin die Unwägbarkeiten des Ukraine-Krieges oder auch das geplante militärische Manöver Air Defender 2023. Bei dem sollen im Juni Hunderte Kampfjets im europäischen und deutschen Luftraum unterwegs sein.

Eurocontrol mit düsterer Prognose für den Sommer

Die europäische Flugsicherungs­behörde Eurocontrol ist in ihrer Prognose für den Sommer weniger optimistisch als der BDL. Durch die in diesem Jahr zu erwartende hohe Auslastung des Luftraums und die ungelösten Personal­probleme vieler Airlines und Flughäfen müsse immer wieder mit Störungen gerechnet werden. Diese würden dann entsprechend zu Ausfällen und Verspätungen führen.

Ähnlich sieht es das Fluggastrechte­portal Flightright und kritisiert, dass die Flug­gesellschaften ihr Angebot auf ein ähnliches Niveau wie vor der Corona-Pandemie anheben würden, ohne ausreichend Personal für diese Auslastung zu haben.

Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken