Enttäuschung in Frankfurt (Oder)

„Mit deutlicher Mehrheit“: Jury erklärt Entscheidung für neues Zukunftszentrum in Halle

Das neue Zukunftszentrum soll in Halle angesiedelt werden.

Das neue Zukunftszentrum soll in Halle angesiedelt werden.

Berlin. Die jüngste Entscheidung einer Auswahljury, das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle (Sachsen-Anhalt) zu errichten, hat Zustimmung, aber auch einen gewissen Unmut hervorgerufen. Die Entscheidung für das Zentrum, das 200 Millionen Euro kosten soll, mit 40 Millionen Euro jährlich gefördert und etwa 200 Mitarbeiter haben wird, war am Dienstag unter Vorsitz der SPD-Bundestagsabgeordneten Katrin Budde, die selbst aus Sachsen-Anhalt kommt, gefallen – mit einer „deutlichen Mehrheit“, wie sie sagte. Neben Halle hatten sich Frankfurt (Oder) in Brandenburg, Eisenach und Jena in Thüringen sowie Leipzig/Plauen in Sachsen als zentrale Orte der Friedlichen Revolution gemeinsam beworben.

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Budde betonte, am Ende sei die Entscheidung zwischen Frankfurt (Oder) und Halle gefallen – und bei den Unterlegenen „mit Enttäuschungen verbunden“. Ausschlaggebend sei gewesen, dass Halle mit rund 240.000 Einwohnern selbst ein Ort der Transformation sei, der aus der Alt- und der Neustadt zusammenwachse – und die Umgebung weitere typische Orte der Transformation aufweise. Zudem biete Halle etwa mit der Universität und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ein „herausragendes kulturelles Umfeld“.

„Kein Zentrum für Halle, sondern für ganz Deutschland“

Als bedeutsam hob die SPD-Politikerin den künftigen Standort des Zentrums hervor – den Riebeckplatz in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes. Der Platz, der bis 2003 Ernst-Thälmann-Platz hieß, galt ab 1960 als verkehrsreichster Knotenpunkt der DDR. Noch heute treffen sich an dem Ort, der von Plattenbauten gesäumt wird, viele Straßen, die nach Nord und Süd sowie nach Ost und West führen.

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Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) versicherte, man werde bei der Realisierung des Vorhabens Ideen und Vorstellungen anderer Bewerberstädte mit einbeziehen. „Das Zukunftszentrum wird seinen Sitz in Halle haben, aber es ist kein Zentrum für Halle, sondern für ganz Deutschland“, sagte er – und verwies auf gemeinsame Transformationserfahrungen in Deutschland und Osteuropa.

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Die aus dem benachbarten Dessau stammende Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erklärte: „Ich freue mich wirklich sehr, dass Halle der Ort für das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation wird. Geschichte, Lage, das kulturelle und das wissenschaftliche Umfeld sprechen für diese Stadt. Die Erfahrungen der Menschen in Halle und im Chemiedreieck mit Veränderungsprozessen, ihre Hoffnungen, ihre Enttäuschungen, ihre Erwartungen an solche Transformationen sind für unsere Zukunft sehr wichtig.“

Stärkung der Metropolregion Halle-Jena-Leipzig

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), sagte, Halle sei eine interessante Stadt und aus nicht nachvollziehbaren Gründen zu bescheiden. Er sagte ferner, sie sei aus verschiedenen Richtungen gut zu erreichen. Schneider hat dem Bundeskabinett, das das letzte Wort hat, nach eigenen Angaben empfohlen, das Votum umzusetzen.

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Das Gebäude, dessen Fertigstellung für 2028 geplant ist, soll einerseits als Museum fungieren, andererseits aber auch als Forschungs- und Begegnungszentrum. Die Idee dazu wurde in der Regierungskommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ geboren und geht auf den ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) zurück. Er war Teil der Jury.

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(zu dpa: «Einladung nach Bayern: Giffey will Söder Berlin zeigen») Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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In den unterlegenen Bundesländern und den dazugehörigen Städten machte sich unterdessen ein gewisser Frust breit. Brandenburgs Wissenschafts- und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte: „Halle hat gewonnen. Aber Frankfurt (Oder) hat nicht verloren.“ Als gebürtige Frankfurterin, so Schüle, sei sie jedenfalls enttäuscht. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zeigte sich ebenfalls enttäuscht, „da die Landesbewerbungen aus Jena und Eisenach starke Elemente hatten“. Der Linken-Politiker fuhr allerdings fort, dass die Metropolregion Halle-Jena-Leipzig mit der Entscheidung für Halle weiter gestärkt werde. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) äußerte sich hingegen bis Mittwochnachmittag nicht. Auch Platzeck schwieg. Man darf das wohl als Zeichen werten.

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