Seit Kriegsbeginn sind fast 900.000 Menschen aus der Ukraine gekommen
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Archiv: Geflüchtete aus der Ukraine kommen mit einem Zug aus Warschau am Berliner Hauptbahnhof an.
© Quelle: IMAGO/Marius Schwarz
Es kommen keine überfüllten Sonderzüge mehr aus der Ukraine – die Zuflucht aus dem von Russland angegriffenen Land nach Deutschland ist aber ungebrochen. Seit dem 24. Februar, dem Tag des Überfalls, bis zum 3. Juli sind 876.461 Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland eingereist. Das geht aus einem Lagebericht der Bundesagentur für Arbeit hervor, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Weniger als die Hälfte der Eingereisten haben Hilfen bei den Behörden beantragt. Bis Ende Juni hatten sich 353.424 Ukrainerinnen und Ukrainer bei Arbeitsagenturen, Jobcentern und anderen kommunalen Stellen gemeldet, davon sind 265.153 im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 67 Jahren. Zugleich zählen die Familienkassen inzwischen knapp 121.000 Anträge auf Kindergeld.
Bereits 144.000 Integrationskurse genehmigt
An eine schnelle Vermittlung in offene Stellen ist allerdings nicht zu denken. Mehr als drei Viertel der erwerbsfähigen registrierten Geflüchteten sind weiblich. Ein großer Teil von ihnen ist mit kleinen Kindern gekommen. Allein die Kinderbetreuung während der Integrationskurse stellt eine Herausforderung dar, wie auch aus dem Bericht hervorgeht. Die Arbeitgeber wiederum nennen als größte Hürde für eine Einstellung der Ukrainerinnen und Ukrainer die Sprachkenntnisse. Immerhin: Rund 144.000 Integrationskurse wurden bislang genehmigt. 52.000 Geflüchtete haben ihren Kurs bereits begonnen.
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Wie die wirtschaftliche Lage aussieht, wenn die Geflüchteten aus der Ukraine fit sind für den deutschen Arbeitsmarkt, ist offen. Die Bundesagentur bezeichnet die Situation als „noch stabil“. Die dämpfenden Effekte nähmen zu. Dazu zählen die zurückgehenden Exporte, die Lücken in den Lieferketten und vor allem die steigenden Energiepreise. Knapp drei Viertel der Firmen klagen über Engpässe beim Material. Besonders betroffen sind Maschinenbau, Hersteller von IT-Geräten und die Autoindustrie.
Ein weiterer Risikofaktor: Die Verbraucherinnen und Verbraucher halten sich angesichts der Inflation zurück. Sie kaufen preisgünstiger ein und greifen zum Beispiel seltener zu Fleisch und Wurst, Obst und Gemüse sowie zu frischen Backwaren.
Unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung und der Zahl der offenen Stellen bleibt die Bundesagentur bei der Lageeinschätzung vorsichtig: „Inwieweit die Geflüchteten aus der Ukraine für den Arbeitsmarkt eine längerfristige Bedeutung haben werden, hängt davon ab, ob der Fortgang der Ereignisse für eine längere Bleibedauer spricht“, heißt es im Lagebericht. Klar aber ist, dass zunächst einmal die Arbeitslosenquote steigen wird, weil die Ukrainerinnen und Ukrainer – anders als damals die Geflüchteten aus Syrien – direkt Hartz-IV-Leistungen bekommen und Anspruch auf Eingliederung in den Arbeitsmarkt haben.
Finanzminister muss nachlegen
Auf die Bundesagentur kommen bisher nicht kalkulierte Kosten zu. Das Arbeitsministerium wird beim Finanzminister zusätzliche Mittel für das laufende Jahr beantragen müssen, wie auch aus dem Lagebericht hervorgeht.
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