Peinlicher Propaganda-Fauxpas: Russland berichtet von zerstörten US-Panzern – die sind aber noch gar nicht in der Ukraine
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/A5V2YQKE2VGRTNG5FS2FOGMLZI.jpg)
Russlands Verteidigungsministeriumssprecher, Igor Konaschenkow, bei einem offiziellen Statement zur Lage in der Ukraine. (Archivbild)
© Quelle: IMAGO/UPI Photo
Moskau/Kiew. Das russische Verteidigungsministerium soll die Zerstörung von vier Bradley-Panzern gemeldet haben – allerdings wurden die Schützenpanzer aus den USA noch gar nicht in die Ukraine geliefert. Das berichtet unter anderem der Politikwissenschaftler Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) auf Twitter. Am Donnerstag teilte Kluge einen Videoausschnitt, in dem sich der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konashenkov, in einem offiziellen Statement zu der angeblichen Zerstörung der Bradleys äußert.
+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++
Auch das Medienprojekt Nexta berichtete auf Twitter über das Statement. Demnach sagt der russische Verteidigungsministeriumssprecher in dem Video: „Als Ergebnis der Kampfhandlungen in dieser Richtung verlor der Feind: elf Panzer, 17 Infanteriekampffahrzeuge, darunter vier amerikanische Bradley-Schützenpanzer.“
USA liefern 50 Bradley-Schützenpanzer an die Ukraine
Die USA hatten vergangene Woche angekündigt, im Zuge der jüngsten Waffenlieferungen an die Ukraine auch 50 Bradleys bereitstellen zu wollen. Sie sind Teil eines 3,8 Milliarden US-Dollar schweren Waffenpakets für das Land. Wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag mitteilte, sollen die Panzer in der kommenden Woche in der Ukraine ankommen. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Bradley-Schützenpanzern soll auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr erfolgen, sagte Ryder. Zuvor hatte das Pentagon bereits mitgeteilt, dass rund 100 ukrainische Soldaten ab kommender Woche auf einer Militärbasis in Oklahoma am Patriot-Flugabwehrsystem ausgebildet werden sollen.
Der Schützenpanzer Bradley verfügt im Vergleich mit russischen Panzern über eine bessere Sensorik, erklärte Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er könne den Feind früher erkennen und schneller bekämpfen, so der Kommandant des Gardebataillons. Einige Versionen des Bradleys verfügten über eine Panzerabwehrlenkwaffe, um Gegner aus großer Distanz zu bekämpfen. „Die Besonderheit am Bradley ist, dass er Soldaten transportieren und am Angriffsziel absetzen kann.“
Offenbar nicht die erste Falschinformation zu ukrainischem Kriegsgerät von Russland
Auch Deutschland und Frankreich haben Panzerlieferungen an die ukrainischen Streitkräfte angekündigt. Das französische Verteidigungsministerium teilte am Freitag mit, dass sie den versprochenen Spähpanzer des Typs AMX-10 RC innerhalb von zwei Monaten liefern will. Von der Bundesregierung gehen 40 Marder in die Ukraine. Sie sollen innerhalb der ersten drei Monate dieses Jahres übergeben werden.
Laut der ukrainischen Abgeordneten und Vize-Parteichefin der liberalen Stimme, Inna Sowsun, ist es nicht das erste Mal, dass Russland Falschinformationen über demolierte Militärausrüstung der Ukraine verbreitet. Demnach habe Russland zuvor bereits erklärt, doppelt so viele US-Raketensysteme des Typs M142 HIMARS zerstört zu haben wie die Ukraine besitzen würde.
In einem Tweet schrieb Sowsun: „Siege für die Russen zu erfinden, ist das Einzige, was sie tun können.“
RND/ar/scs/dpa