Russen sollen wieder bei Olympischen Spielen mitmachen

Sportphilosoph kritisiert IOC: „Als ob sie Angst davor hätten, dass die Russen sie verlassen könnten“

Der zweimalige russische Bob-Olympiasiger, Alexander Subkow, führt 2014 in Sotschi (Russland) bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele als Fahnenträger das russische Team an. Die IOC-Linie zu einer Rückkehr russischer Sportler in internationale Wettbewerbe ist stark umstritten.

Der zweimalige russische Bob-Olympiasiger, Alexander Subkow, führt 2014 in Sotschi (Russland) bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele als Fahnenträger das russische Team an. Die IOC-Linie zu einer Rückkehr russischer Sportler in internationale Wettbewerbe ist stark umstritten.

Berlin. Den IOC-Kurs für eine mögliche Zulassung russischer Sportler zu den Olympischen Spielen in Paris hält Sportphilosoph Gunter Gebauer „für viel zu weich und nachgiebig“. Das Vorgehen des Internationalen Olympischen Komitees sei „wieder mal ein Kotau vor Russland“, sagte Gebauer der Deutschen Presse-Agentur. Ein solches Verhalten des Dachverbands habe bereits Methode. Es sei, „als ob sie Angst davor hätten, dass die Russen sie verlassen könnten oder sich feindselig verhalten könnten“, sagte Gebauer.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das IOC um Präsident Thomas Bach hatte zuletzt angekündigt, Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus trotz des Krieges in der Ukraine Wege für eine Rückkehr auf die internationale Sportbühne öffnen zu wollen. Das könnte auch eine Teilnahme an den Sommerspielen 2024 bedeuten, wenn auch nur unter neutraler Flagge.

Was bringt der Leopard der Ukraine?
Leopard 2A6 Panzer Ein Leopard 2A6 Kampfpanzer fährt in auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in sächsischen Nochten. Weißkeißel Sachsen Deutschland *** Leopard 2A6 Panzer A Leopard 2A6 main battle tank drives in the military training area Upper Lusatia in Saxon Nochten Weißkeißel Saxony Germany

Deutschland gibt grünes Licht für die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine und will das Waffensystem auch selbst bereitstellen.

„Nach den Statuten der Olympischen Spiele kann das Nationale Olympische Komitee einer kriegführenden Nation, insbesondere wenn es sich um einen Angriffskrieg handelt, nicht zu Olympischen Spielen eingeladen werden“, sagte Gebauer. Die vom IOC nun angestrebte Lösung sei typisch für IOC-Chef Bach. „Er taktiert und versucht, Russland nicht zu erzürnen“, sagte Gebauer.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Sieht das IOC wegen der Tokio-Spiele enorm unter Druck: Philosoph Gunter Gebauer.

Sieht das IOC wegen der Tokio-Spiele enorm unter Druck: Philosoph Gunter Gebauer.

Bei den Winterspielen in Peking im Vorjahr habe sich gezeigt, dass durch Verhalten und Auftreten der Russen „die Neutralität überhaupt keinen Bestand“ habe. Das Argument des IOC, Sportler dürften nicht für ihre Nationalität bestraft werden, trifft laut Gebauer nicht zu: „Die meisten von ihnen werden staatlich gefördert und werden zu staatlicher Solidarität angehalten und zeigen sie auch.“

+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++

Einen Olympia-Boykott von Ländern wie Deutschland aus Solidarität mit der Ukraine, sollten Russen in Paris starten dürfen, hält der Sportphilosoph für den falschen Weg. Bisherige Boykottformen wie 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles seien relativ erfolglos gewesen und hätten eher der Gegenseite freien Lauf gelassen, sagte Gebauer. Ein Boykott in Paris werde „die Russen überhaupt nicht stören, Hauptsache, sie können die Medaillenspiegel anführen“, sagte der 79-Jährige.

Podoljak greift das IOC an

Stattdessen sei es „ganz wichtig, dass die Nationalen Olympischen Komitees Haltung zeigen und klar zum Ausdruck bringen, dass sie die Beteiligung von Russland unter den jetzigen Bedingungen ablehnen“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak kritisierte das IOC scharf. Auf Twitter schrieb er, dass das IOC ein Promoter von Krieg, Mord und Zerstörung sei. „Das IOC schaut mit Freude der Russischen Föderation zu, wie sie zerstört und bietet ihr dann eine Plattform an, um Völkermord zu promoten und ermutigt sie zum weiteren Töten.“ An IOC-Präsident Thomas Bach gewandt, fügte er hinzu: „Offensichtlich hat russisches Geld, das die olympische Heuchelei kauft, nicht den Geruch von ukrainischem Blut. Richtig, Herr Bach?“ Ein IOC-Sprecher wies wenig später „diese und andere diffamierende Äußerungen aufs Schärfste zurück“.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Kanu-Präsident: NOKs müssen IOC-Linie nicht befolgen

Indes pocht der deutsche Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzka auf die Verbandsautonomie. „Es gibt keine Linie des IOC, die von den Verbänden und Nationalen Olympischen Komitees zu befolgen ist“, sagte Konietzka der Deutschen Presse-Agentur. Die Statements und Vorschläge des IOC seien aber das Ergebnis eines weitestgehend abgestimmten Meinungsbildes unter den Stakeholdern der olympischen Bewegung.

„Allerdings muss abschließend jeder Weltverband seine eigene Entscheidung treffen und wir werden bei unserer Entscheidung zuallererst die Auswirkungen auf unsere Wettkämpfe und unseren Verband berücksichtigen“, sage Konietzka. „Insofern wird auch in unserem Verband über eine Aufhebung der Suspendierung von belarussischen und russischen Athleten und Offiziellen ergebnisoffen diskutiert.“ Die letztendliche Entscheidung über eine Wiederzulassung werde in den Gremien des Kanu-Weltverbandes entschieden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Jeder Weltverband muss abschließend seine eigene Entscheidung treffen.

Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzka

Diese Diskussionen gebe es seit der Entscheidung, russische Sportler und Offizielle zu suspendieren. „Es gibt hier ein sehr breites Meinungsspektrum und wir wägen alle Argumente für oder gegen eine Fortführung der Suspendierung sehr genau ab“, erklärte er. Allerdings sei die Realität in seinem Weltverband, dass eine Mehrheit der nationalen Verbände, insbesondere Verbände aus Afrika, Amerika und Asien gegen eine Suspendierung von Sportlern lediglich wegen ihrer Herkunft waren und seien. „Das gleiche differenzierte Meinungsbild gibt es bei unseren Athletenvertretern.“

Die meisten nicht-europäischen Athletenvertreter seien der Meinung, dass man die olympische Charta und die einigende Rolle des Sports „bei unserer Entscheidungsfindung“ berücksichtigen müsste. „Allerdings gibt es auch Stimmen von Athleten aus Europa, die gegen die Aufhebung der Suspendierung sind und überlegen, bei einer Wiederzulassung, auch als neutrale Athleten, nicht gegen russische Sportler in Wettkämpfen anzutreten“, berichtete Konietzka.

RND/dpa

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken