So funktioniert die Luftbrücke nach Kabul
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Hunderte von Menschen versammeln sich am Montag an einer Absperrung des internationalen Flughafens in Kabul.
© Quelle: -/AP/dpa
Kabul/Berlin. Deutschland evakuiert seit Montagnacht Staatsbürger und afghanische Ortshelfer mit ihren Familien mithilfe einer sogenannten Luftbrücke aus Afghanistan. Am Flughafen in Kabul spielen sich immer wieder chaotische Szenen ab, Menschen haben sich aus Angst vor den radikalislamischen Taliban auf das Gelände geflüchtet. Und auch vor dem Flughafen harren Menschenmassen aus und hoffen weiter auf Hilfe.
Was ist mit Luftbrücke gemeint?
Unter Luftbrücke versteht man allgemein einen vorübergehend eingerichteten Luftkorridor zwischen geographischen Punkten. In Bezug auf Afghanistan handelt es sich um die Rückholaktion von Botschaftsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern nach der Machtergreifung der Taliban. Von Kabul aus sollen die Menschen aus dem Gefahrengebiet ausgeflogen werden. Zentrum der deutschen Rettungsmission ist der Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent, der etwa 750 Kilometer Luftlinie von Kabul entfernt ist.
Wer darf an Bord eines Evakuierungsfluges? Wie erfolgt die Kontrolle von Dokumenten?
Ausgeflogen werden sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Botschaft und Entwicklungshilfe sowie einheimische Beschäftigte und ihre Kernfamilie. Diese werden kontaktiert, wenn sie für einen Flug vorgesehen sind. Nur wer mit einer Kennnummer auf einer Flugliste des Auswärtigen Amtes steht, einen Ausweis und ein Visum dabei hat, wird an Bord gelassen. Die Menschen müssen selbst auf das Flughafengelände in Kabul gelangen. Die Taliban haben Straßensperren errichtet und erschweren den Zugang.
Wie viele Bundeswehrsoldaten sind im Einsatz?
Derzeit sind rund 80 Angehörige der Bundeswehr bei der Rettungsmission im Einsatz. Es handelt sich um speziell für Evakuierungsaktionen geschulte Soldatinnen und Soldaten, darunter Fallschirmjäger, Feldjäger, ein Krisenunterstützungsteam und Spezialisten wie Sanitäter.
Welche Flugzeuge nutzt die Bundeswehr für die Aktion?
Zwei Typen von Luftwaffenflugzeugen sind am Pendelverkehr zwischen Kabul und Taschkent beteiligt. Der A400M ist ein Transporter, Tank- und Rettungsflieger, der für 114 Passagiere ausgelegt ist, aber bis zu 150 Personen transportieren kann. Von diesem Typ sind derzeit drei Maschinen in Afghanistan im Einsatz, darunter eine für die medizinische Versorgung. Der A310 wird auch als „fliegende Tankstelle“ bezeichnet. Er hat vier Zusatztanks, mit deren Hilfe andere Flugzeuge in der Luft betankt werden können.
Welche anderen Länder sind an der Luftbrücke beteiligt?
Neben der deutschen Bundeswehr ist auch das US-Militär mit 3500 Soldatinnen und Soldaten am Kabuler Flughafen im Einsatz. Die Zahl soll auf 6000 ansteigen.
Von wo wird der Evakuierungseinsatz koordiniert?
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr koordiniert die Mission von Brandenburg aus, genauer von Schwielowsee aus, einer Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark.
Welche Ministerien sind an dem Einsatz beteiligt?
Das Bundesverteidigungsministerium spielt die Hauptrolle bei dem Einsatz. Das niedersächsische Verkehrsministerium erteilte eine Sondergenehmigung für Landung und Start eines Luftwaffenflugzeuges, das von Hannover aus nach Taschkent startete.
Wie lange gilt das Bundeswehrmandat?
Das Kabinett hat den Einsatz der Bundeswehr von maximal 600 Soldatinnen und Soldaten bis zum 30. September befristet.
Wie viele Personen sind bislang im Zuge der Evakuierung ausgeflogen worden?
Laut Bundeswehr sind seit Beginn der Rettungsaktion 901 Evakuierte aus 17 Nationen in 7 Flugzeugen von Kabul nach Taschkent geflogen worden (Stand 19.8., 12 Uhr).