Niedersachsens Innenminister Pistorius ringt um ein Aufnahmeprogramm für auf Lesbos gestrandete Jugendliche – doch kaum jemand will ihm helfen. Deutschland sollte sich einen Ruck geben, findet unser Kommentator.
Hannover.Eigentlich sei es schöner, in einem Kriegsgebiet zu arbeiten, als hier – das bekannte eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen, die auf der schönen Insel Lesbos Dienst tut. Hier ist ein Auffanglager zum traumatisierenden Ort geworden, weil Container fehlen, Betten, Toiletten, Medikamente. Weil eigentlich alles fehlt, was man zu einem halbwegs humanen Dasein braucht. Unter den vielen im Lager Moria Gestrandeten sind auch mehr als 1000 Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern im immer kälter werdenden Griechenland ausharren müssen. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius hat sich vor Kurzem vor Ort ein Bild gemacht und dann ein Herz gefasst – da müsste man doch etwas tun. Sein Plan droht aber nun an der Engherzigkeit der Instanzen zu scheitern. Oder an der der Deutschen?
Die Deutschen könnten nicht alles Elend der Welt schultern, ist ein gängiger Slogan, den sich sogar eine Partei zum Programm gemacht hat. Der Spruch ist im Prinzip richtig, aber wenn er nur dazu dient, sich völlig abzuschotten, auch reichlich herzlos. Die Griechen sind derzeit völlig überfordert mit den Flüchtlingsscharen, die der türkische Herrscher Erdogan aufs Meer schickt, um die Europäer zu prüfen. Sie präsentieren ihre Lager aber auch als Orte der Abschreckung. Schlimm nur, dass diese Abschreckung nicht funktioniert.