Hat Lauterbach wegen eines „Bild“-Artikels interveniert? TV-Aussagen sorgen für Verwunderung
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Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht im Bundestag.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Berlin, Mainz. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat mit Aussagen über angeblich erfolgreiche Interventionen bei der „Bild“-Zeitung für Verwirrung gesorgt. In der ZDF-Talksendung „Maybrit Illner“ sagte der 58-Jährige am Donnerstagabend, er habe dazu beigetragen, dass der „Bild“-Artikel „Die Lockdown-Macher“ aus dem Netz entfernt wird.
Ein Sprecher des Medienkonzerns Axel Springer sagte dagegen am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd), es habe keinen Kontakt zwischen Lauterbach und „Bild“ gegeben. Der Beitrag sei auch nicht gelöscht worden, sondern könne weiter abgerufen werden. Springer sei „verwirrt und verwundert“ über die Aussage.
Der Artikel aus der „Bild“-Zeitung vom 4. Dezember sorgt bereits seit Tagen für Diskussionen. In dem Text werden die drei Wissenschaftler Dirk Brockmann von der Berliner Humboldt-Universität (HU), Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und Michael Meyer-Herrmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung als „Lockdown-Macher“ bezeichnet. Auch Lauterbach wird in diesem Zusammenhang genannt. Die HU kritisierte, den Lesern werde auf diese Weise suggeriert, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seien verantwortlich für Entscheidungen der Politik. Diese Art der journalistischen Darstellung sei gefährlich und verantwortungslos.
Lauterbach wollte keine Details nennen
In einem Live-Interview beim Fernsehsender Bild TV wurde Lauterbach am Freitag auf seine Aussage im ZDF angesprochen. Er sagte daraufhin, er wolle keine Details nennen, aber er habe sich bei „Bild“ dafür eingesetzt, dass der Beitrag von der „Bild“-Homepage verschwindet. Auf den Hinweis des „Bild“-Interviewers Peter Tiede, dass der Text weiterhin online sei, reagierte Lauterbach mit Verwunderung.
Der Deutsche Presserat prüft wegen der Kritik an dem Beitrag die Einleitung eines Verfahrens. Dabei geht es um die Frage, ob die Redaktion ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen ist und ob die Berichterstattung dem Wahrhaftigkeitsgebot des Pressekodex entspricht. Dem Selbstkontrollorgan liegen nach Angaben vom Freitag derzeit 92 Beschwerden zu dem Artikel vor.
Ein Sprecher der „Bild“-Gruppe hatte am Dienstag erklärt, der Konzern könne die Kritik verstehen und nehme sie ernst: „Wissenschaftler verdienen unseren Respekt.“ Kritik an Wissenschaftlern und ihren Vorschlägen müsse möglich sein, aber immer angemessen geübt werden.
RND/epd