Joe Bidens Klimagipfel: Nun müssen Taten folgen

US-Präsident Joe Biden beim Weltklimagipfel am Donnerstag.

US-Präsident Joe Biden beim Weltklimagipfel am Donnerstag.

Washington/Berlin. Dem letzten US-Präsidenten, mit dem Angela Merkel so richtig gut konnte, rief sie bei dessen Abschiedsbesuch in Deutschland ein englisches Sprichwort zu, nachdem beide ausführlich den hervorragenden deutsch-amerikanischen Beziehungen gehuldigt hatten. „The proof of the pudding is the eating“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel zum scheidenden Barack Obama, auf Deutsch etwa: „Der Test für den Pudding ist das Verspeisen.“

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Als Merkel nun an diesem Donnerstag dem neuen US-Präsidenten Joe Biden für einen Liveauftritt zu dessen Onlineklimagipfel zugeschaltet wurde, hätte man sich denselben Satz noch einmal gewünscht.

Denn über nichts wurde in den letzten 30 Jahren so ausführlich geredet wie über die Notwendigkeit des Klima- und Umweltschutzes. Der Präsident, der 1992 beim „Erdgipfel“ in Rio für die USA die erste internationale Klimakonvention unterzeichnete, hieß George Bush – senior! Nur die Älteren erinnern sich.

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Zahl der Klimagipfel steigt ebenso wie die Emissionen

Seitdem hat die Staatengemeinschaft viel geschafft: erstens immer neue Klimagipfel mit immer neuen Zusagen, den CO₂-Ausstoß zu bremsen. Und zweitens eine kontinuierliche Steigerung ebendieser Emissionen.

Nachdem die Staatenlenker 2015 in Paris den ersten verbindlichen Klimaschutzvertrag beschlossen hatten, sollen bei einigen Tränen geflossen sein. Angeblich vor Rührung.

Sieben Jahre später ist denen, die weniger auf schöne Worte über den nachhaltigsten Pudding aller Zeiten achten und mehr darauf, wann er auf den Tisch kommt, auf jeden Fall zum Heulen zumute: Die Erdtemperatur liegt um fast 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Zeitalter – und bei 1,5 Grad plus beginnt das Weltklima zu kippen. Die folgenden Kosten und Einschränkungen dürften vielerorts mehr schmerzen als alles, was man jetzt für den Klimaschutz tun kann.

Joe Biden inszeniert sich als Klimaretter

Es ist gut, dass Joe Biden das verstanden hat und es mit dem Klimagipfel vor allem dem heimischen Publikum begreiflich machen will. Zwar erinnerte es an die Chuzpe seines Vorgängers Donald Trump, wie Biden – Präsident des zweitgrößten CO₂-Produzenten der Erde – sich bei seinem Onlineevent als führender Klimaretter inszenierte, statt sich bei jedem der zugeschalteten Staatschefs erst einmal für die Klimasünden und Untätigkeit der USA zu entschuldigen.

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Aber sei’s drum: Wenn das der Preis dafür ist, dem größten Klimasünder und zugleich größten Wirtschaftskonkurrenten der USA, China, das öffentliche Versprechen gemeinsamer Anstrengungen abzuringen; wenn Biden selbst die Werbetrommel dafür rührt, mehr Klimaschutz mit mehr Wirtschaftswachstum zu verbinden; wenn die EU ihr verbindliches CO₂-Einsparungsgesetz als Modell vorführen kann und Frankreichs Präsident eine internationale CO₂-Steuer fordern kann – dann bringt es die Welt eben doch einen Schritt weiter.

Musterschüler Deutschland hat Hausaufgaben

Worauf es nun trotzdem ankommt, ist der Test für den Pudding: Ohne die Lockdowns und Lieferschwierigkeiten durch Corona hätte auch der vermeintliche Musterschüler Deutschland die Klimaetappenziele für 2020 verfehlt – die laut Klimaschützern noch nicht einmal gereicht hätten, die deutschen Zusagen im Paris-Abkommen zu erfüllen. Also müssen konkrete Umbauschritte für alle Sektoren von Verkehr bis Bausektor her.

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In der Handelsdiplomatie müssen die schönen Vorschläge und der dringende Handlungsbedarf, die beim Biden-Gipfel zur Sprache kamen, eine zentrale Rolle spielen. Klimaallianzen müssen Investitionen in Ökoenergie und grünes Wachstum zum Ziel haben.

Nach der Corona-Krise müssen die Staaten der Wirtschaft ohnehin wieder auf die Füße helfen – sie dürfen die Chance nicht verstreichen lassen, dieses Staatsgeld ausschließlich für ökologisches Wachstum herzugeben.

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