Corona-Impfung: Vizekanzler Scholz verteidigt Reihenfolge

Finanzminister Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz.

Finanzminister Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz.

Berlin. Vizekanzler Olaf Scholz hat die Priorisierung bei der Corona-Impfung gegen Kritik verteidigt. „Natürlich wäre es am besten, wenn alle sofort geimpft werden könnten. Da das nicht geht, muss man eine Reihenfolge festlegen nach klaren wissenschaftlichen Kriterien“, sagte der SPD-Kanzlerkandidat den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Impfpriorisierung am Freitag vorgestellt. „Die Schwächsten zu schützen, das ist das erste Ziel unserer Impfkampagne“, sagte Spahn. Ältere über 80 Jahre, Bewohner und Personal in Pflegeheimen sollen zuerst zum Zug kommen, wenn Impfungen wie geplant am 27. Dezember anlaufen können.

„Es geht darum, das Infektionsrisiko so schnell und so effizient wie möglich zu verringern“, betonte Finanzminister Scholz. Daher sei es richtig, dass zunächst die geimpft würden, die Schutz ganz besonders nötig hätten. Scholz dämpfte zugleich Hoffnungen auf schnelle Erfolge.

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Im Lauf der Monate würden in Deutschland „ausreichend viele Bürgerinnen und Bürger geimpft sein, um die Pandemie einzuhegen“, sagte er. „Das wird sich aber hinziehen, weil eine hohe Zahl von Impfdosen hergestellt und verimpft werden muss.“

Weil Vertrauen in den Impfstoff wichtig sei, habe sich die EU für ein reguläres Zulassungsverfahren entschieden. „Als Bundesregierung haben wir darum gebeten, es möglichst zügig voranzutreiben und trotzdem Vorsicht walten zu lassen“, sagte Scholz. „In wenigen Tagen wird es nun auch in Europa die Zulassung geben.“ Er selbst werde sich „ganz sicher“ impfen lassen, sagte Scholz, „und zwar gerne“.

Patientenschützer Brysch: Impfverordnung muss nachgebessert werden

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisiert dagegen die Verordnung für Corona-Impfungen. Gebraucht würden praktische Lösungen für Pflegepersonen und enge Angehörige von alten Menschen, sagte Brysch dem Radiosender NDR Info am Samstag. „Man erhält als 90-Jähriger die Information, in ein Impfzentrum zu kommen und hat als Begleitung die 62-jährige Tochter dabei. Die Tochter geht aber ungeimpft wieder nach Hause.“ Dies könne nicht sein, so Brysch.

Außerdem forderte Brysch bei der Organisation der Impfungen ein bundesweit einheitliches Vorgehen. „Wie wird man informiert, wie kommt man in ein Zentrum, gibt es mobile Teams, die auch nach Hause kommen – diese Dinge müssen klar sein. Dann kommt auch eine Impfbereitschaft.“

Dobrindt: Politik hat Vorbildfunktion gegen Impfskepsis

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sieht Politiker in der Corona-Pandemie angesichts von Impfskepsis in der Bevölkerung in einer Vorbildfunktion. „Es geht nicht um ein Impfprivileg, sondern es geht um ein Impfvorbild”, sagte Dobrindt der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. „Deswegen sollte die Politik am Anfang des Impfprozesses mit dabei sein.” Das Einstehen für das Impfen sei deutlich wichtiger als der mögliche Vorwurf, die Politik wolle sich ein Privileg verschaffen.

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Entscheidend sei, nun schnellstmöglich mit dem Impfen zu beginnen, sagte Dobrindt. „Da geht es auch um Akzeptanz in der Öffentlichkeit.” In vielen Ländern würden bereits Impfungen stattfinden. „Das Impfgeschehen ist die Lösung aus der Pandemie heraus. Deswegen darf es hier auch zu keinen zeitlichen Verzögerungen kommen.”

Sollten Impfungen nach der Zulassung auch an den Weihnachtsfeiertagen möglich sein, müsse dies genutzt werden. „Da geht es ja um die ersten Impfungen in den Senioren- und Pflegeheimen.” Diese seien wie die medizinischen Dienste auch über die Feiertage hochaktiv.

Grünen-Experte: “Überzeugungsarbeit” für Impfungen wichtig

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen rief dazu auf, Vertrauen für die anstehenden Corona-Impfungen zu schaffen. “Die Menschen müssen von der Notwendigkeit des Impfens und Sicherheit des Impfstoffs überzeugt sein”, sagte er der dpa. Die gesamte Politik habe dringend Überzeugungsarbeit zu leisten.

Bei der operativen Umsetzung des Impfens komme es auf Einheitlichkeit und Gleichzeitigkeit an. So müsse sichergestellt werden, dass alle Bundesländer am 27. Dezember beginnen. Lokale Gesundheitsämter dürften nicht überfordert werden, sondern bräuchten Unterstützung, zum Beispiel beim Terminmanagement.

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Gauland nicht generell gegen Impfpflicht, aber Skepsis bei Corona

Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland hat keine generellen Vorbehalte gegen Impfungen. Eine Verpflichtung zur Impfung gegen Covid-19 lehnen er und seine Partei aber ab. „Ich habe grundsätzlich nichts gegen eine Impfpflicht, beispielsweise wenn es um die Masern-Impfpflicht für Schulkinder geht”, sagte er der dpa. Bei der Covid-19-Impfung gebe es aber große Vorbehalte in Teilen der Bevölkerung, die man berücksichtigen müsse.

„Ich habe mir persönlich noch keine Gedanken darüber gemacht, ob ich mich impfen lassen werde oder nicht”, fügte Gauland hinzu. Der Ehrenvorsitzende der AfD wird im Februar 80 Jahre alt und zählt daher im Moment noch nicht zur Gruppe mit der höchsten Priorität, denen eine Impfung zuerst angeboten werden soll.

Wie in Deutschland sollen die Impfungen gegen das Coronavirus auch in anderen EU-Ländern am 27. Dezember starten. Voraussetzung ist die Zulassung des Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer. Am Montag will die europäische Arzneimittelagentur EMA ihre Beurteilung über den Impfstoff abgeben, um den es zuerst geht. Die EU-Kommission will dann innerhalb von zwei Tagen über die Zulassung entscheiden.

RND/dpa/epd

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