T-Shirt-Wetter an Silvester? Das ist beunruhigend
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An Silvester soll es besonders mild werden (Symbolbild).
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/DPA
Dass an Silvester T-Shirt-Wetter vorausgesagt ist, wird viele nach den sehr niedrigen Temperaturen Anfang Dezember erfreuen: Immerhin muss man nicht mit klappernden Zähnen draußen stehen, um das bunte Feuerwerk um Mitternacht zu beobachten oder gar selbst zu entzünden. Doch eigentlich sollte es uns zu denken geben, dass das Wetter in diesem Jahr wieder verrücktspielt.
Die vorläufigen Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes für 2022 zeigen, dass sich das Wetter in Deutschland insgesamt immer weiter erwärmt. 2022 war sogar eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Mehr noch: Bei der Dauer des Sonnenscheins gab es in diesem Jahr einen Rekord, darüber hinaus war 2022 besonders trocken. Ein Grund für diese Entwicklung, die insbesondere seit 2000 zu beobachten ist, ist der Klimawandel.
Klimawandelfolgen sind desaströs
Man darf nicht verdrängen, welche Folgen die hohen Temperaturen haben: Die Böden trocknen aus, das Wasser wird knapp – und Wälder brennen europaweit wochenlang lichterloh. Die Auswirkungen der Erderhitzung auf Flora, Fauna und Mensch sind desaströs: Es droht ein Verlust der Artenvielfalt, der über kurz oder lang auch das Ökosystem durcheinanderbringen wird. Und Hitzewellen und Extremwetterereignisse sind Gefahren für Leib und Leben – jedes Jahr gibt es Tausende Hitzetote.
Die Vorboten der Klimakrise zeigen sich schon jetzt im Alltag, doch der Handlungsdruck scheint beim Einzelnen und in der Politik noch nicht groß genug zu sein.
Die Klimapolitik ist in diesem Jahr in der politischen Agenda erneut nach unten gerutscht. Das liegt vor allem am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der die Prioritäten der Ampelkoalition verschoben hat. Seit dem 24. Februar geht es vorrangig um die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte, die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und um die Abfederung der Energiekrise für die Gesellschaft. Um das klarzustellen: All das ist notwendig. Ebenso richtig ist es, die Kohlekraftwerke zur Sicherung der Energieversorgung hochzufahren und eine befristete Infrastruktur für Flüssigerdgas zu schaffen, auch wenn dies für das Klima katastrophal ist.
Kreative Maßnahmen sind nötig
Wenn jedoch klimaschädliche Energieproduktionen hochgefahren werden, müssen andere Maßnahmen zur CO₂-Reduktion eingesetzt werden. Zwar hat die Bundesregierung mit dem sogenannten Osterpaket den Weg für den schnellen Windkraftausbau freigemacht. Noch lähmt die überbordende Bürokratie aber die Baumaßnahmen, weswegen Stand jetzt zu wenige Windräder errichtet werden und das Ausbauziel in Gefahr ist. Zudem hat das Verkehrsministerium bisher keinen vollständigen Plan vorgelegt, wie es genügend Emissionen nach Klimaschutzgesetz im Verkehrssektor einsparen will. Stattdessen haben Verkehrsminister Volker Wissing und Wirtschaftsminister Robert Habeck ihren Streit einfach vertagt, so als ob sich die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels auch vertagen lässt.
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Es ist unverständlich, dass die Bundesregierung sich nicht andere, kreativere Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels einfallen lässt. Gewiss ist die Einführung eines vergünstigten Nahverkehrstickets ein guter Anfang. Weitere Maßnahmen wie die Einschränkung von innerdeutschen Flügen, mehr Tempo-30-Zonen in den Kommunen und ein 130-Tempolimit auf Autobahnen wären ebenfalls wichtig. Letzteres würde bis zu 1,9 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen – sofort und ohne großen, langfristigen Organisationsaufwand.
Wenn die großen Schritte wie der Ausbau des Nahverkehrs auf dem Land, der Umstieg auf Elektroautos und das Umstellen der gesamten Stromproduktion auf erneuerbare Energien nicht schnell schaffbar sind, müssen zunächst eben andere kleinere Schritte gemacht werden. Denn Kleinvieh macht auch Mist.