Medienbericht: USA wollen atomwaffenfähige B-52-Bomber im Norden Australiens stationieren
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Ein B52-Langstreckenbomber steht nach seiner Landung auf einem Flughafen (Symbolbild).
© Quelle: O?ana Jaroslav/CTK/dpa
Sydney. Washington will laut eines Medienberichts des staatlichen australischen Senders ABC sechs atomwaffenfähige B-52-Bomber im Norden Australiens stationieren. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Tindal, südlich von Darwin gelegen, sollen spezielle Einrichtungen für die großen Flugzeuge entstehen, die eine Reichweite von rund 14000 Kilometern haben.
Sollte sich der Bericht, den die ABC auch auf Chinesisch übersetzt hat, als korrekt herausstellen, so positioniert sich Australien nochmals deutlicher als Partner der USA. Dies wäre zudem ein Zeichen, dass das Land bei einem möglichen Konflikt zwischen den USA und China die USA militärisch unterstützen würde. Richard Tanter vom Nautilus Institute, einem Thinktank in Melbourne, sagte der ABC, dass die Stationierung „ein Zeichen für die Chinesen“ sei, dass Australien bereit sei, im Falle eines Konflikts „die Speerspitze“ der USA zu sein.
Seit Jahrzehnten enge Partner
Völlig überraschend ist dies nicht: Australien ist wie Neuseeland seit 1951 bereits in einer militärischen Allianz mit den USA. Im sogenannten ANZUS-Abkommen sichern sich die Länder ähnlich wie die Nato-Staaten im Nordatlantikvertrag gegenseitige militärische Unterstützung zu. Außerdem ist Australien Teil der sogenannten „Five Eyes“-Partnerschaft, in der die Geheimdienste von Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien und den USA zusammenarbeiten.
Schon heute befindet sich nicht nur ein von Australien und den USA gemeinsam betriebenes Spionagezentrum namens Pine Gap im Zentrum Australiens, es sind auch mehrere Tausend US-Marines in Darwin stationiert. Bereits im vergangenen Jahr hat Australien zudem gemeinsam mit Großbritannien und den USA das sogenannte AUKUS-Sicherheitsabkommen unterzeichnet. Im Rahmen dieser Partnerschaft soll Australien atomare U-Boote erhalten. Außerdem wollen die AUKUS-Partner bei der Entwicklung von Hyperschallraketen kooperieren.
China rüstet massiv auf
Auch die AUKUS-Allianz zielte bereits recht eindeutig darauf ab, Peking eine starke Front zu bieten. Denn die chinesische Regierung tritt seit Jahren forsch in der Region auf und hat ihre Fühler zudem verstärkt in den Pazifik ausgestreckt, eine Region, die Australien traditionell als seinen „Hinterhof“ betrachtet hat. Im April schloss die Volksrepublik ein Sicherheitsabkommen mit den Salomonen – eine Vereinbarung, die es China auch erlauben würde, Marineschiffe im Pazifik, weniger als 2000 Kilometer von der australischen Küste entfernt, zu stationieren. Außerdem baut China seit Jahren seine militärische Kompetenz aus.
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Inzwischen verfügt die Volksrepublik über das zweitgrößte Verteidigungsbudget der Welt nach den USA. Die chinesischen Streitkräfte sind mit Tarnkappenjägern, Hyperschallraketen und zwei Flugzeugträgern modernisiert worden, wobei ein dritter im Bau ist. China hat mindestens drei Inseln, die es im umstrittenen Südchinesischen Meer gebaut hat, vollständig militarisiert. Satellitenaufnahmen zeigen zudem riesige Felder mit neuen ballistischen Raketen, die mit einem Atomsprengkopf ausgestattet werden könnten. Dass diese geballte Militärmacht auch zum Einsatz kommen könnte, machte der chinesische Präsident Xi Jinping nicht zuletzt zu Beginn des Parteitages der Kommunistischen Partei Mitte Oktober deutlich, als er Taiwan offen mit einem Militäreinsatz drohte.
„Wichtiges Signal“ an Peking
Laut Becca Wasser vom Center for a New American Security, einem Thinktank in Washington, ist die Stationierung von B-52-Bombern in Norden Australiens eine klare Warnung an China. „Bomber zu haben, die das chinesische Festland erreichen und potenziell angreifen könnten, könnte ein wichtiges Signal an China senden“, sagte die Expertin gegenüber der ABC. Nämlich dass ein chinesischer Angriff auf Taiwan noch deutlich weitere Kreise ziehen könnte.
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Zugang zu Gefängnissen verwehrt: Warum sich Australien mit Menschenrechten schwertut
Von den Briten einst zur Sträflingsinsel deklariert, sind Australiens Gefängnisse bis heute berüchtigt. Selbst Geflüchtete werden in gefängnisähnlichen Lagern festgehalten. Dass UN‑Vertreterinnen und ‑Vertretern nun der Zugang zu einigen Haftanstalten im Land verwehrt wurde, löste einen internationalen Eklat aus.
Die B-52-Bomber sind seit mehr als 60 Jahren das Rückgrat der US Air Force. Die Flugzeuge können Langstreckenangriffe sowohl mit nuklearen als auch mit konventionellen Waffen durchführen. Ihre Stationierung ist laut der ABC aber nur Teil einer nochmals deutlich größeren Aufrüstung im Norden Australiens: Auch die Geheimdienstbasis Pine Gap, die in einem Konflikt mit Peking vor allem bei der Abwehr von Raketenschlägen eine entscheidende Rolle spielen würde, soll erweitert werden.
Wann genau die B-52-Bomber nach Australien kommen könnten, ist noch unklar. Der Ausbau des Luftwaffenstützpunktes Tindal, wo die Bomber geparkt werden sollen, soll laut der ABC aber bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Zusätzlich dazu ist wohl auch der Bau von elf Treibstofflagern in Darwin geplant. Expertinnen und Experten gehen zudem davon aus, dass auch noch mal deutlich mehr US-amerikanische Soldaten in Australien stationiert werden könnten. „Der Norden Australiens ist im neuen geopolitischen Umfeld plötzlich strategisch viel wichtiger, wenn nicht sogar entscheidend für die USA geworden“, sagte Paul Dibb, ein ehemaliger hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums in Canberra, der ABC.