Leopard 1 für die Ukraine: (k)ein Gamechanger?
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Leopard-Panzer 1 A5 aus dänischen Beständen stehen in Flensburg in einer Produktionshalle, in der die Firma Danfoss ihre Lager- und Produktionsstätten hatte.
© Quelle: Constanze Emde/dpa
Die Bundesregierung hat am Freitag die Ausfuhr von Leopard-1-Panzern aus Industriebeständen an die Ukraine genehmigt. Das bestätigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit, nannte aber keine Einzelheiten zu der Genehmigung. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz erklärt, der angegriffenen Ukraine zur Verteidigung moderne Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 aus Beständen der Bundeswehr zur Verfügung stellen zu wollen.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall und die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) wollen laut „Süddeutscher Zeitung“ Dutzende Leopard 1 für den Export in die Ukraine aufbereiten. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Bereits im Januar hatte das Handelsblatt“ berichtet, dass Rheinmetall noch in diesem Jahr 20 Leopard 1 und innerhalb von 20 Monaten weitere 80 Leopard 1 einsatzbereit machen könne. Es dürfte also noch viele Monate dauern, bis die Ukraine die Leopard-1-Panzer erhält. Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger hatte Mitte Januar gegenüber der „Bild am Sonntag“ erklärt: „Die Fahrzeuge werden nicht nur neu lackiert, sondern müssen für den Kriegseinsatz umgebaut werden. Sie werden komplett zerlegt und neu aufgebaut.“ Die Kosten belaufen sich demnach auf mehrere Hundert Millionen Euro.
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© Quelle: dpa
Unklar ist laut Medienberichten auch, woher die Munition kommen soll. Die Bundeswehr hatte den Leopard 1 vor 20 Jahren ausgemustert. „Es ist verständlich, dass die Bundeswehr kaum mehr über Munition für den Leopard 1 verfügt“, sagt deshalb Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Weil die Kanone des Leopard 1 das Kaliber 105 Millimeter aufweist und die des Leopard 2 vom Kaliber 120 Millimeter ist, benötigt sie auch andere Munition. „Der Westen muss jetzt bei Ländern in der ganzen Welt Munition zusammenkratzen, damit der Leopard 1 in der Ukraine eingesetzt werden kann“, sagt Mölling im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Der Leopard 1 zählt zwar zum alten Eisen, ist aber unter anderem noch in Griechenland, der Türkei und in Südamerika im Einsatz. 4700 Stück wurden in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gebaut. Es gibt auch andere Panzer, die mit einer 105-Millimeter-Kanone ausgerüstet sind. Hier könnte der Westen auch entsprechende Munition aus anderen Ländern für die Ukraine beschaffen.
Der Leopard 1 wurde 1965 erstmals ausgeliefert und galt damals als einer der besten Panzer seiner Zeit. Im Vergleich zu modernen Modellen heute ist der Leopard 1 deutlich schlechter gepanzert und seine Kanone kann die Frontpanzerung der russischen T-Panzer nicht durchschlagen. DGAP-Experte Mölling hält die Lieferung des alten Leopard 1 an die Ukraine trotzdem für einen sinnvollen Schritt. „Der Leopard 2 ist seinem Vorgänger zwar um Meilen voraus und hat eine viel größere Kampfkraft, aber jeder zusätzliche Kampfpanzer hilft der Ukraine.“
Dass der Leopard 1 im Duell mit neueren russischen Panzern schlechter abschneidet, spricht nicht gegen seinen Einsatz in der Ukraine. Denn direkte Panzerduelle sind ohnehin selten, und die ukrainischen Streitkräfte können den Leopard 1 auch anders einsetzen. Er könnte beispielsweise zur Verteidigung und in Hinterhalten eingesetzt werden oder die Infanterie mit seiner Feuerkraft unterstützen. Wo die Ukraine jetzt noch moderne Kampfpanzer zur Verteidigung einsetzt, könnten in einiger Zeit Leopard 1 diese Aufgabe übernehmen. Die modernen Kampfpanzer würden dann frei werden und könnten beispielsweise zur Rückeroberung besetzter Gebiete genutzt werden.