„Fachkräfteoffensive“ und „Politikgipfel“ gefordert

Bildungsverbände empört über Lehrermangel: „Kein Land hat einen überzeugenden Plan“

Eine junge Lehrerin schreibt an einer Schultafel. In einer Befragung von Schulleitungen hatten zwei Drittel (67 Prozent) den Personalmangel als die größte Herausforderung an ihrer Schule benannt.

Eine junge Lehrerin schreibt an einer Schultafel. In einer Befragung von Schulleitungen hatten zwei Drittel (67 Prozent) den Personalmangel als die größte Herausforderung an ihrer Schule benannt.

Hannover/Berlin. Angesichts der Fachkräfteproblematik an Deutschlands Schulen haben mehrere Bildungsverbände die Politik zum Handeln aufgefordert. „Wir brauchen dringend einen großen Politikgipfel zum Lehrermangel“, sagte Präsident Heinz-Peter Meidinger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Kein Land hat einen überzeugenden Plan beziehungsweise überhaupt einen.“

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Der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, forderte dagegen eine „sofortige bundesweite Fachkräfteoffensive“, mit der gezielt Schulabsolventinnen und ‑absolventen gewonnen werden sollen. „Es reicht nicht aus, wahllos mit kurzfristigen Lösungen nur die größten Löcher zu stopfen und beispielsweise über gänzlich unvorbereitete Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger oder pensionierte Lehrkräfte das wahre Ausmaß des Mangels zu kaschieren“, so Brand gegenüber dem RND.

Lehrermangel größtes Problem an Deutschlands Schulen

Das größte Problem an Deutschlands Schulen ist aus Sicht der Schulleiter der Mangel an pädagogischem Personal.

GEW schlägt Bildungsrat vor

Hintergrund der Forderungen sind die Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers, das am Mittwoch in Stuttgart veröffentlicht wurde. In einer Befragung von Schulleitungen hatten zwei Drittel (67 Prozent) den Personalmangel als die größte Herausforderung an ihrer Schule benannt. „Die verfehlte Personalpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte trifft die Schulen nun mit ganzer Härte“, monierte Brand.

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Die Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will auch deshalb in Zukunft bei politischen Entscheidungen mit einbezogen werden. „Wir schlagen die Gründung eines Bildungsrats vor, der alle Parteien an einen Tisch holt, die am Schulalltag beteiligt sind – und nicht nur die Bundesregierung sowie die KMK“, teilte Vorstandsmitglied und Leiterin des Organisationsbereichs Schule bei der GEW, Anja Bensinger-Stolze, dem RND mit. „Auch Bildungsverbände, Schulleitungen, Gewerkschaften sowie Schüler- und Elternräte sollten an der Gestaltung der Zukunft mitwirken können.“ Es brauche zudem „eine bundesweite konzertierte Aktion“, in der Lösungen gefunden werden müssten, dass sich die Länder nicht gegenseitig die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte abwerben.

Lehrermangel: Zweifel an FSJ-Ansatz

Die Länder gehen derweil eigene Wege, um der aktuellen Problematik zu begegnen. Das Land Baden-Württemberg hat etwa angekündigt, ab dem nächsten Schuljahr unter anderem 250 neue Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) zu schaffen, um Lehrkräfte zu unterstützen. Man erhoffe sich dadurch zudem einen Werbeeffekt für pädagogische Berufe, so Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne).

Lehrerverbandspräsident Meidinger sieht darin keinen geeigneten Ansatz, um dem aktuellen Problem zu begegnen. „Noch schlimmer ist allerdings der Plan Brandenburgs, Bachelor-Lehrkräfte auszubilden und einzustellen. Das ist eine massive Dequalifizierung.“

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Auch GEW-Vorständin Bensinger-Stolze zweifelt am baden-württembergischen FSJ-Plan. Es sei zwar immer „eine gute Unterstützung, wenn FSJler in Schulen aushelfen“ würden, aber: „Sie können den dramatischen Lehrkräfte- und Fachkräftemangel an Schulen nicht beheben. Dafür braucht es schlichtweg fachlich ausgebildetes Personal.“ VBE-Chef Brand konkretisierte: „Es kann keine Lösung des Problems geben, wenn sie mit einem Verlust von Qualität verbunden ist.“

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