Russische Medien sprechen von „Skandal“

Kreml alarmiert: Hat Serbien Waffen an die Ukraine geliefert?

Ein ukrainisches MSLR BM-21 Grad, ein Mehrfachraketenwerfersystem, schießt auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Region Charkiw.

Ein ukrainisches MSLR BM-21 Grad, ein Mehrfachraketenwerfersystem, schießt auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Region Charkiw.

Russische Medien sprechen längst von einem „Skandal“: Das eigentlich mit Russland eng befreundete Serbien soll überraschend Waffen an die Ukraine geschickt haben. Das berichtete eine der russischen Regierung nahestehende Onlinezeitung. Demnach sollen 3500 Raketen vom Typ M21 für den Grad-Mehrfachraketenwerfer heimlich über die Türkei und die Slowakei in die Ukraine gebracht worden sein. Lieferant soll das staatliche serbische Rüstungsunternehmen Krušik sein. Bereits Anfang Februar dieses Jahres soll die Ukraine zwei Lieferungen mit Raketen erhalten haben.

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Der Kreml verlangt eine offizielle Erklärung von Serbien zu den Berichten. Die russische Außenamtssprecherin sagte dem Sender RBC TV, man sei wegen der mutmaßlichen Verwicklung Serbiens in die Waffenlieferungen an die Ukraine „tief besorgt“. Serbiens Verteidigungsminister Milos Vucevic bestritt, dass sein Land Waffen an eine der beiden Kriegsparteien geliefert habe. „Wir exportieren überhaupt keine Waffen in die Ukraine oder nach Russland“, wird Vucevic zitiert. Ob private Unternehmen serbische Waffen im Ausland kaufen und an andere Länder verkaufen, sei nicht mehr Sache Serbiens.

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Dass sich das russische Außenministerium öffentlich in die Angelegenheit eingeschaltet hat, hält der Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck für bemerkenswert. „Das russische Außenministerium würde die Beziehungen zu Serbien nicht gefährden, wenn an den Vorwürfen nichts dran wäre“, sagte Mangott im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Dass serbische Waffen ohne das Wissen der Regierung in die Ukraine gebracht wurden, ist nahezu ausgeschlossen.“

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Bisher hatte Serbiens Präsident Aleksandar Vucic die „brüderlichen Beziehungen“ zwischen Belgrad und Moskau immer wieder bestätigt. „Für uns ist das russische Volk unser Brudervolk (...). Daher können die russisch-serbischen Beziehungen nicht durch irgendeinen Druck zunichtegemacht werden“, sagte Vucic noch im vergangenen Jahr.

Serbien ist eines der wenigen Länder, die noch freundliche Beziehungen zu Russland pflegen. Aus historischen, sprachlichen und religiösen Gründen sind sie zwischen Russland und Serbien laut Experte Mangott sehr eng. Russland unterstützt außerdem den Anspruch Serbiens auf die frühere Provinz Kosovo, die sich 2008 mit westlicher Unterstützung für unabhängig erklärt hat. Den internationalen Sanktionen gegen Moskau hat sich Serbien, das abhängig von russischem Gas ist, nicht angeschlossen. Sollten die Vorwürfe gegen Serbien zutreffen, werfe dies laut der russischen Außenministeriumssprecherin eine „ernste Frage“ im russisch-serbischen Verhältnis auf.

Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Regierung in Belgrad den Kurs gewechselt und Russland mit Waffenlieferungen an die Ukraine hintergangen haben könnte: Serbiens Präsident will sein Land in die EU führen, und so beobachtet Mangott seit Monaten einen großen Druck aus dem Westen, die prorussische Haltung aufzugeben. „Waffen aus Serbien an die Ukraine könnten eine Geste an die Druckausüber sein“, sagt er im Gespräch mit dem RND. Sollten sich die Berichte bestätigen, dürfte dies seiner Einschätzung nach das Ende der engen Beziehungen zwischen Moskau und Belgrad bedeuten.

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