Machtspiele in Italiens Koalition

Der letzte Kampf des Silvio Berlusconi

Der Vorsitzende von Forza Italia, Silvio Berlusconi.

Der Vorsitzende von Forza Italia, Silvio Berlusconi.

Rom. Es muss ihm unendlich schwergefallen sein. Aber als Giorgia Meloni am Freitag am Amtssitz von Staatspräsident Sergio Mattarella vor die Presse trat, um bekannt zu geben, dass sie von ihrer Koalition einstimmig als neue Regierungschefin vorgeschlagen worden sei, stand Silvio Berlusconi stumm an ihrer Seite.

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Der ewige Selbstdarsteller sagte kein Wort, machte keine Faxen, er rang sich sogar ein kurzes Lächeln ab. Dabei hätte er der ganzen Welt so gern gezeigt und gesagt, dass er es sei, der in der künftigen Exekutive das Sagen habe, und nicht etwa diese „signora“.

Berlusconi sieht sich nicht als Nummer zwei

Berlusconis Forza Italia hat bei den Wahlen vom 25. September 8 Prozent der Stimmen geholt, Melonis Fratelli d’Italia 26 Prozent. Für die Festlegung der Hierarchie zwischen ihm und Meloni müsste, möchte man meinen, ein wenig einfache Mathematik ausreichen. Aber Berlusconi kann sich mit der Rolle als Nummer zwei nicht abfinden. Niemals, auch nicht mit 86 Jahren.

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Er war doch sein Leben lang immer der Sieger und der Leader gewesen: damals, als er als junger Baulöwe in seiner Heimatstadt Mailand die Trabantensiedlung Milano 2 hochzog. Später, als er mit seinen Mediaset-Sendern das Privat-TV in die Stuben seiner Landsleute brachte und der reichste Italiener wurde. Dann, als er mit seiner AC Milan 28 Titel gewann, darunter fünf in der Champions League. Und natürlich, als er 1994 zum ersten Mal Premier wurde und später gleich noch dreimal. „Der beste Ministerpräsident seit der Einigung Italiens“ sei er gewesen, verkündete er – und glaubt bis heute selbst daran.

Im Jahr 2011 war Silvio Berlusconi italienischer Präsident – und traf die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Im Jahr 2011 war Silvio Berlusconi italienischer Präsident – und traf die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Geld und Medienmacht sind eine Drohkulisse

Bis zu seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs im Jahr 2013 war Berlusconi zwanzig Jahre lang der unbestrittene „padrone“ in dem von ihm geschaffenen Mitte-rechts-Lager gewesen. Und er ist es letztlich bis zum 25. September geblieben, auch wenn ihm Lega-Chef Matteo Salvini zwischenzeitlich in der Beliebtheitsskala den Rang abgelaufen hatte. Berlusconis Geld und seine Medienmacht waren für alle Konkurrenten immer eine Drohkulisse geblieben.

Jetzt ist Berlusconi zum ersten Mal mit einer Gegnerin konfrontiert, die richtig „tosta“ ist: knallhart, entschlossen, unnachgiebig. Doch der „Caimano“, wie der Titel eines Films über ihn lautet, hat noch nicht aufgegeben. Vom Ausgang des Duells zwischen der jungen Frau und dem alten Politreptil wird das Schicksal der neuen Regierung abhängen. Vielleicht hat Berlusconi deshalb kurz gelächelt: Er weiß, dass Meloni ohne ihn nicht regieren kann.

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