Fußball-WM in Katar: auf dem Boden der Tatsachen
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Die Fußball-WM beginnt am 20. November in Katar.
© Quelle: Christian Charisius/dpa/dpa-tmn
Dass die Fußball-WM in Katar aus westlicher Sicht – bestenfalls – eine Gratwanderung ist, das war auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser klar, als sie das Emirat vor zehn Tagen besuchte. Denn als die Sozialdemokratin den Heimflug mit einer „Sicherheitsgarantie“ des katarischen Innenministers für alle deutschen Fans, auch die queeren, antrat, da sagten Kritikerinnen und Kritiker, dies sei doch eine Selbstverständlichkeit. Die homophoben Erklärungen des WM-Botschafters Khalid Salman im ZDF werfen nun ein noch schärferes Licht auf die Szene.
Es erscheint weiter kaum vorstellbar, dass katarische Sicherheitskräfte schwule oder lesbische Fans aus dem Ausland festnehmen werden, wenn sie sich küssen oder mit Regenbogenfahne kommen. So dumm werden die Machthaber nicht sein. Schließlich soll das Sportereignis ja der Imagepflege dienen.
Katar: Hoffnung auf Modernisierung zerschlägt sich
Naiv wirkt spätestens nach Salmans Auftritt jedoch der Glaube, man könne mit Hilfe des vierwöchigen Championats die katarische Gesellschaft modernisieren. Zwar ist der Hinweis erlaubt, dass Homosexualität auch in Deutschland bis 1994 strafbar war und queere Menschen bis heute auf Straßen und Plätzen mit Gewalt rechnen müssen. Es gibt nur einen gravierenden Unterschied: Deutschland ist eine Demokratie. Bei uns haben gesellschaftliche Veränderungen irgendwann politische Folgen. Die Ehe für alle belegt das.
Katar ist ein autoritärer Staat. Und der besagte WM-Botschafter Salman hätte sich offenbar noch viel krasser ausgedrückt, wenn sein Pressesprecher ihn nicht am Weiterreden gehindert hätte. Die Hoffnung auf Veränderungen zum Besseren ist da wohl kaum mehr als Augenwischerei – und Faesers neuerliche Reise zum deutschen Auftaktspiel letztlich ein Fehler.