„Militärputsch unter Umständen möglich“

Ex-Putin-Vertrauter erklärt: Diesen „radikalen Fehler“ hat der Kremlchef begangen

Kremlchef Wladimir Putin nimmt an einer Videokonferenz teil.

Kremlchef Wladimir Putin nimmt an einer Videokonferenz teil.

Abbas Galljamow, Politikwissenschaftler und ehemaliger Redenschreiber des russischen Präsidenten Wladimir Putin, hält einen Militärputsch in Russland unter Umständen für möglich.

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„Das könnte passieren, wenn die Präsidentschaftswahl 2024 abgesagt wird“, sagte Galljanow gegenüber der „Zeit“. Ohne einen Sieg im Krieg gegen die Ukraine laufe Putin Gefahr, die Wahlen nicht zu gewinnen. Das sei dann nur noch durch eine Manipulation der Abstimmung zu ändern, glaubt der ehemalige Putin-Vertraute.

Putin rechtfertigt den Krieg gegen die Ukraine und droht Deutschland

80 Jahre nach dem Sieg der Roten Armee über die Wehrmacht in der Schlacht um Stalingrad hat Kremlchef Wladimir Putin dem einstigen Gegner Deutschland gedroht.

Und solch eine Wahlmanipulation würde das Militär auf den Plan rufen, erklärte Galljanow. „Massenmanipulationen sind immer mit Protesten verbunden, was wiederum in einer Situation, in der die Sicherheitskräfte nicht absolut loyal sind, sehr riskant ist“, so der Politologe. Und dass das Militär nicht mehr vollständig auf Putins Seite stehe, sei einem „radikalen Fehler“ des Kremlchefs geschuldet.

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Putins altes Spiel mit der Macht verfängt nicht mehr

Denn Putin habe zu seinem eigenen Machterhalt stets die verschiedenen Lager innerhalb des Kremls gegeneinander ausgespielt. Dabei habe er auch dem Chef der berüchtigten Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, zu sehr viel Einfluss verholfen. „Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Prigoschin Russlands Mann des Jahres geworden ist“, sagte Galljanow. Doch der Söldnerchef nutzte diesen Einfluss zuletzt, um mehrfach sowohl das russische Militär als auch das Präsidialamt öffentlich zu kritisieren und sogar zu bedrohen.

Prigoschin hat Putins Machtvertikale im Wesentlichen zerstört.

Politologe Abbas Galljamow

„Prigoschins öffentlicher Aktivismus schafft viele langfristige Probleme für das Regime“, meint der Ex-Vertraute des russischen Präsidenten. Putin habe Prigoschin zwar wieder etwas herabgesetzt, indem er dessen Protegé, den General Sergej Surowikin, als Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine gegen den Generalstabschef Waleri Gerassimow austauschte. Dennoch habe Putin die Dynamik um den Wagner-Chef Prigoschin „kaum im Griff“.

Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, nimmt an der Beerdigung eines Kämpfers der Wagner-Gruppe, der während eines Spezialeinsatzes in der Ukraine ums Leben kam, auf einem Friedhof außerhalb von St. Petersburg teil (Archivbild).

Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, nimmt an der Beerdigung eines Kämpfers der Wagner-Gruppe, der während eines Spezialeinsatzes in der Ukraine ums Leben kam, auf einem Friedhof außerhalb von St. Petersburg teil (Archivbild).

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„In dieser Situation hat der Wagner-Chef das Gefühl, fest im Sattel zu sitzen“, analysierte Galljamow. Prigoschin spüre nun, „dass seine Stunde gekommen ist“. Obwohl er möglicherweise Ambitionen dazu habe, werde Prigoschin wohl dennoch das Präsidentenamt verwehrt bleiben, da er in Russland nicht besonders beliebt sei. Dennoch bedrohe er mit seinem Auftreten auch Putin: „Prigoschin hat Putins Machtvertikale im Wesentlichen zerstört: Ein ehemaliger Krimineller, der keine offiziellen Ämter bekleidet, ist faktisch der wichtigste Politiker des Landes.“

Söldnerchef Prigoschin bringt das Militär gegen Putin auf

Und nicht nur Prigoschins Kritik am Militär bringe dieses gegen den russischen Präsidenten auf, sondern auch die Entscheidungen Putins im Krieg gegen die Ukraine. In den letzten 20 Jahren habe Putin das Militär stets hofiert. „Doch in der Ukraine stürzte er es vollkommen unvorbereitet in den Tod. Er brach mit militärischer Logik, indem er zum Beispiel versprach, Kiew in drei Tagen einzunehmen, und opferte dafür sinnlos Soldaten.“

Putin könnte jetzt das Kriegsrecht verhängen und die kommenden Wahlen absagen, um sich weiter an der Macht zu halten, vermutet sein ehemaliger Redenschreiber Galljamow. Dann jedoch werde „eine rasche Delegitimierung des Regimes beginnen“. Die Menschen würden angesichts vieler Krisen „zunehmend zu dem Schluss kommen, dass das Land von einem nicht gewählten Diktator regiert wird“. Und dann könnte die Stunde des Militärs schlagen.

RND/sic

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