„Auf halber Strecke aufgegeben“: Lehrerverbände unzufrieden mit Hilfen für Lernlücken bei Schülern
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Die Schulschließungen haben große Lernlücken bei Schülerinnen und Schülern hinterlassen - sie zu schließen könnte Jahre dauern.
© Quelle: Patrick Seeger/dpa
Berlin. Schulschließungen und Distanzunterricht haben bei Schülerinnen und Schülern zu großen Lernlücken geführt. Weiterhin gelten deswegen vielerorts vereinfachte Prüfungsanforderungen. Dabei gelinge die Aufarbeitung vor allem dort, wo Unterstützung sowieso kaum gebraucht werde, kritisieren Lehrerverbände. Das Aktionsprogramm vom Bund Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche ist nach zwei Jahren am 31. Dezember 2022 ausgelaufen. Ein falsches Signal, findet Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands.
„Wir befinden uns auf einer langen Strecke“, sagte Meidinger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), „jetzt bei der Hälfte aufzugeben, das ist das falsche Signal.“ Dabei sei es schwierig festzustellen, inwiefern sich Lücken überhaupt geschlossen hätten. „Eigentlich müsste man Ansprüche für Versetzung und Prüfungen wieder anziehen. Nur dann könnte man anhand von Schulabbrechern und Durchfallquoten bei Prüfungen sehen, wie verheerend die Lage noch ist.“
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Lehrerpräsident Meidinger: Aufholprogramm erreicht nicht die richtigen Schüler
Das Bundesprogramm sei nicht bei den Schülerinnen und Schülern angekommen, die es am ehesten gebraucht hätten, stellt Meidinger fest. Das habe unter anderem daran gelegen, dass die Teilnahme stets freiwillig war. „So erreichen wir nur die Kinder von Eltern, die sowieso schon sehr bemüht waren, Bildungslücken aufzuholen.“ Die Kinder, die am meisten unter den Schulschließungen und dem Onlineunterricht gelitten hätten, erreiche man nicht.
Diesen Eindruck teilt auch Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Das sogenannte Aufholprogramm nach Corona von Bund und Ländern ist nicht dort angekommen, wo es am meisten benötigt wird, nämlich bei den benachteiligten Kindern und Jugendlichen.“ Sie resümiert: „Kurzfristige Unterstützungsprogramme oder Förderung von Nachhilfeinstituten bringen nichts.“
Man brauche gezielte Förderungen für Schulen in schwieriger Lage, verbesserte Arbeitsbedingungen für Lehrer und mehr Schulsozialarbeit. „Wir sind weit davon entfernt, die Lücken zu schließen.“ Die akuten Probleme von Lehrermangel bis Lernlücken machten auch die Beschulung der aus der Ukraine geflüchteten Kinder nicht einfacher.
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„Es ist nie zu spät“: Wie Eltern Kompetenzen ihrer Kinder optimal fördern
Wie bringt man Kleinkindern Kompetenzen bei, die man selbst nicht besitzt? Und was braucht es, damit Kinder mit guten Voraussetzungen in die Schule gehen? Ein Interview mit der Entwicklungspsychologin Manja Attig vom Nationalen Bildungspanel.
Lehrerverband nimmt Ampelkoalition in die Pflicht – Maßnahmenvertagung „enttäuschend“
Meidinger erwartet weiterhin Unterstützung vom Bund. Auch wenn Bildung hauptsächlich Ländersache sei, habe die Ampelkoalition einen Fokus auf Bildungspolitik legen wollen. Nun habe man beispielsweise das „Startchancen“-Programm, mit dem man etwa 4000 Schulen fördern wolle, bereits auf 2024 vertragt. „Das ist enttäuschend.“
Der Bund hatte das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ zunächst 2021 beschlossen, später verlängert und damit etwa Lerncamps für Kinder und Jugendliche mit mehreren Milliarden Euro finanziert. Einen abschließenden Bericht zu dem Programm will das Bildungsministerium zum 31. März vorlegen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat das Programm bis zum Ende der Sommerferien 2023 verlängert, finanziert wird es von nun an aus Landesmitteln.