Unfassbare Erkenntnisse der Ermittler

Trump-Anklage: Das Staatsgeheimnis lagerte im Marmorbad von Mar-a-Lago

Wo Trump geheimste Regierungsdokumente lagerte: Die Anklageschrift enthält unglaubliche Fotos.

Wo Trump geheimste Regierungsdokumente lagerte: Die Anklageschrift enthält unglaubliche Fotos.

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Washington. Bis zuletzt hatte Donald Trump behauptet, er habe die Wahl gewonnen. Doch als der ehemalige Präsident der USA endlich im Januar 2021 widerstrebend das Weiße Haus verlassen musste, packte er nicht nur persönliche Habseligkeiten und Klamotten ein. Er ließ auch unzählige Kisten mit Zeitungsausschnitten, Notizen, Foto­grafien und offiziellen Dokumenten, die er im Laufe seiner Amtszeit angesammelt hatte, in sein Privatanwesen Mar-a-Lago in Florida schaffen. Die 49-seitige Anklageschrift von Sonderermittler Jack Smith, die am Freitag veröffentlicht wurde, zeichnet ein vernichtendes Bild des unglaublich fahrlässigen Umgangs des Möchtegern­autokraten mit teilweise hochsensiblen Staatsgeheimnissen.

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In den Kisten befanden sich nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft unter anderem Geheimdienst­unterlagen. In den Dokumenten wurden die Verteidigungs­fähigkeit der USA und anderer Staaten, Details des amerikanischen Nuklearprogramms und militärische Schwachstellen der USA und ihrer Verbündeten bei einem möglichen Angriff beschrieben. Trotzdem waren die Papiere laut Anklageschrift in dem Privatclub mit 150 Beschäftigten und rund 10.000 Gästen zwischen Januar 2021 und April 2022 mehr oder weniger frei zugänglich und wurden nicht an einem speziell gesicherten Ort gelagert.

09.06.2023, USA, Washington: Sonderermittler Jack Smith spricht mit Journalisten. Die US-Justiz wirft dem früheren US-Präsidenten Trump in der Affäre um geheime Regierungsdokumente unter anderem auch Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen vor. Foto: Alex Brandon/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

09.06.2023, USA, Washington: Sonderermittler Jack Smith spricht mit Journalisten. Die US-Justiz wirft dem früheren US-Präsidenten Trump in der Affäre um geheime Regierungsdokumente unter anderem auch Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen vor. Foto: Alex Brandon/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Anfangs wanderten die Kisten schlichtweg auf die Bühne des Ballsaals. Von dort wurden sie ins Business Center des Clubs geschafft. Als sie dort störten, tauschten sich Mitarbeiter über eine alternative Lagerstätte aus. Daraufhin wurden sie in ein Badezimmer und eine Dusche des Clubs geschafft. Der Anklageschrift liegen Fotos bei. Sie zeigen drei Dutzend Umzugskartons neben der Toilette in einem Badezimmer mit Marmor­boden und Kristallleuchter.

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Auf dem Boden verstreute Dokumente

Nach der Reinigung eines Lagerraums sollen 80 Kisten im Juni 2021 dorthin umgezogen sein. Der Raum lag offenbar neben dem Lagerraum für alkoholische Getränke, die bei Trumps Festen ausgeschenkt wurden, und einem Stauraum für Bettwäsche. Einmal müssen die Kisten umgekippt sein. Ein Foto zeigt auf dem Boden verstreute Dokumente.

Im Mai 2021 hatte sich Trump laut der Anklageschrift einige Kartons in seinen Golfclub in Bedminster im US‑Bundestaat New Jersey bringen lassen. Dort hatte er ein Treffen mit einem Schriftsteller, an dem auch ein Verleger und zwei Mitarbeiter teilnahmen. Das Gespräch wurde mit Einwilligung Trumps aufgenommen. Auf dem Mitschnitt ist der Staatsanwaltschaft zufolge zu hören, wie Trump ein „höchst vertrauliches“ Dokument hervorzieht, das den mutmaßlichen Plan des Pentagons für einen Angriff auf ein anderes Land (laut US‑Medien handelt es sich um den Iran) beinhaltete. Laut Abschrift des Mitschnitts sagte der damalige Präsident dazu: „Das sind geheime Informationen. Schauen Sie sich das an!“ Keiner der Anwesenden habe eine Berechtigung gehabt, die streng geheimen Papiere zu lesen.

Trump zeigte geheime Militärkarte herum

Im August oder September desselben Jahres soll sich Trump in Bedminster dann mit Vertretern einer Spender­organisation getroffen haben, die ihn unterstützte. Dabei holte er nach Erkenntnissen der Staats­anwalt­schaft eine geheime Karte in Zusammenhang mit einer Militäroperation hervor. Ausdrücklich soll er gesagt haben, dass er das eigentlich nicht dürfe. Seine Gäste forderte er auf, nicht zu nahe zu kommen.

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Nachdem das Nationalarchiv das Fehlen zahlreicher Regierungsdokumente bemerkt hatte und auf deren Herausgabe drang, behinderte Trump nach Erkenntnissen des Sonderermittlers aktiv die Behörden. Er schlug seinem Anwalt vor, die Existenz der Kisten gegenüber dem FBI zu verleugnen, wies Mitarbeiter an, Dokumente umzuräumen, diskutierte, ob es nicht besser wäre, sie zu vernichten, und verantwortete eine eidesstattliche Erklärung, in der seine Anwälte fälschlich behaupteten, man habe alle Unterlagen übergeben. Derweil soll er den eigenen Rechtsvertretern Einblick in die Kisten verwehrt haben: „Ich will nicht, dass irgend­jemand diese Kartons durchsucht. Ich will das wirklich nicht“, wird er zitiert.

Bei der Razzia im August 2022 fand das FBI dann in Mar-a-Lago noch insgesamt 102 vertrauliche, geheime oder streng geheime Unterlagen. Der Großteil schlummerte in dem Lagerraum, 27 Dokumente befanden sich in Trumps Büro. In der Anklageschrift werden Trump nun insgesamt 37 Straftaten vorgeworfen. Dabei geht es vor allem um eine Verschwörung zur Behinderung der Justiz und die gesetzeswidrige Aufbewahrung hochsensibler Informationen.

In der Anlage haben die Ermittler eine Übersicht mit dem möglichen Strafmaß beigefügt. Für die schwersten Vergehen ist eine Haftstrafe von maximal 20 Jahren vorgesehen.

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