Falsche Angaben zum Lebenslauf

AfD-Hochstapleraffäre: Bundesvorstand hält an Europakandidaten fest

Mary Khan-Hohloch, Gewinnerin des Listenplatzes 14 für die Europawahl der AfD, auf der AfD-Europawahlversammlung in der Messe Magdeburg.

Mary Khan-Hohloch, Gewinnerin des Listenplatzes 14 für die Europawahl der AfD, auf der AfD-Europawahlversammlung in der Messe Magdeburg.

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Berlin. Die AfD-Parteispitze hält an zwei umstrittenen Kandidaten für die Europawahl fest. Mary Khan-Hohloch und Arno Bausemer war vorgeworfen worden, bei der Aufstellungsversammlung in Magdeburg falsche Angaben zu ihren Lebensläufen gemacht zu haben. Diese Vorwürfe konnten beide nach RND-Informationen zwar bislang nicht ausräumen. Bei einer Sitzung am Montagabend beschloss der AfD-Bundesvorstand trotzdem, die beiden auf der Liste für die Europawahl im kommenden Jahr zu belassen. Sonst hätte es wohl eine neue Wahlversammlung gebraucht, die mit enormen Kosten und großem Aufwand verbunden gewesen wäre.

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Mary Khan-Hohloch hatte bei der Europawahlversammlung angegeben, sie habe ein „Studium der Religionswissenschaften, Öffentliches Recht und Schwerpunkt Europarecht“ absolviert sowie vier Jahre Berufserfahrung außerhalb der Politik. Sie wurde auf den aussichtsreichen Listenplatz 14 gewählt.

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Kandidatin mit Bundesvorstandsmitglied verheiratet

Arno Bausemer aus Sachsen-Anhalt schaffte es gar auf den als sicher geltenden Listenplatz zehn. In seiner Bewerbung gab er unter anderem ein Volontariat beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und 15 Jahre Berufserfahrung als Geschäftsführer an. Laut Recherchen des Portals „T-Online“ hält das jedoch keinen Überprüfungen stand. Ein Studium hat Bausemer abgebrochen, beim MDR hat er nur ein neunmonatiges Praktikum und kein Volontariat absolviert, die Geschäftsführertätigkeit beschränkt sich anscheinend auf den Bauernhof seiner Familie, der inzwischen ein Nebenerwerbsbetrieb ist und auf dem Bausemer seine Eltern unterstützt hatte.

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Für Unmut sorgt aber vor allem der Fall Mary Khan-Holoch. Sie gilt als Vertraute der Co-Parteichefin Alice Weidel. Die Frankfurterin, Jahrgang 1994, ist nach eigenen Angaben seit 2015 intensiv mit Parteiarbeit beschäftigt, saß im Vorstand der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative und soll zeitweise auch für Weidel gearbeitet haben. Sie ist mit dem Brandenburger Landtagsabgeordneten und Schriftführer im AfD-Bundesvorstand Dennis Hohloch verheiratet, die beiden haben ein gemeinsames Kind.

„Mutmaßliche Sachverhalte bestätigt“

Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla teilten am Dienstag mit, die „bereits bekannten mutmaßlichen Sachverhalte um die Kandidaten Bausemer und Khan-Holoch“ seien bestätigt worden. „Zur Zeit der Bewerbungsreden lagen keine berufs- oder studienqualifizierenden Abschlüsse vor. Frau Khan-Hohloch konnte mittlerweile den Vertrauensleuten den Nachweis über ihr abgeschlossenes Studium vorlegen“, hieß es weiter. Eine Bachelor-Urkunde soll aber weiter fehlen. Aus dem Parteivorstand erfuhr das RND, Arno Bausemer habe zwar Praktikumszeugnisse vorgelegt, jedoch keinen Abschluss nachweisen können.

Eine Wiederholung der Europawahlversammlung hält der AfD-Bundesvorstand weder für „angeraten, notwendig, noch verhältnismäßig“. In den nächsten Tagen will das Parteigremium nun „über angemessene und geeignete Maßnahmen beraten, um dem erschütterten Vertrauen innerparteilich angemessen zu begegnen“.

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Großer Unmut in der Partei

Der Unmut in der Partei dürfte nach dem Vorstandsbeschluss vom Montagabend allerdings noch weiter zunehmen. Viele in der Partei sind sauer auf Alice Weidel, die sich an der Vorstandssitzung nicht beteiligte, sondern stattdessen gemeinsam mit dem FPÖ-Politiker Herbert Kickl für ein Doppelinterview bei dem österreichischen Rechtsaußensender AUF1 zu Gast war.

Noch stärkerer Unmut entlädt sich auf Dennis Hohloch. Im Zusammenhang mit der Kandidatur seiner Ehefrau werden Vorwürfe der Vetternwirtschaft laut. Viele sorgen sich vor allem um die Außenwirkung der beiden Personalien: Man könne doch nicht beispielsweise Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wegen Ungenauigkeiten in ihrem Lebenslauf kritisieren und dann selbst zwei Hochstapler auf die Europaliste wählen. Der Anspruch der AfD, anders zu verfahren als die „Altparteien“, sei nach dieser Sitzung dahin.

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