Strafmündigkeit auf zwölf Jahre herabsetzen? Das sagen die Polizeigewerkschaften
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Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) im Deutschen Beamtenbund (DBB), spricht sich für eine Herabsetzung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre aus.
© Quelle: Christoph Schmidt/dpa
Hannover/Berlin. Nach der Gruppenvergewaltigung in Mülheim, bei der unter den mutmaßlichen Tätern auch zwei Zwölfjährige gewesen sein sollen, wird wieder viel darüber diskutiert, ab wann Kinder oder Jugendliche strafmündig sein sollten – aktuell sind sie es ab 14 Jahren.
Rainer Wendt (62), der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), sagt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) dazu: „Wir fordern seit Jahren, dass das Alter für die Strafmündigkeit in Deutschland herabgesetzt wird.“ Jugendliche sollten seiner Meinung nach bereits ab zwölf Jahren strafmündig sein. Gleichzeitig meint er aber: „Kinder gehören nicht in den Knast – auch 14 und 15-Jährige nicht.“
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Ein Gerichtsverfahren mit einem Richter würde aber auf die jungen Täter mehr Eindruck machen, als wenn nach einer Tat einfach jemand vom Jugendamt zu Hause vorbeikomme. Wendt setzt sich dabei auch für eine Stärkung von Jugendämtern ein: „Die Jugendbehörden sind einfach zu schwach aufgestellt, das muss sich unbedingt ändern.“
Jörg Radek von der Gewerkschaft der Polizei lehnt Herabsetzung von Strafmündigkeit ab
Jörg Radek, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), hingegen spricht sich gegenüber dem RND gegen eine Herabsetzung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre aus. „Die Zahl der tatverdächtigen Kinder unter 14 Jahre hat seit 2004 laut einer BKA-Statistik kontinuierlich abgenommen.
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Bei dem Fall in Mülheim handelt es sich eher um einen Einzelfall, was die Schwere der Straftat angeht“, sagt er. Viel wichtiger sei eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Behörden. Jugendämter oder Schulen müssten personell besser aufgestellt werden und bessere Kommunikationswege finden, um Kinderkriminalität vorzubeugen.
Liecke (CDU): Kriminellen Clans ihre straffälligen Kinder wegnehmen
Falko Liecke, CDU-Jugendstadtrat in Berlin-Neukölln und Vorkämpfer in der Prävention gegen Jugendkriminalität, fordert währenddessen, kriminellen Clans ihre straffälligen Kinder wegzunehmen.
Die Absenkung der Strafmündigkeit auf 12 Jahre würde er begrüßen. „Damit könnte einen andere Form der Intervention erfolgen und nicht nur sozialpädagogische Familienhilfe“, sagt er dem RND.
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Von Heike Manssen und Jan Sternberg/RND