Nach Gräber-Fund: Fahne bleibt an Kanadas Nationalfeiertag auf halbmast
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Eine Nachricht mit dem Text "We Won't Forget You", zu deutsch: (Wir werden euch nicht vergessen") ist auf dem Fenster der Sk'elep School of Excellence zu sehen.
© Quelle: Darryl Dyck/The Canadian Press/d
Ottawa. Nach dem Fund Hunderter Gräber bei früheren Internaten für indigene Kinder in Kanada hat Premierminister Justin Trudeau angeordnet, die Landesfahne am Parlament auch am Nationalfeiertag des Landes am Donnerstag weiter auf halbmast wehen zu lassen. Das teilte Trudeau am Mittwoch per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Derweil berichteten kanadische Medien am Mittwoch übereinstimmend von einem neuen Fund nahe einer Schule: Im Ort Cranbrook im Westen des Landes seien 182 Tote in unmarkierten Gräbern entdeckt worden.
Seit dem Fund von Überresten von mehr als 200 Kinderleichen bei einem früheren Internat für indigene Kinder im Westen des Landes Ende Mai weht die Flagge bereits auf halbmast. Wenige Wochen später waren bei einem ähnlichen früheren Internat im Zentrum des Landes rund 750 unmarkierte Gräber gefunden worden. Zahlreiche Menschen hatten deswegen bereits dazu aufgerufen, den jedes Jahr am 1. Juli begangenen Nationalfeiertag „Canada Day“ diesmal zu boykottieren.
Beide Internate waren lange von der katholischen Kirche betrieben worden. In den „residential schools“ waren vom 17. Jahrhundert bis in die 1990er Jahre von ihren Familien entrissene indigene Kinder untergebracht. Sie mussten dort die Traditionen der europäischen Kolonialisten lernen, um ihre eigenen Sprachen und Kulturen zu vergessen. Gewalt und sexueller Missbrauch gehörten zur Tagesordnung.
UN-Menschenrechtsexperten hatten von der Regierung Kanadas und dem Vatikan umfassende Aufklärung gefordert. Trudeau hatte den Papst aufgefordert, nach Kanada zu kommen und sich zu entschuldigen.
RND/dpa