Der Fall Peggy: Eine Chronologie der Ereignisse
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/KC5YEG2BDVDPJPEFH3YDQHIQRE.jpeg)
Ein Absperrband der Polizei umzäunt ein Waldstück an einer Verbindungsstraße zwischen Rodacherbrunn in Thüringen und Nordhalben in Bayern. Hier wurde 2016 die Leiche des Mädchens Peggy gefunden.
© Quelle: Bodo Schackow/ZB/dpa
Lichtenberg. Vor 20 Jahren verschwand das Mädchen Peggy – der Beginn eines der spektakulärsten Kriminalfälle in Deutschland. Eine Chronik der Ereignisse:
7. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg verschwindet auf dem Heimweg von der Schule. Wochenlange Suchaktionen bleiben ohne Erfolg.
August 2001: Die Polizei nimmt einen geistig behinderten Mann fest. Er gibt an, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.
22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24 Jahre alten Tatverdächtigen als mutmaßlichen Mörder der Schülerin.
7. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess.
30. April 2004: Der geistig behinderte Mann wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge widerruft seine Aussage und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.
4. April 2013: Der Anwalt des geistig behinderten Mannes beantragt die Wiederaufnahme des Falls.
10. April 2014: Auf Anordnung des Landgerichts Bayreuth beginnt das Wiederaufnahmeverfahren.
14. Mai 2014: Das Gericht spricht den Mann frei, aus Mangel an Beweisen.
2. Juli 2016: Ein Pilzsammler findet in einem Wald in Thüringen, ganz nah an der bayerischen Grenze, Skelettreste. Polizei und Staatsanwaltschaft teilen kurz danach mit, dass die Knochen „höchstwahrscheinlich“ von Peggy stammen.
13. Oktober 2016: Polizei und Staatsanwaltschaft teilen mit, dass am Fundort der sterblichen Überreste des Mädchens DNA-Spuren des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden wurden.
8. März 2017: Die Ermittler räumen ein: Die Böhnhardt-DNA ist durch eine Panne an den Fundort von Peggys Leiche gelangt. Bei der Spurensicherung wurde das gleiche Werkzeug verwendet wie nach Böhnhardts Tod 2011. Beide Fälle haben nichts miteinander zu tun.
12. September 2018: Die Polizei durchsucht mehrere Anwesen eines damals 41 Jahre alten Beschuldigten. Der Mann zählte schon früher zum „relevanten Personenkreis“ im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Peggy. Nach der Vernehmung kommt er wieder auf freien Fuß.
21. September 2018: Die Ermittler geben bekannt, dass der Mann gestanden hat, das tote Mädchen in den Wald gebracht zu haben, wo später die Knochen gefunden wurden. Ein anderer Mann habe ihm den leblosen Körper an einer Bushaltestelle übergeben.
11. Dezember 2018: Die Polizei meldet die Verhaftung des Tatverdächtigen. Er habe den Tatvorwurf durch seinen Verteidiger bestreiten lassen.
12. Dezember 2018: Der Tatverdächtige hat nach Angaben seines Anwalts sein Teilgeständnis widerrufen. Die Polizei habe ihn bei der Vernehmung stark unter Druck gesetzt. Die Polizei bestreitet dies.
24. Dezember 2018: Der Tatverdächtige ist wieder auf freiem Fuß. Das Amtsgericht Bayreuth hat den Haftbefehl aufgehoben und verneint einen dringenden Tatverdacht - unter anderem, weil der Mann sein Teilgeständnis widerrufen hat und dieses nun nicht mehr gegen ihn verwendet werden könne. Sein Anwalt hatte Haftbeschwerde eingelegt.
13. Februar 2019: Aus Sicht des Landgerichts Bayreuth durfte das Geständnis des 41-Jährigen verwendet werden. Es gebe aber keinen dringenden Tatverdacht, dass er an Peggys Tötung beteiligt gewesen sei - aber an der „Verbringung“ der Leiche. Der Mann darf auf freiem Fuß bleiben.
22. Oktober 2020: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth teilt mit: Die Ermittlungen sind eingestellt.
RND/dpa