3G-Regel ausgeweitet: Berliner Obdachlose werden von Bahnsteigen verbannt

Ein Obdachloser in einem Berliner U-Bahnhof. (Archivfoto)

Ein Obdachloser in einem Berliner U-Bahnhof. (Archivfoto)

Berlin. Im Berliner Nahverkehr sind am Mittwoch strengere Corona-Vorschriften in Kraft getreten. Die 3G-Regel, nach der nur Geimpfte, Genesene und Getestete mit Bahnen und Bussen fahren dürfen, muss künftig auch auf Bahnsteigen beachtet werden, berichtet die „Berliner Zeitung“. Das hat nicht nur Folgen für Fahrgäste, sondern auch für Obdachlose, die im Winter oft Zuflucht auf Bahnsteigen suchen.

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Ausnahmen für Obdachlose würden nicht gemacht, betonte die Berliner Sozialverwaltung auf Anfrage der Zeitung: „Grundsätzlich ist es so, dass Kontrolleure Personen abweisen müssen, die die 3G-Bedingung nicht erfüllen.“ Aufgrund des Zwecks der Verordnung sei es „nicht möglich, eine Ausnahme für obdachlose Personen zu schaffen“. Man wisse jedoch, wie problematisch diese Situation für obdachlose Menschen sei. „Daher unternehmen wir viele Anstrengungen, Obdachlosen eine Impfung und weitere Tests zu ermöglichen“, teilte die Sozialverwaltung gegenüber der „Berliner Zeitung“ mit.

Die Berliner Stadtmission warb am Mittwoch angesichts der 3G-Regel im öffentlichen Nahverkehr und auf Bahnhöfen für einen behutsamen Umgang mit Obdachlosen. Kontrollen sollten mit Augenmaß durchgeführt werden, „so dass niemand in die Gefahr gerät, dem Kältetod ausgeliefert zu werden“, sagte die Sprecherin der Stadtmission, Barbara Breuer.

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Stadtmission fordert mehr Aufenthaltsorte für Obdachlose

Wenn auf Bahnsteigen und in Bahnhöfen Menschen ohne 3G-Nachweis angetroffen würden, könnten mobile Einzelfallhelfer der Berliner Stadtmission gerufen werden. „Sie begleiten Menschen ohne Obdach zu Impfterminen, zum Testen oder bei der Suche nach einem besseren Aufenthaltsort“, sagte Breuer.

Allerdings seien Bahnsteige keine idealen Aufenthaltsorte für obdachlose Menschen, so die Sprecherin der Stadtmission. Es fehlten Sanitäranlagen und Menschen, die unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stehen, könnten ungewollt ins Gleisbett stürzen: „Berlin braucht dringend mehr zentral gelegene Orte, an denen sich Menschen ohne Obdach, denen es nicht gut geht, tagsüber sicher aufhalten können.“

Breuer plädierte auch für mehr Spucktests. Es gebe Menschen, die aufgrund traumatisierender Erfahrungen Schwierigkeiten hätten, die üblichen Abstriche vornehmen zu lassen. Weiter verwies sie darauf, dass alle Impfzentren auch Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos impfen. Bei der Berliner Stadtmission würden einmal pro Woche Menschen ohne Krankenversicherung geimpft. Dort können auch Antigen-Tests durchgeführt werden, wenn Impfbescheinigungen verloren gegangen sind.

RND/seb/epd

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