Frau von Festwagen überrollt: Rosenmontagsumzug in Halle abgebrochen
Eigentlich sind die Karnevalsumzüge ein Ort der Freude und Ausgelassenheit. Doch in Halle ist am Rosenmontag eine 21 Jahre alte Frau schwer verletzt worden.
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Halle. Schock beim Rosenmontagsumzug in Halle: Ein mit Blut getränktes Tuch liegt an der Unfallstelle. Daneben ein Gebinde, offensichtlich schnell aus Blumen und Papierschlangen gefertigt. Ein tonnenschwerer Lastwagen eines Karnevalvereins steht nur wenige Meter dahinter am Hang der Straße geparkt. Polizeibeamte sichern dort Spuren, wo eine 21 Jahre alte Frau von einem Mottowagen erfasst wurde. Sie erlitt lebensbedrohliche Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, war zunächst unklar. Der Karnevalsumzug wurde abgebrochen. Die geplante Abschlussveranstaltung auf dem Markt wurde abgesagt.
Die Szenerie am Unfallort wirkt nach dem Unglück unwirklich. Bunt gekleidete Frauen mit grünen Perücken und auffälligen Karnevalskostümen halten sich an den Händen und weinen. „Hoffentlich geht alles gut mit ihr“, sagte eine der jungen Frauen. Mitglieder eines Karnevalvereins aus dem Saalekreis sitzen geschockt dicht beieinander. „Sie wollte wohl Karamelle in die Menge werfen, dann ist es plötzlich passiert“, schilderte ein Karnevalist unter Tränen seine ersten Eindrücke.
Ob es so war, ist in dem Moment noch unklar. Dem Karnevalisten steht ein kräftiger Mann tröstend zur Seite. „Wenn man oben auf einem Lkw sitzt, dann siehst du als Fahrer nicht sofort, was vorne am Rad passiert“, meinte er. Es gehe dann alles blitzschnell.
Immer wieder Unfälle bei Karnevalsumzügen
Nach zweijähriger Pause wegen der Corona-Pandemie waren in Halle sowie in Sachsen-Anhalts Karnevalshochburg Köthen wieder die Rosenmontagsumzüge mit Tausenden Narren gestartet. Nach Angaben des Karneval Landesverbands sind in Sachsen-Anhalt 190 Vereine mit rund 17 600 Mitgliedern organisiert.
In Halle hieß das Motto 2023 in typischer Umgangssprache: „Mr sinn widder da!“ (Wir sind wieder da!). Laut dem Präsident des Halle-Saalkreis Karneval Vereins (HSKV), Ingo Küßner, waren in dem Zug rund 1500 Teilnehmer aus 53 Vereinen dabei. Das Unglück ereignete sich nur kurze Zeit nach dem Start im Stadtteil Giebichenstein. Eigentlich wollten die vielen bunten Wagen mit fröhlichen Menschen durch die Innenstadt ziehen. Das fand ein jähes Ende. Nach Feiern war niemandem mehr zumute.
In den vergangenen Jahren war es auch bei anderen Karnevalsumzügen in Deutschland vereinzelt zu Unfällen gekommen. 2017 wurde ein 14-Jähriger bei einem Umzug in Rheinland-Pfalz lebensgefährlich verletzt. Er stand auf einer knapp vier Meter hohen Anhängerplattform eines Traktors und stieß beim Durchfahren einer Unterführung mit dem Kopf gegen eine Betonverstrebung. Ebenfalls 2017 stürzte ein betrunkener 19-Jähriger von einem Karnevalswagen in Neuenkirchen bei Osnabrück und erlitt dabei leichte Verletzungen.
Gleich zwei Unfälle ereigneten sich 2014 in Thüringen: In Roßleben (Kyffhäuserkreis) liefen zwei Kutschpferde in die Zuschauermenge - zwei Frauen wurden schwer und ein 14-jähriges Mädchen wurde leicht verletzt. In Römhild (Kreis Hildburghausen) stürzte nach dem Umzug der Aufbau eines Anhängers auf die Straße und begrub mehrere junge Menschen unter sich. Sechs wurden verletzt, drei davon schwer.
RND/dpa