Böhmermann haut Elon Musk in die Pfanne und parodiert Springer-Chef Döpfner mit Fake-Profil
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Jan Böhmermann geht in der neuesten Ausgabe seiner Sendung hart mit Twitter ins Gericht.
© Quelle: imago/STAR-MEDIA
Jan Böhmermann hat es in seiner jüngsten Sendung auf Twitter abgesehen. In der am Freitagabend ausgestrahlten Folge des „ZDF Magazin Royale” ging er kritisch mit dem Kurznachrichtendienst und dessen Entwicklung seit der Übernahme durch Multimilliardär Elon Musk im September 2022 ins Gericht. Mit einem gefälschten Twitter-Profil veröffentlichte er als vermeintlicher Springer-Chef unsinnige Tweets.
Dafür hatten der Social-Media-Analyst Luca Hammer und die Daten- und Investigativjournalistin Martina Schories laut Böhmermann 1,3 Milliarden deutschsprachige Tweets ausgewertet, das seien 90 Prozent aller deutschsprachigen Tweets der letzten zwei Jahre. Die Ergebnisse der Studie sind im Internet zum Nachlesen verfügbar.
Tweets von rechten Accounts haben stark zugenommen
Das Fazit fiel ernüchternd aus: So sei die Anzahl von Tweets, die von rechten Accounts abgesetzt wurden, innerhalb eines Jahres um 64 Prozent gestiegen. Die Zahl seriöser Quellen auf Twitter habe hingegen abgenommen. Verglichen wurde Daten von vor und nach der Übernahme durch Musk. Zudem kritisierte Böhmermann den Twitter-Chef, dessen eigene Tweets eine Zeit lang allen Nutzerinnen und Nutzern mit Priorität angezeigt wurden, für seinen Umgang mit Russlands völkerrechtswidrigem Krieg gegen die Ukraine. So hatte sich Musk geweigert, einen Beitrag des ehemaligen russische Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew zu löschen. In dem Tweet hatte Medwedew erklärt, warum die Ukraine von der Weltkarte getilgt werden sollte: Wirklich „niemand auf diesem Planeten” brauche das Land.
Böhmermann brachte auch zur Sprache, dass Twitter mit dem Löschen von Inhalten, die Kindesmissbrauch abbilden, nicht mehr hinterherkomme. Elon Musk soll 80 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefeuert haben, nachdem er Twitter aufgekauft hatte.
Musk hatte mit dem Kauf von Twitter angekündigt, die Moderation von Inhalten auf Twitter auf ein Minimum herunterzuschrauben. Damit solle wirklich Redefreiheit ermöglicht werden. Musk hatte immer wieder kritisiert, dass konservative Stimmen auf Twitter zu wenig Gehör fänden und „Zensur” betrieben werde.
Rückenwind bekam er dabei auch von Mathias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden des Axel-Springer-Verlags. Böhmermann zitierte aus einem Nachrichtenaustausch zwischen Döpfner und Musk. Wie die „Berliner Zeitung” berichtete, ging es in den Nachrichten zwischen beiden Unternehmern auch darum, wie die vermeintlich linke Diskurshoheit zugunsten einer liberaleren Meinungsfreiheit gebrochen werden solle.
An Ende der Sendung war dann ein Twitter-Account zu sehen, der aussah wie das offizielle Profil von Mathias Döpfner – inklusive blauem Haken zur Verifizierung, den Musk kostenpflichtig gemacht hat, um Twitter eine zusätzliche Einnahmequelle zu verschaffen. Der Account soll von Böhmermann angelegt worden sein, um vorzuführen, wie leicht es inzwischen ist, Nutzerinnen und Nutzer auf Twitter zu täuschen.
Spiegel-Medienjournalist Anton Rainer schrieb dazu: „Die Redaktion @zdfmagazin hat offenbar einen Fake-Account von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner erstellt und mit blauem Haken „verifiziert”. Aus dem Verlag heißt es, man habe das Profil bereits als Fälschung gemeldet. Wie lange, bis @Twitter reagiert? Arbeitet da noch jemand?” Böhmermanns Team konnte einige Tweets absetzen, inzwischen ist das Profil inaktiv, allerdings noch nicht gelöscht.
Einladung an Kanzler, Vizekanzler und Finanzminister
Ein weiterer Account, ebenfalls ein Döpfner-Fake, twitterte am Samstagmorgen: „Lieber @olafscholz, lieber @c_lindner, lieber Robert Habeck, ich lade Sie recht herzlich am kommenden MITTWOCH zum @WeLT-Krisengipfel im Axel-Springer-Neubau ein. Über eine Rückmeldung wäre ich dankbar. Ihr, MD”
Auch dieser Account ist nicht mehr aktiv. Im Profil war zu lesen, dass das Profil nicht Döpfner gehöre, sondern lediglich der Twitter-Name hier reserviert werde – „nach dem Missbrauch durch das ZDF”.
RND/dad