Schießereien und Entführungen

30 Tote: Bürgerkriegsähnliche Zustände nach Festnahme von „El Chapo“-Sohn

Männer fahren auf einem Motorrad an einem brennenden Lastwagen in den Straßen von Culiacan im Bundesstaat Sinaloa vorbei. Nach der Festnahme eines Sohns des inhaftierten Drogenbosses Joaquín „El Chapo" Guzmán, Ovidio Guzmán, haben sich im Nordwesten von Mexiko mutmaßlichen Bandenmitgliedern und Sicherheitskräften über Stunden hinweg Kämpfe geliefert.

Männer fahren auf einem Motorrad an einem brennenden Lastwagen in den Straßen von Culiacan im Bundesstaat Sinaloa vorbei. Nach der Festnahme eines Sohns des inhaftierten Drogenbosses Joaquín „El Chapo" Guzmán, Ovidio Guzmán, haben sich im Nordwesten von Mexiko mutmaßlichen Bandenmitgliedern und Sicherheitskräften über Stunden hinweg Kämpfe geliefert.

Mexiko-Stadt. Die Festnahme des Sohnes des früheren Drogenkartellchefs Joaquín „El Chapo“ Guzmán verwandelte Culiacán in einen Kriegsschauplatz. Schlag für Schlag zeichneten die Behörden in Mexiko am Freitag nach, wie sich Sicherheitskräfte und Kriminelle in der Stadt in Sinaloa Feuergefechte lieferten, die zehn Angehörige des Militärs, einen Polizisten und 19 mutmaßliche Mitglieder des berüchtigten Sinaloa-Kartells das Leben kosteten. 17 weitere Polizisten und 35 Militärangehörige wurden verletzt.

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Die folgenschwere Festnahme erfolgte nur Tage vor einem geplanten Besuch von US-Präsident Joe Biden in Mexiko-Stadt. Ein früherer mexikanischer Sonderermittler sprach von einem Geschenk. Einwohner der Stadt zeichneten das Geschehen teils auf und posteten Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken.

Schießereien nach Verhaftung von Drogenboss in Mexiko

Sicherheitskräfte haben den Sohn von Joaquin „El Chapo“ Guzman und aktuellen Anführer des Sinaloa-Kartells, Ovidio Guzman, festgenommen.

Das Kartell habe mit großkalibrigen Maschinengewehren auf die Soldaten geschossen, sagte Verteidigungsminister Luis Cresencio Sandoval. Die Armee habe am Donnerstag daraufhin Blackhawk-Kampfhubschrauber losgeschickt, um einen Konvoi von 25 Fahrzeugen des Kartells anzugreifen - darunter solche mit aufmontierten Schussvorrichtungen.

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Kartell sendet Horden bewaffneter Angreifer aus

Das Kartell habe auf die Hubschrauber gefeuert - und zwei von ihnen zu Boden gebracht, sagte Sandoval. Dann habe die Drogenbande Horden bewaffneter Angreifer ausgesandt, um Flugzeuge des Militärs und von Zivilisten am internationalen Flughafen der Stadt zu attackieren. Auch eine Passagiermaschine wurde getroffen. Die Angreifer nahmen Flughafengebäude unter Beschuss, um zu verhindern, dass der Sohn von „El Chapo“, Ovidio Guzmán, aus der Stadt geflogen wird.

Die Behörden hätten den Widerstand gegen die Festnahme des Drogenschmugglers aber vorhergesehen und diesen in einen Militärhubschrauber verfrachtet, um ihn nach Mexiko-Stadt zu fliegen, sagte der Minister.

Samuel González, in den 1990er Jahren Gründer der Sonderstaatsanwaltschaft des Landes für organisiertes Verbrechen, sprach mit Blick auf den Biden-Besuch zu einem Gipfel mit Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador und dem kanadischen Premier Justin Trudeau von einem „Geschenk“. Die mexikanische Regierung arbeite an einem entspannten Besuch.

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Juan Carlos Ayala, Einwohner von Culiacán und Universitätsprofessor, der zur Soziologie des Drogenschmuggels forscht, sagte, Ovidio Guzmán sei seit mindestens 2019 ein offensichtliches Ziel für die Behörden. „Ovidios Schicksal war entschieden“, sagte er. Er sei als der größte Schmuggler von Fentanyl und der sichtbarste „Chapos-Anführer“ identifiziert worden. Am Freitag sei die Atmosphäre ruhiger, „aber es blockieren immer noch eine Menge ausgebrannter Fahrzeuge die Straßen.“

Kriminelle wollten Ärzte entführen

Das Ausmaß der Gewalt vom Donnerstag war so groß, dass bewaffnete Kartellmitglieder in Krankenhäusern auftauchten und versuchten, Ärzte zu entführen, um sie verletzte Kämpfer behandeln zu lassen, wie der Gouverneur von Sinaloa, Ruben Rocha, berichtete. Er erklärte, diese Menschen würden behandelt, wenn sie in Krankenhäusern erschienen, sie sollten jedoch nicht versuchen, medizinisches Personal zu entführen. „Es ging so weit, dass die Ärzte an einem gewissen Punkt sagten: "Wir verschwinden hier"“, erinnerte sich Rocha. Die Polizei habe aber die Sicherheit verschärft und die Ärzte überredet, zu bleiben.

Einwohner der Stadt veröffentlichten Videoaufnahmen im Internet, die Konvois mit Kartellkämpfern zeigten, die durch die Straßen rollten. Trotz der Gewalt sei es möglich, dass Einwohner das Kartell noch immer unterstützten, sagte Ayala. Dies könne an dem Geld liegen, das die Bande in die Region bringe, aber auch daran, dass die Menschen vor Ort wüssten, dass das Kartell auch nach Abzug der Bundestruppen noch da sein werde. Nicht zuletzt, so bedenklich das ist, hat das Kartell eine relative Stabilität sichergestellt.

Guzman wurde in den USA im Jahr 2018 des Drogenschmuggels angeklagt. Nach Angaben beider Regierungen hat er an der Seite seiner Brüder zunehmend Verantwortung bei der Fortführung des „Geschäfts“ seines in den USA inhaftierten Vaters übernommen, zusammen mit dem Langzeit-Kartellchef Ismael „El Mayo“ Zambada.

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Der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard hat bestätigt, dass die USA sein Land im Jahr 2019 um die Festnahme Guzmáns zum Zweck seiner Auslieferung baten. Der Antrag müsse aktualisiert und bearbeitet werden, zuerst müsse sich Guzmán aber für einen offenen Fall in Mexiko verantworten, sagte der Minister.

Ismael Bojorquez, Direktor des lokalen Mediums Riodoce, das sich auf die Berichterstattung über den Drogenschmuggel in dem Gebiet spezialisiert hat, macht für die aggressive Reaktion des Kartells auf die Festnahme auch López Obrador und dessen weniger aggressives Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität verantwortlich. „Sie (die Kartelle) haben diese vier Jahre genutzt, um sich zu organisieren, zu bewaffnen, ihre Strukturen zu stärken, ihre Finanzen“, sagte er. „Ich glaube, dass es mehr Waffen gibt als vor drei Jahren. Alle Armeen der organisierten Kriminalität haben sich verstärkt, nicht nur die Chapitos“, sagte er. Das sei der Preis, den die Gesellschaft für die Politik der Regierung zahle.

RND/AP

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