Von Haartransplantation bis Botox

Schönheits-OP mit 18: Wie dubiose Kliniken junge Männer umgarnen

Schaut man in die sozialen Netzwerke, sieht man nur noch Sixpacks und Muskeln. Diese Schönheitsideale animieren junge Männer, operativ nachzuhelfen.

Schaut man in die sozialen Netzwerke, sieht man nur noch Sixpacks und Muskeln. Diese Schönheitsideale animieren junge Männer, operativ nachzuhelfen.

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Hannover. Amirs Nachricht trifft mich unverhofft – und löst dann eine ganze Reihe von Emotionen aus: Erstaunen, Empörung – und schließlich Neugier.

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Amir (Name geändert) ist Gründer und Facharzt einer Haartransplantationsklinik in Istanbul in der Türkei. Wobei er sich selbst wohl eher als Künstler sieht – zumindest steht das so auf der Website seines Unternehmens. Hier wird Kunden eine „Vision“ verkauft: Es gehe nicht nur darum, Haare einzupflanzen, hier in Amirs Praxis würde gleich ein ganzes „Haardesign“ konzipiert und dann mit der „Kunst“ vereint. Es ist nicht klar, was das bedeuten soll – aber es klingt hervorragend.

Amirs E-Mail ist freundlich und bestimmt. Er stellt sich vor, erklärt sein Unternehmen und sein Vorhaben. Und endet dann mit einem Angebot, das ich eigentlich nicht ablehnen kann: neues, dichtes Haar – und zwar kostenlos.

Wie dubiose Kliniken Influencer anwerben

Dieses dubiose Angebot ist nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst klingen mag – Amirs E-Mail ist auch kein Spam oder Betrug. Ich bin Journalist mit Reichweite, habe zudem ein paar Zehntausend Followerinnen und Follower in den sozialen Netzwerken, genauer gesagt auf der Plattform Youtube. Für Amir ist das offenbar eine relevante Masse, um sein Geschäft zu bewerben. Der zweite Grund: Ich habe keine Haare auf dem Kopf, das sieht man direkt auf meinem Profilbild. Für Amir bin ich augenscheinlich das perfekte Match: Ich soll für sein Gewerbe Influencer spielen.

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Der Deal soll folgendermaßen ablaufen: Ich soll Amir in seiner Klinik in Istanbul besuchen und mit neuem, vollem Haupthaar wieder nach Hause fliegen. Die Behandlung ist für mich kostenlos. Amir verspricht mir zudem „großartige Vergünstigungen“, darunter etwa kostenlosen Transport und die Unterkunft in einem Fünf-Sterne-Luxushotel. Direkt am Flughafen würde ich empfangen – und sogar ein Dolmetscher oder eine Dolmetscherin stünde dort bereit.

Die Gegenleistung: Ich drehe über all das ein Video und veröffentliche es auf meinem Youtube-Kanal. Mit ein bisschen Glück gewinnt Amir dadurch seine nächsten Kunden, die schwach werden und in seine Klinik nach Istanbul reisen – dann aber, im Gegensatz zu mir, für viel Geld.

Das Spiel mit der eigenen Unsicherheit

Ich habe Amirs Angebot nicht beantwortet. Mit Körperkomplexen will ich mich nicht mehr befassen – ich gehe stramm auf die 40 zu, diese Zeiten müssen vorbei sein. Ebenso habe ich mich an mein lichtes Haupthaar gewöhnt – man wird ja wohl noch altern dürfen.

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Tatsächlich macht mich die E-Mail sogar ein bisschen wütend: Es ist schon eine ganz besondere Art der Übergriffigkeit, Menschen anhand ihres Aussehens solch unverschämte Angebote zu unterbreiten. Im Grunde heißt es nichts anderes als: „Du siehst nicht gut genug aus fürs Internet – wir können das für dich ändern.“

Und gleichzeitig frage ich mich: Hätte ich Amirs Mail auch dann ignoriert, wäre ich nicht Ende 30, sondern Anfang 20 gewesen? Ein junger, unsicherer Typ, dessen Selbstbild von jeder Menge Unsicherheiten geprägt ist?

Immer mehr Männer gehen zum Schönheits-Doc

Tatsächlich ist genau das inzwischen ein riesiges Problem. Die Schönheitsindustrie ist ein Milliardengeschäft – und sie umgarnt immer aggressiver eine bestimmte Zielgruppe: junge und mittelalte Männer. Waren Schönheits-OPs und die damit verbundenen Probleme daran lange Zeit medial ein vermeintliches Frauending, so ist inzwischen jeder sechste Patient unter dem Messer männlich – das ergab eine Hochrechnung der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC). Tendenz, laut verschiedener Befragungen: steigend.

Haartransplantationen sind dabei nur ein Eingriff von vielen: Laut Statistik der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) stehen insbesondere Fettabsaugungen bei Männern hoch im Kurs, gefolgt von Oberlidstraffungen, Unterlidstraffungen und den genannten Haartransplantationen.

Gräbt man ein bisschen tiefer, finden sich eine Menge weiterer Möglichkeiten, den eigenen Körper männlicher zu machen: Muskelimplantate für einen dickeren Bizeps zum Beispiel – auch die Waden lassen sich mit entsprechenden Implantaten pimpen. Botoxbehandlungen und Faltenunterspritzungen gehören fast schon zum Standard. Und selbstverständlich gibt es auch Schönheitskliniken, die auf den Intimbereich spezialisiert sind. Die Kosten liegen in diesem Fall bei 10.000 bis 15.000 Euro.

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Wenn Instagram Schönheits-OPs befeuert

Woher kommt der Trend? Vieles spricht dafür, dass die sozialen Netzwerke daran schuld sind. Sie befeuern seit Jahren ein Körperideal, das mit der Realität nur noch wenig zu tun hat.

Es gibt Studien und Umfragen, die belegen, dass Schönheitsideale bei Instagram und Tiktok Jugendliche zur Schönheits-OP animieren können – das dürfte nicht nur für junge Frauen gelten, sondern auch für heranwachsende Männer.

Auf Instagram und Tiktok tanzen und schmachten rund um die Uhr attraktive junge Typen mit symmetrischen Gesichtern. Teenie-Idole wie die Elevator Boys und unzählige Fitnessinfluencer protzen mit perfekt definierten Oberarmen und Sixpacks, strahlend weiße Zähnen und natürlich: vollem Haar. Sie haben Hunderttausende, teils Millionen Followerinnen und Follower, werden gefeiert, bejubelt und angeschmachtet – und das nicht etwa für Talent, sondern einzig und allein für ihr Äußeres.

Filter verzerren die Realität

Bei ihren männlichen Followern löst all das die erwartbaren Reaktionen aus: „Der Druck, gut auszusehen, war noch nie so groß wie heute“, erklärt mir die Psychologin Ada Borkenhagen, die sich auf das Thema spezialisiert hat. Beinahe rund um die Uhr würden junge Männer heute mit dem eigenen Aussehen und dem anderer konfrontiert. Influencer gaukelten vor, man könne „in jedem Moment unseres Lebens blendend aussehen“ – und setzten damit eine unaufhörliche Spirale in Gang.

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Zugleich kämen immer neue Funktionen der sozialen Plattformen hinzu, die das Schönheitsideal festigten. Borkenhagen nennt sogenannte Beautyfilter auf Instagram und Tiktok, die inzwischen KI-gestützt und äußerst realitätsnah seien. „Damit ist es spielend leicht, sich sein eigenes Idealbild zu verpassen.“

Im Handumdrehen könnten die Nase verkleinert und die Falten entfernt werden – so wie man es sich schon immer gewünscht habe. „Dann ist es für viele nur noch ein kleiner Schritt, genau das auch in der Realität haben zu wollen“, sagt die Psychologin weiter. Insbesondere dann, wenn man diese geschönten Bilder überall gepostet habe und dann auf Menschen im echten Leben treffe. Vor dieser Diskrepanz hätten viele heute fast schon panische Angst.

Schönheitskliniken mit aggressivem Marketing

Für Unternehmen wie das von Amir ist all das ein gefundenes Fressen. Wirft man einen Blick ins Netz, scheint es, als hätten Kliniken aus der Türkei fast das halbe Internet aufgekauft. Googelt man nach Haartransplantationen in dem Land, so stammen die ersten 15 Suchtreffer allesamt von diesen Firmen selbst – unabhängige Informationen, die auch vor den Gefahren warnen, finden sich nur mit großer Mühe.

Dazwischen: Immer wieder vermeintliche Artikel seriöser Medien, etwa des „Handesblatts“, der „Süddeutschen Zeitung“ oder der „Stuttgarter Nachrichten“. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um als „Anzeige“ gekennzeichnete Advertorials, bezahlt von einer Haartransplantationsklinik in der Türkei. Die Artikel fluten auch die Google-News-Spalte, unabhängige Texte, etwa einer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, gehen hier sang und klanglos unter.

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Zugleich werben Kliniken aggressiv in den sozialen Netzwerken – und das insbesondere mit der Hilfe von Influencern. Auf Youtube und Instagram finden sich mehrere Fitness-Influencer, die von ihren Behandlungen berichten. Nur wenige Tage nach Amirs dubiosem Angebot postet ein Stand-up-Comedian ein Video auf seinem Youtube-Kanal. Seinen 21.000 Followerinnen und Followern berichtet er von seiner Haartransplantation in der Türkei. Es ist exakt dieselbe Firma, deren Anfrage ich nur wenige Tage zuvor ignoriert hatte – die Klinik von Amir.

Das Bild zeigt den typischen Ablauf einer Haartransplantation: Haareinheiten vom Hinterkopf werden entnommen, um sie am Vorderkopf wieder einzupflanzen.

Das Bild zeigt den typischen Ablauf einer Haartransplantation: Haareinheiten vom Hinterkopf werden entnommen, um sie am Vorderkopf wieder einzupflanzen.

In der Videobeschreibung wird mit Links und einem Whatsapp-Kontakt auf Amirs Klinik verwiesen, sogar einen Rabattcode gibt es. Als Werbung gekennzeichnet wird das Video nicht. Vieles spricht dafür, dass auch dem Comedian dieselben Vergünstigungen angeboten wurden wie mir. Darüber sprechen möchte er aber nicht: Eine Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) wird zunächst vom Manager des Künstlers beantwortet, danach höre ich nie wieder etwas von ihm.

Kooperationsanfragen bei Influencern an der Tagesordnung

Einer, der sehr wohl über diese Thema sprechen möchte, ist Lukas Leonhardt. Der junge Influencer und Schauspieler hat unter seinem Künstlernamen „itslukaswhite“ allein auf Tiktok fast 600.000 Follower sowie knapp 300.000 auf Instagram. Hier veröffentlicht er lustige Videos aus seinem Alltag sowie auf einem Zweitkanal Tanz- und Lipsync-Clips. Den Schönheitswahn in den sozialen Netzwerken hält er für brandgefährlich.

Leonhardt sagt: Anfragen von Schönheitskliniken bei seinem Management seien nahezu an der Tagesordnung: Hyloronbehandlungen, Botox und selbstverständlich Haartransplantationen – für alles mögliche soll Leonhardt auf seinen Kanälen werben. „Alle Anfragen dieser Art lehnen wir kategorisch ab“, betont der 20-Jährige. „Sowas will ich nicht unterstützen.“

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Der Grund für diese Haltung sind Leonhardts eigene Erfahrungen. Schon als 13-Jähriger kommt der heutige Influencer mit den sozialen Netzwerken in Berührung, beim Tiktok-Vorgänger Musically feiert er erste Erfolge vor großem Publikum. Später wächst seine Reichweite auf Tiktok und Instagram, im Youtube-Format „Krass Schule“ spielt Leonhardt als 18-Jähriger eine Hauptrolle. Immer mit dabei: Der Zweifel, ob denn der eigene Körper für diesen Job eigentlich gut genug ist.

Schönheitseingriff mit 18

„Es gab Tage, da habe ich den ganzen Tag auf Social Media rumgehangen und mich anschließend schlecht gefühlt, wenn ich abends in den Spiegel geschaut habe“, sagt Leonhardt. „Man scrollt durch Tiktok und sieht ständig diese Menschen, die unglaublich gut aussehen, mit Sixpack, markantem Gesicht, weißen Zähnen und glatter Haut. Und man sieht, wie viel Aufmerksamkeit diese Menschen bekommen – einzig und allein deshalb, weil sie so gut aussehen.“

Die Unsicherheiten nach dem Konsum solcher Videos seien vielfältig: „Ich habe mich irgendwann schon ungut gefühlt, wenn ich ein Speckpölsterchen an meinem Bauch entdeckt habe“, sagt der Influencer. „Da kam gleich der Gedanke: Oh Gott, das geht nicht, das kann ich mir in meiner Position als Influencer gar nicht erlauben.“

Eine Frau hält ein Smartphone in der Hand und macht ein Selfie. Größere Augen, glattere Wangen – mit Fotofiltern ist das in sozialen Medien kein Problem.

Eine Frau hält ein Smartphone in der Hand und macht ein Selfie. Größere Augen, glattere Wangen – mit Fotofiltern ist das in sozialen Medien kein Problem.

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Zunächst habe Leonhardt dies mit Hilfe der Technik zu vertuschen versucht. Auf Instagram-Bildern habe er Makel retuschiert, die anderen „vermutlich gar nicht aufgefallen wären“, erklärt er. Ständig sei er ins Fitnessstudio gerannt. „Ich habe immer versucht, mit meinen Kollegen mitzuhalten.“

Und irgendwann, sagt Leonhardt, habe sein Weg dann sogar in eine Klinik geführt. Eine überstürzte Aktion, wie der Influencer heute sagt. Hier habe er sich dann Hyaloron ins Gesicht spritzen lassen, um dieses markanter zu machen. „Ich war nie zufrieden mit meiner Kieferpartie, ich habe sie ständig auf Fotos bearbeitet“, erklärt er. Lukas Leonhardt ist zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 18 Jahre alt.

Mit dem Äußeren zeigen, wer man ist

Ada Borkenhagen überrascht diese Geschichte nicht. „Der Trend geht immer mehr dahin, mit seinem äußeren Erscheinungsbild zu zeigen, wer man ist“, erklärt die Psychologin. Ein perfekter Körper stehe für Erfolg – zugleich ließen sich damit auch „gut soziale Unterschiede markieren“, so die Psychologin. Ein perfekter Körper bedeute Wissen, harte Arbeit und Geld. Beispiel: „Im deutschen Fernsehen sehen Sie keine Frau mit 50, die auch wirklich aussieht, als sei sie 50″, sagt Borkenhagen. „Es sei denn, sie spielt die Haushälterin.“

Und das sei bei Männern inzwischen genauso: „Tränensäcke kann sich ein Topmanager heute nicht mehr leisten, und das sehen Sie auch nicht mehr“, sagt die Psychologin. Volles Haar sei – je nach Typ – häufig genauso Bedingung wie ein muskulöser Körper. Auch Politiker drückten ihre Macht heute durch ihr Äußeres aus. „Verlebte Typen“, wie Borkenhagen es nennt, sähe man heute kaum noch – ebenso selten geworden seien Politiker mit Übergewicht. „Mindestens auf den Wahlplakaten sind alle geschönt – und die Haut sieht aus wie ein Babypopo.“

Borkenhagen geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ohne ein bestimmtes Aussehen werden Sie heute nicht mehr in bestimmte Positionen kommen“, glaubt die Psychologin. Und langfristig führe der Trend zu einer Art „Körperkratie“, wie die Psychologin es nennt. „Dann erkennen wir schon am Äußeren eines Menschen, zu welcher Schicht er gehört.“

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Body-Positivity ist auch nur Marketing

Die Mittel- und Oberschicht würden längst darauf reagieren – und zwar mit Schönheitseingriffen beim Beauty-Doc. „Mehr Leute, als man glaubt“ würden sich inzwischen unters Messer legen oder ließen sich mit Botox oder Hyaloron behandeln, weiß die Psychologin. „Aber natürlich heimlich. Man spricht nicht darüber.“ Selbstverständlich gelte es nur als gesellschaftlich akzeptabel, einen perfekten Körper durch eigene Leistung erreicht zu haben – nicht durch Schönheitseingriffe.

Einen Weg aus dem Dilemma sieht Borkenhagen nicht. „Ich glaube, Schönheitseingriffe werden langfristig so normal werden wie gerade Zähne“, so die Psychologin. Dank der Zahnregulation, die in den Siebzigerjahren eingeführt wurde, sehe man heute kaum noch Menschen mit übereinander gewachsenen Zähnen. „Und ich glaube, genauso wird das mit diesen Schönheitseingriffen langfristig auch sein.“

Influencerinnen und Influencer, die dem Trend etwa mit Body-Positivity-Kampagnen entgegenwirkten, sieht Borkenhagen derweil kritisch. Häufig sei das auch nur eine Marketingstrategie, meine die Psychologin – und die Akteure, die für einen neutralen Blick auf den Körper werben, seien häufig selbst bildhübsch.

Posten mit Verantwortung

Lukas Leonhardt hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er habe die Inhalte auf seinen sozialen Plattformen vor einigen Jahren gezielt umgestellt, erklärt er. „Man muss nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, um eine Karriere auf Tiktok zu machen“, sagt der Influencer. Solange die Inhalte spannend oder unterhaltsam seien, sei das Aussehen völlig zweitrangig. Es müsse nicht jeder oberkörperfrei in die Kamera schmachten und sein Sixpack zeigen.

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Ein weiterer Schönheitseingriff komme für den Influencer vorerst nicht mehr infrage. Glücklich gemacht habe ihn die Behandlung damals nämlich nicht. „Im Gegenteil: Danach habe ich mich noch viel schlechter gefühlt.“ Sein Gesicht habe „wie ein Kasten“ ausgesehen – auf Instagram-Bildern habe er es schließlich wieder in den Ursprungszustand zurück retuschiert.

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Heute sieht der 20-Jährige eine Verantwortung gegenüber seinen Followern. Er fühle sich heute gefestigt, das Aussehen sei ihm nicht mehr so wichtig. „Man sieht nicht 24 Stunden am Tag toll aus, und das zeige ich auch inzwischen.“ Langfristig erhofft sich Leonhardt auch eine größere Verantwortung durch die Plattformen. „Tiktok spielt damit, obwohl sie wissen, dass es diese Probleme gibt. Dass auf der Plattform standardmäßig ein Glättungsfilter eingestellt ist, ist bizarr“, sagt der 20-Jährige. Langfristig erhofft sich Leonhardt zudem eine gesetzlich verankerte Kennzeichnungspflicht für Schönheitsfilter.

In der Türkei blüht das Geschäft

Bis dies jedoch so weit ist, bedeutet der Schönheitswahn unter jungen Männern jedoch erst einmal ein gutes Geschäft – zum Beispiel für Amir aus der Türkei. Wie lukrativ es genau ist, lässt sich allerdings schwer sagen. Auf eine Anfrage des RND antwortet die Klinik zwar, aber nur ausweichend. Hier erklärt man etwa, dass man inzwischen künstliche Intelligenz einsetze, um reichweitenstarke Werbegesichter in den sozialen Netzwerken zu identifizieren. Offenbar erkennt Amir in der Anfrage direkt eine neue Werbemöglichkeit – ein Fragenkatalog jedoch bleibt unbeantwortet.

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Amirs E-Mail endet mehr als bizarr. Noch einmal lädt mich der türkische Arzt ein, seine Praxis in Istanbul zu besuchen. Anbei sendet er ein Foto. Es zeigt zwei Varianten eines Porträtfotos von mir. Einmal das Original, einmal eine Photoshop-Version mit vollem Haar und vollerem Bart.

Auf dem Bild sind, angelehnt an den Film Matrix, eine rote und eine blaue Pille abgebildet. Noch könne ich mich entscheiden, schreibt Amir. Und weiter: „Ich kann dir nur die Tür zeigen, du bist derjenige, der hindurchgehen muss.“

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