18 Minuten werden zum Kult

50 Jahre „Dinner for One“: Deutschlands Silvestertradition feiert Jubiläum

Freddie Frinton als Diener James und May Warden als alleinspeisende alte Dame Miss Sophie in einer Szene von «Dinner for One» (undatierte Filmszene).

Freddie Frinton als Diener James und May Warden als alleinspeisende alte Dame Miss Sophie in einer Szene von «Dinner for One» (undatierte Filmszene).

Hamburg. Obwohl Schwarz-Weiß, bringt dieser gespielte Witz alljährlich Farbe (und Freude) in viele Gesichter: „Dinner for One“ mit Freddie Frinton und May Warden. Der Sketch mit einem beschwipsten Butler ist in Deutschland so sehr mit Silvester verbunden wie Sekt und Feuerwerk. Vor 50 Jahren - am 31. Dezember 1972 - wurde beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg die Fernsehtradition begründet, „Dinner for One“ stets an Silvester auszustrahlen.

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„The same procedure as every year“ (Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr): Dieser Satz ist ein geflügeltes Wort geworden. Im Fernsehen gibt es keinen Beitrag, der so oft wiederholt wurde wie „Dinner for One“. Schon 1988 kam der Sketch ins Guinness-Buch der Rekorde als „am häufigsten wiederholte TV-Produktion“, wie es vom NDR heißt.

18 Minuten werden zum Silvesterkult

Dass das 18-minütige Stück TV-Unterhaltung zum Silvesterklassiker in Deutschland wurde, geht auf den früheren NDR-Unterhaltungschef Henri Regnier zurück. Er hatte 1972 die Idee, das Band für den letzten Abend des Jahres aus dem Archiv zu holen und den Sketch auszustrahlen. Warum Regnier (1917-1988) das mit diesem aufgezeichneten Bühnenstück tat und wie das damals genau ablief, kann 50 Jahre später beim NDR niemand mehr so genau sagen.

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Jedenfalls vergeht seitdem kein Jahreswechsel mehr ohne „Dinner for One“. Vor 25 Jahren (1997) schauten laut NDR erstmals mehr Menschen „Dinner for One“ (11,9 Millionen) als die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers (9,3 Millionen) - damals Helmut Kohl.

Im Jahr 2003 erreichten Frinton und Warden demnach sogar mehr als 13 Millionen. 2021 waren es noch mehr: „Dinner for One wurde Silvester 2021 von rund 15 Millionen Menschen gesehen“, sagt eine NDR-Sprecherin auf Nachfrage. „Sie hatten mindestens für eine Minute Kontakt zu einer der Ausstrahlungen in den Dritten Programmen der ARD und im Ersten. Berücksichtigt sind "nur" die Ausstrahlungen der Originalversion. Das heißt: nicht die diversen Mundartversionen.“

Der Entdecker von Dinner for One

Als deutscher Entdecker von „Dinner for One“ gilt Fernseh-Altmeister Peter Frankenfeld (1913-1979): Vor 60 Jahren, also schon 1962, hatte er zusammen mit Regisseur Heinz Dunkhase den Sketch im englischen Seebad Blackpool gesehen und für seine Sendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ verpflichtet.

Dort lief der Sketch am 8. März 1963. Der gespielte Witz löste Begeisterung beim Publikum aus und bewog den NDR, Frinton und Warden nach Hamburg einzuladen, um dort im Studio B in Lokstedt vom 30. April bis 4. Mai 1963 eine Fernsehfassung fürs Archiv aufzuzeichnen. Frinton und Warden erhielten für den Auftritt laut NDR 4150 D-Mark.

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Die Aufzeichnung wurde dann zwischen 1963 und 1972 hin und wieder als Pausenfüller im noch nicht allzu prall gefüllten Fernsehprogramm von ARD und NDR gezeigt. Erst neun Jahre nach der Erstausstrahlung bekam der Sketch dann seinen Sendeplatz an Silvester - und wurde Kult.

Darum geht es bei Dinner for One

Der Inhalt des Dramoletts ist Millionen Menschen vertraut: Die alte Miss Sophie feiert ihren 90. Geburtstag allein mit ihrem Diener James. Er vertritt reihum Sophies bereits verstorbene Freunde Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom und trinkt jeweils in deren Namen auf Miss Sophie.

Dabei wird Butler James immer betrunkener und fällt regelmäßig über den Tigerkopf-Teppich. Elfmal, um genau zu sein. Am Ende geleitet er Miss Sophie ins Bett. „The same procedure as every year.“

May Warden (1891-1978) war bei der legendär gewordenen Aufzeichnung etwa 18 Jahre von ihrem gespielten Alter entfernt, Butler-Darsteller Freddie Frinton war gerade mal 54. Er starb 1968, also bevor sein Schwipsspiel zum TV-Kult in Deutschland wurde - mit nur 59 Jahren.

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Dinner for One 2022/2023 im TV

Rund ein Dutzend Ausstrahlungen gibt es diesmal wieder am 31. Dezember und 1. Januar. Das NDR Fernsehen zeigt gleich wieder vier Mal am 31. Dezember die traditionelle Fassung „Dinner for One oder Der 90. Geburtstag“ - und zwar um 15.30 Uhr, 17.35 Uhr, 19.40 Uhr und 23.35 Uhr. Das Erste sendet sie um 18.40 Uhr und nochmal nach Mitternacht (um 05.10 Uhr am Neujahrsmorgen).

Außerdem ist das Original in folgenden Dritten im Programm zu finden:

im WDR Fernsehen (17.35 Uhr), RBB Fernsehen (19.00 Uhr sowie 5.30 Uhr am 1.1.), MDR Fernsehen (19.00 Uhr), HR Fernsehen (19.10 Uhr), SWR/SR (19.25 Uhr) und BR Fernsehen (19.40 Uhr).

Wunderbar wandelbar: Hier sind Ralf Schmitz und Annette Frier in der WDR-Produktion „Dinner for One – op Kölsch“ zu sehen.

Hier sind Ralf Schmitz und Annette Frier in der WDR-Produktion „Dinner for One – op Kölsch“ zu sehen.

Verschiedene Varianten von Dinner for One:

  • „Dinner for one auf Hessisch“ (HR 16.50 Uhr) - mit Margit Sponheimer als Fräulein Sophie und Walter Flamme als Diener Johann
  • „Dinner for one auf Nordhessisch“ (HR 18.45 Uhr)
  • auf Fränkisch: „Essn für ann“ (BR 17.00 Uhr)
  • Ruhrgebiet/Wanne-Eickel: „Dinner vor Wan(ne)“ (WDR 16.40 Uhr)
  • Annette Frier und Ralf Schmitz: „Dinner op Kölsch“ (WDR 17.10 Uhr)
  • Plattdeutsch: „Dinner for one - up Platt“ (NDR 12.25 Uhr)
  • Schwäbisch: „Dui do on de Sell - Dinner for 2“ (SWR 14.10 Uhr)

RND/dpa

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