Ellen Pompeo verlässt Serienhit „Grey’s Anatomy“

Die Ärztbesten – mit diesen Krankenhausserien lässt sich der Abschied von Dr. Meredith Grey bewältigen

Ellen Pompeo sagt Bye zu „Grey’s Anatomy“: Die von der US‑Schauspielerin gespielte Figur der Dr. Meredith Grey verlässt in der 19. Staffel von „Grey’s Anatomy“, die am 17. April startet, die Serie. Grey will künftig in Boston in der Alzheimerforschung arbeiten.

Ellen Pompeo sagt Bye zu „Grey’s Anatomy“: Die von der US‑Schauspielerin gespielte Figur der Dr. Meredith Grey verlässt in der 19. Staffel von „Grey’s Anatomy“, die am 17. April startet, die Serie. Grey will künftig in Boston in der Alzheimerforschung arbeiten.

Nun ist es also so weit: Dr. Meredith Grey (Ellen Pompeo) verlässt das Grey Sloan, Traumazentrum und Lehrkrankenhaus in Seattle. Nur noch in acht der 13 Folgen der 19. Staffel (ab 17. April bei Disney+) wird Grey zu sehen sein. „Grey’s Anatomy“ ist die Ärzteserie, bei der man früh das Gefühl bekam, es ginge hier mehr um die Quickies in der Besenkammer als um die Glanz­leistungen im OP.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Nichtsdestotrotz sind viele der Figuren, voran die von Chandra Wilson gespielte Feldwebel-harte Dr. Miranda Bailey, so erquicklich, dass man die zahllosen Romanzen schluckte. Immer wieder musste man das Ausscheiden geliebter Charaktere hinnehmen – des verträumten Assistenzarztes George O’Malley, der bei einem Unfall ums Leben kam, der blonden Izzy Stevens, die ihr Ausscheiden dem Interesse ihrer Darstellerin Kathrine Heigl verdankte, im Filmbiz Fuß zu fassen (was nicht gelang). Als dann sogar der supercharmante Derek „Dr. Dreamy“ Shepherd (Patrick Dempsey) das Zeitliche segnete, glaubten viele, die Serie würde ihm bald folgen.

Tat sie nicht und so sollte der Fan auch nach Merediths Ausscheiden nicht gleich um „Grey’s Anatomy“ bangen. Wer sich indes einstweilen mit Geschichten aus anderen TV‑Kranken­häusern hinweg­trösten möchte – hier sind Vorschläge zur Linderung des Abschiedsschmerzes.

Das Stream-Team

Der Newsletter mit den besten Serien- und Filmtipps für Netflix & Co. – jeden Monat neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Mit einem betrunkenen George Clooney begann die Zeit der realistischen TV‑Hospitäler

„Emergency Room – Die Notaufnahme“ (1994–2009, 15 Staffeln, streambar bei Amazon Prime Video). Gerade hat er sich in einem winzigen Krankenzimmer des Chicago County General Hospital zur Ruhe gebettet, da muss der todmüde Stationsarzt Mark Greene (Antony Edwards) auch schon wieder aufstehen und seinen betrunkenen und dabei bestens gelaunten Kollegen, den Kinderarzt Doug Ross (George Clooney) verarzten. Mit dieser Szene begann 1994 die Blaupause aller moderner Ärzteserien. Schlipse und Frisuren mögen 2023 altmodisch wirken, aber der Mix aus Drama und Witz, Kranken­haus­alltag und kuriosen Fällen zieht bis heute, das mehrsträngige Erzählen pro Episode wurde auch von späteren Ärzteserien angewandt und das „Deutsche Ärzteblatt“ empfand die Darstellung des Hospital­alltags als „realistisch“.

George Clooney stieg nach fünf Staffeln aus und forcierte seine 1996 mit „From Dusk Till Dawn“ gestartete Filmkarriere, Julianna Margulies ging nach sechs Staffeln trotz eines Angebots von 27 Millionen Dollar und knüpfte später mit der Anwaltsserie „The Good Wife“ (2009–2016) an ihren Erfolg an.

„The Knick“ (2014/15, zwei Staffeln, streambar bei Wow). Die vielleicht ungewöhnlichste Ärzteserie: Regisseur Steven Soderbergh („Contagion“) führt uns in „The Knick“ ins New Yorker Knickerbocker Hospital, wo Clive Owen als Dr. Thackery in zehn Episoden im Jahr 1900 – bekanntlich die Steinzeit der modernen Medizin – um Patientenleben und mit seinen Drogendämonen ringt.

Facettenreich und detailversessen, blutig und brillant wird eine alte Welt vor dem Publikum ausgebreitet. Eigentümlich kontrastierend: der elektronische Soundtrack von Cliff Martinez. Nach längerer Pause hat Soderbergh unlängst eine dritte Staffel in Aussicht gestellt. Im Mittelpunkt soll André Holland stehen, der in der Serie Thackerys Kollegen, den schwarzen Arzt Algernon Edwards spielt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Als Ärzte ihren hippokratischen Eid vergaßen

„Charité“ (2017–2021, drei Staffeln, streambar bei Netflix). In drei Staffeln beleuchtet diese Serie das berühmte Berliner Krankenhaus – in seinen frühen Tagen, in Nazi- und DDR-Zeiten. Am interessantesten ist wohl die NS‑Staffel um Ferdinand Sauerbruch, den damaligen König der Chirurgen in Deutschland. Der Zuschauer blickt in eine Welt, die das Leben nicht wertschätzt, die ihre Schwachen verachtet und tötet, in der Ärzte ihren hippokratischen Eid vergessen, um sich der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ zu widmen. Optisch ist alles gelungen, das von einem herausragenden Ulrich Noethen (Sauerbruch) geführte Ensemble durchschreitet die letzten Jahre des Dritten Reichs, zieht in Bomben­nächten in die Bunker, bis die Soldaten der Roten Armee Berlin erobern.

„Chicago Med“ (seit 2015, noch laufend, acht Staffeln, Staffel 1–6 streambar bei Wow). Alle Jahre wieder geht es seit 2015 in Notaufnahme, Intensivstation und OP‑Saal des Gaffney Medical Center von Chicago, wo Ärzte und Pfleger die Nerven behalten, während drastische Fälle über sie hereinbrechen. Die Abenteuer von Dr. Choi (Brian Tee), Dr. Charles (Oliver Platt), Dr. Manning (Torrey DeVitto), Dr. Halstead (Nick Gehlfuss) und all den Ärzten und Pflegekräften sind kitschärmer als die der Helden von „Grey’s Anatomy“, was die privaten Dramen betrifft. Und der berufliche Thrill (fleisch­fressende Bakterien, schockierender Busunfall) lässt nichts zu wünschen übrig. Außer blutig geht es in dem Spin-off zu „Chicago Fire“ tragisch, sozialkritisch und auch mal politisch zu – am Ende von Staffel zwei etwa wird ein schwer verletzter syrischer Flüchtling eingeliefert.

Marcia Gay Harden ist Heldin der härtesten Kranken­haus­serie

„Code Black: Ärzte am Limit“ (2015–2018, drei Staffeln, streambar bei Disney+). Wer sich als alter „Schwarzwaldklinik“-Fan hierher verirrt, muss wohl eher über kurz als über lang reanimiert werden. Die Notaufnahme des Angels Memorial Hospital ist die, die dem Zuschauer mit Abstand am meisten an die Nieren geht und auf den Magen schlägt, härter geht es bei keinen Lebensrettern im weißen Kittel zu (die Feuerwehr­sanitäter von „9-1-1“ und „9-1-1 – Lone Star“ ausgenommen). „Code Black“ ist die höchste Stufe der Geschäftigkeit in der Notaufnahme – sie tritt dann ein, wenn mehr Patienten eintreffen, als von den vorhandenen Kräften versorgt werden können. Was in anderen Hospitälern alle paar Monate mal passiert, ist im Angels Memorial quasi Alltag. Das Ensemble wird angeführt von Marcia Gay Harden („The Morning Show“) als rabiate Assistenz­arzt­chefin Leanne Rorish und Luis Guzmán („Traffic – Macht des Kartells“) als ebenfalls ruppiger leitender Krankenpfleger Jesse Sallander. „Für die nächsten drei Jahre bin ich eure Mama“, raunzt Letzterer im Pilotfilm die neuen Assistenzärzte an – fast so, als hätte er die Laufzeit der Serie geahnt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„New Amsterdam“ (2018–2023, fünf Staffeln, streambar bei RTL+: vier Staffeln; Netflix: zwei Staffeln). Die Abenteuer des an Krebs erkrankten und genesenden Dr. Marc Goodwin (Ryan Eggold), ärztlicher Direktor des fiktiven New Amsterdam, sind die eines Mannes, der seinen hippokratischen Eid im sozialen Entwicklungsland USA ernst nimmt und mit seinem guten Herzen ab 2018 die kalte Trump-Welt moralisch besiegte.

Die Ankündigungen klangen damals kitschig, aber die Serie war bester Balsam für die krisenbebende Zuschauerseele. Vorlage war der Bestseller „Twelve Patients: Life and Death at Bellevue Hospital“ von Eric Manheimer, der den Posten des New Yorker Kranken­hauses, des Bellevue Hospital Center (1736 gegründet, ältestes öffentliches Krankenhaus der USA) 13 Jahre lang bekleidete. „Kirkus Reviews“ nannte das Buch „eine humanitäre, herz­zerreißende Tapisserie, in der die moderne Medizin mit den Grausamkeiten des Lebens konfrontiert wird“. Gleiches gilt für die Serie.

„The Good Doctor“ (seit 2017, noch laufend, sechs Staffeln, streambar bei Disney+, Wow, Netflix, RTL+). Auch in dieser Serie ist das Getriebe im Grunde das von anderen TV–Krankenhäusern her bestens vertraute. Allerdings hat „The Good Doctor“ Freddie Highmore als Trumpf. Schon als Highmore in „Bates Motel“ (2013–2017), der Vorgeschichte von Hitchcocks „Psycho“ (1960), den Serienmörder Norman Bates in Teenie­jahren spielte, konnte man die Augen kaum von ihm abwenden. Als Dr. Shaun Murphy, an Autismus leidender junger Chirurg am St. Bonaventure Hospital im kaliforbischen San José, wurde er umgehend von einer Millionen zählende Fangemeine bejubelt – und auch auf „Autism Speaks“, einer Autisten-Website, stieß sein authentisches Spiel auf positive Resonanz.

Die Geschichte um das Arztgenie, das Gefühle anderer nicht verstehen kann, basiert auf einem koreanischen Original und wurde von David Shore entwickelt (er brachte schon den empathie­befreiten und schrulligen Dr. House auf den Bildschirm). Shore versprach seinem Publikum ungeniert, als eine Art Dr. Emotio der Kranken­haus­serien kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Das gelingt ihm tatsächlich öfter als der Konkurrenz.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Club der roten Bänder“ (2015–2017, drei Staffeln, streambar bei RTL+). Magischer Realismus, muckelige „Fünf Freunde“-Romantik (es waren genau gesagt fünf Freunde und ein Geist) und betrübliche Krankenhaus­wirklichkeit werden in „Club der roten Bänder“ ganz kunstfertig miteinander verwoben. Die deutsche Adaption einer spanischen Originalserie hielt drei Staffeln lang ihr Niveau, und man hörte auf, als es am schönsten und erfolgreichsten war. Am Ende der dritten und letzten Staffel dieser Patienten­serie bildeten die Zuschauer ihren eigenen Verein, den „Club der roten Augenränder“. Alles endete erwartet traurig, wenngleich mit dem Trost, dass in der Welt der Teenager Leo (Tim Oliver Schultz), Emma (Luise Befort) und Hugo (Nick Julius Schulz) Treffen auch nach dem Tode möglich sind.

Chance auf Neubeginn für einen syrischen Flüchtling in den USA

„Transplant – Ein besonderer Notarzt“, (seit 2020, drei Staffeln, streambar bei Wow). Alles beginnt, als ein Lkw in ein Restaurant in Toronto kracht und der Koch, Bashir Hamed (Hamza Haq), plötzlich ungeahnte Talente offenbart. Er reanimiert eine Frau, er schneidet in das Auge eines Mannes, um dessen Sehkraft zu erhalten und bohrt einem anderen – der sich später als Jed Bishop (John Hannah), knallharter Chef der Notauf­nahme des York Memorial Hospital herausstellt, ein lebensrettendes Loch in den Schädel. Und so bekommt der syrische Arzt, ein Flüchtling, dessen medizinische Zeugnisse für Kanada nicht ausreichten, eine zweite Chance.

Indes – es wird ihm nichts geschenkt. „Transplant“ sticht durch ihre Hauptfigur aus dem Gros der Kranken­haus­dramen heraus und lenkt das Augenmerk damit auf den halb­vergessenen syrischen Bürgerkrieg, der weiterhin wütet und in dem – inzwischen weitgehend unbeachtet und unter maßgeblicher Beteiligung von Disruptor Putins Russland – Menschen weiterhin leiden und sterben.

„Atlanta Medical“, (seit 2018, noch laufend, sechs Staffeln, streambar bei Disney+, Joyn+). Die Serie führt uns in den amerikanischen Süden, ins Chastain Park Memorial Hospital, wo die Dinge anders laufen als anderswo. Schon der erste Sexversuch im Ruheraum geht schief – kleiner Wink an die Erotomanen aus „Grey’s Anatomy“ in Seattle. Die Abenteuer von Internist Conrad Hawkins („Good Wife“-Star Matt Czuchry), Kranken­schwester Nicolette Nevin (Emily Van Camp, „Everwood“) und Devon Pranesh, Arzt im ersten Jahr (Manish Pratel) sind ungemein spannend, Bruce Greenwood als Chefchirurg mit zittriger Hand ist eine Art dunkler Joker dieser Serie. Nebenher bekommt die mitleidlose amerikanische Gesundheits­politik (Geld bestimmt über Leben und Tod) ebenso ihre Ohrfeigen ab wie die Abschiebe­politik der Regierung Trump gegen illegale Einwanderer. Der Weg Amerikas zu wahrer Größe, das sagt uns „Atlanta Medical“, ist noch ein langer.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Sopranos“-Star Falco spielt drogen­abhängige Kranken­schwester

„Nurse Jackie“ (2009–2015, sechs Staffeln, streambar bei Paramount+). Einmal piepen beide Handys gleichzeitig und Kranken­schwester Jackie Peyton nimmt beide Gespräche an, sagt dem Gatten und dem Lover zugleich: „Keine Zeit. Ich liebe dich!“ Keine Zeit ist immer, man hat im Pflegebereich null Sekunden zu verlieren. „Sopranos“-Star Edie Falco spielt Jackie, Fachfrau in Blau in der Notaufnahme des New Yorker All Saints’ Hospitals – rau, mütterlich, drogen­abhängig, äußerst verheddertes Privatleben. Die etwas andere Kranken­schwester erzählt aus ihrem Leben und Arbeiten, der Mikrokosmos Krankenhaus ist dabei einer des Wahnsinns und wird von einem Reigen feiner Charaktere dialogschön einem schwarzen Humor unterzogen. Vom Skateboardunfall bis zum Gnadentod wird der Ernst des Leidens vergnüglich verhandelt. Falco gewann damit auf Anhieb den Emmy.

„Scrubs: Die Anfänger“ (2001–2010, neun Staffeln, streambar bei Disney+ und Joyn). Bill Lawrence, derzeit als Showrunner der Fußballcomedy „Ted Lasso“ zuständig für die gute Laune eines feelgood-süchtigen Publikums – die dritte Staffel ist gerade angelaufen – macht mit seinem frühen Serienhit „Scrubs“ unsere Empfehlungsliste rund. Zach Braff erzählte uns darin als Jungmediziner J. D. Dorian (ähnlich wie die scheidende „Grey’s Anatomy“-Heldin Meredith) aus dem Off vom wilden Sein und Arbeiten im kalifornischen Sacred-Hearts-Lehrkrankenhaus.

Natürlich fragen Sie sich, geneigter Leser warum „The Night Shift“ (2014–2017, vier Staffeln, streambar bei Netflix) nicht am Ende dieser Liste steht, warum „Dr. House“ (2004–2012, acht Staffeln, bei diversen Anbietern nur gegen Gebühr) fehlt. Und vielleicht vermisst auch noch jemand „Dr. med Marcus Welby“ (1969–1976, sieben Staffeln, derzeit nur auf DVD), die Serie, in der Robert Young das Musterbeispiel eines braven und gütigen Arztes gab. Nun, „Scrubs“ steht hier, weil diese Serie ein reines Vergnügen war – Lawrence vom Feinsten und Komischsten. Zumindest die ersten fünf bis sechs Staffeln zählten zu den herausragenden Sitcoms der Nullerjahre. Und Lachen, das weiß jeder, ist die beste Medizin. Auch, um über Abschiede hinwegzukommen. Bye bye, Meredith!

Was Dr. Grey künftig macht? Sie geht nach Boston, forschungshalber, um Alzheimer zu besiegen. Wohl, damit keiner sie je vergisst. Guter Plan!

Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken