Interview zu „One Mic Stand“

Comedian Teddy Teclebrhan: „Ich habe ein anderes Schamgefühl“

Teddy Teclebrhan ist Host der Amazon-Show „One Mic Stand“.

Teddy Teclebrhan ist Host der Amazon-Show „One Mic Stand“.

Tedros „Teddy“ Teclebrhan (38) kennen viele als Comedian, er hat aber mit Schauspiel angefangen. Bekannt wurde er 2011 durch das Youtube-Video „Umfrage zum Integrationstest“. Es folgten eine eigene Show und viele Auftritte. Nun ist Teclebrhan Host der Amazon-Prime-Comedyshow „One Mic Stand“ (ab heute streambar), in der Comedians Promis beim ersten Stand-up-Auftritt begleiten.

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Bei „One Mic Stands“ werden Promis von Comedians zu ihrem ersten Stand-up-Auftritt begleitet. Wer hat dich am meisten überrascht?

Ich wurde in jeder Folge überrascht. Die erste Aufzeichnung war mit Motsi Mabuse. Da war ich sehr gerührt. Du siehst ihren Coach Michael Mittermeier, wie er wie ein Vater dasitzt, mitfiebert und stolz ist. Das war ganz besonders. Und Hazel Brugger und Karl Lauterbach waren auch toll. Bei Harald Schmidt mit Christoph Kramer gab es ein großartiges Bild, das hätte ich mir gern ausgedruckt: Da hält Harald Schmidt, der im Publikumsbereich steht, für Christoph Kramer, der auf der Bühne ist, die Textkarten hoch.

Du hast Fahri Yardım auf seinem Weg zu seinem ersten Stand-up begleitet. Hast du dich bei ihm auch stolz wie ein Vater gefühlt?

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Ich habe Fahri schon vor längerer Zeit gesagt, dass er auf die Bühne gehen soll. Er ist ein großartiger Schauspieler und hat so viel zu geben. Er hat so viel Liebe in sich und ist so lustig und klug dabei. Er gehört wirklich zu den Tollsten, die wir in diesem Land haben.

Fahri Yardım war sehr aufgeregt vor dem Auftritt. Wann warst du das letzte Mal so aufgeregt?

(Schweigen) Dadurch dass ich jetzt so lange überlegen muss, liegt es wohl lange zurück. Für mich ist es immer mit Aufregung verbunden, wenn ich irgendwo bin, wo es nicht mein Element ist, zum Beispiel auf einem Festival, wo alle nur Musik hören, Bier trinken und feiern wollen. Und dann kommt jemand wie ich, der labert. Da bin ich aufgeregter.

Fahri Yardim und Tedros „Teddy“ Teclebrhan bei der Premiere der Show in Berlin.

Fahri Yardim und Tedros „Teddy“ Teclebrhan bei der Premiere der Show in Berlin.

Also wenn du Publikum hast, das nicht für Comedy da ist?

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Ja, genau. Oder wenn ich zum Beispiel zu einer Vorstellung gebeten werde und mir gesagt wird, dass ich mich nur an einer bestimmten Stelle in einem kleinen Rahmen bewegen darf. Ich habe gern Platz zum Tanzen und Herumspringen. Ich muss leben auf der Bühne, ich kann nicht nur herumstehen. Ich bewundere das zum Beispiel sehr an Torsten Sträter, der so tolle Geschichten erzählt, und es passiert alles in seinem Kopf, die ganze Zeit. Das ist eine ganz eigene Kunst, davor habe ich total Respekt.

Torsten Sträter hat erzählt, dass er vor Auftritten alles aufschreibt und Texte paukt. Wie gehst du bei deinen Auftritten vor?

Bei mir ist es anders. Ich habe einen groben Rahmen der Geschichte und dann probiere ich ganz viel aus. Deswegen ist jede Show ein bisschen anders.

„Minderwertigkeitskomplexe hatte ich eine ganze Tüte voll. Die kommen immer mal wieder“, sagst du in einer Szene zu Fahri. In was für Situationen kommen die hoch?

Sie kommen manchmal, wenn man es gar nicht erwartet. Es geht auch um das Thema Anerkennung. Nicht mal nur gesellschaftliche Anerkennung, sondern das kann schon losgehen bei Freunden oder der Arbeit.

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Was sind die Themen, die dich da beschäftigen?

Zum Beispiel: Du kommst von woanders her und bist dein Leben lang anders. Das nicht als „anders“ zu sehen, sondern als Qualität und etwas Besonderes, muss man lernen. Jeder hat seine Geschichte.

Hättest du zu Beginn deiner Karriere auch gern einen Coach gehabt, wie du es jetzt für Fahri warst?

Das Abgefahrene ist: Ich hatte diese Menschen, die mir etwas mitgegeben haben, manchmal ohne dass sie es gemerkt haben. Manchmal waren das einfach fremde Menschen. Die gab es, aber nicht in Form eines Mentors. Manchmal sind diejenigen deine Coaches, die du gar nicht als Coaches siehst. Die dich challengen und die du gar nicht magst und erst später verstehst, wie wichtig sie in deinem Leben waren.

Zurück zur Show: In der Folge mit Karl Lauterbach scherzt der, dass er der neue Oliver Welke der „heute-show“ wird. Was hältst du davon – kann er das schaffen, wenn er das Ministeramt an den Nagel hängt?

Also was Karl Lauterbach wirklich gezeigt hat, ist, dass er sich selbst nicht so ernst nimmt. Ich war total überrascht, als er da stand und sein Stand-up gemacht hat. Karl Lauterbach könnte auf jeden Fall eine Show moderieren. Bei der „heute-show“ bin ich mir nicht sicher.

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Hat der Auftritt deinen Blick auf ihn als Politiker verändert?

Was er beruflich macht und die großen Entscheidungen, die er treffen muss für eine ganze Nation, kann man nicht vergleichen mit dem, was er da auf der Bühne gemacht hat. Das ist ein ganz anderer Rucksack, den er da mit sich herumschleppt. Aber ich habe Karl Lauterbach als sehr netten, höflichen Menschen kennengelernt. In der Politik entscheidet er so, wie er entscheiden muss, und macht das, was er für richtig hält, aber ich habe ihn als Menschen kennengelernt.

Hazel Brugger begleitete Karl Lauterbach in „One Mic Stand“ zu seinem ersten Stand-up-Auftritt.

Hazel Brugger begleitete Karl Lauterbach in „One Mic Stand“ zu seinem ersten Stand-up-Auftritt.

Du hast gesagt, dass du dich selbst eigentlich nicht so als Stand-upper siehst. Was macht Stand-up so schwierig?

Steh mal auf einer Party mit zehn Freunden auf und erzähl nur fünf Minuten eine lustige Geschichte, mit Ankündigung. Dann versteht man es. Allein in dem Rahmen ist es schon eine Herausforderung.

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Ich gehe auf jeden Fall nicht mit dem Gefühl auf die Bühne, dass ich mich blamieren könnte.

Teddy Teclebrhan, Comedian

Christoph Kramer hat von großem Blamagepotenzial gesprochen. Wie viel Lust auf Blamage muss man als Comedian haben, um gut zu sein?

Die Frage ist eher, wie viel Angst man davor hat. Ich glaube, wir alle, die auf der Bühne stehen und Menschen zum Lachen bringen, gehen voller Freude und Vertrauen auf die Bühne und nicht mit der Angst, zu scheitern. Ich gehe auf jeden Fall nicht mit dem Gefühl auf die Bühne, dass ich mich blamieren könnte.

War das von Anfang an so?

Ich hatte von Anfang an keine Angst, mich zu blamieren. Ich hatte eher Angst, ob die Leute es mögen. Ob ihnen auch zwei Stunden Show von mir gefallen, wenn sie vorher gerade mal zwei Videos gesehen haben. Die ersten Shows waren natürlich total aufregend. Ich weiß noch, dass ich bei der ersten Show in der Garderobe war, und zu meinem Bruder gesagt habe: Wer sind diese Menschen, die kommen? Wie sehen die aus? Das war abgefahren, dass Menschen Karten kaufen, um mich zu sehen.

Gab es trotzdem mal einen Moment, in dem du das Gefühl hattest, dich blamiert zu haben?

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Blamiert habe ich mich nicht. Manchmal bin ich mit meiner Performance nicht zufrieden. Und was ich manchmal habe, ist, dass Leute zu mir sagen, dass etwas ziemlich krass war, was ich gemacht habe, und ich es gar nicht so empfunden habe. Ich habe ein anderes Schamgefühl als die breite Masse. Ich schäme mich für vieles nicht, wofür sich andere schämen.

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