Spendenaktionen

Wolfsburger nehmen Anteil an Erdbeben in der Türkei und Syrien: „Jetzt zählt jede Stunde“

Ein Bild der Verwüstung: Im türkischen Gaziantep suchen  Rettungskräfte nach Menschen in den Trümmern eines durch das Erdbeben zerstörten Gebäudes.

Ein Bild der Verwüstung: Im türkischen Gaziantep suchen Rettungskräfte nach Menschen in den Trümmern eines durch das Erdbeben zerstörten Gebäudes.

Wolfsburg. Ömer Köskeroglu hat am Dienstagmorgen schon ab 5.30 Uhr in seinem Büro gesessen. Schlafen habe er sowieso nicht können. Stattdessen nutzte er die Zeit dafür, Hilfe zu organisieren. Der VW-Betriebsrat und stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Niedersachsen ist tief betroffen und erschüttert von den Bildern aus der Türkei und Syrien. Durch das schwere Erdbeben im Grenzgebiet der beiden Länder sind jüngsten Angaben zufolge mehr als 5000 Menschen gestorben, Tausende sind verletzt und viele noch unter den Trümmern eingeschlossen. Köskeroglu versucht deshalb mithilfe des Volkswagen-Betriebsrates eine Spendenaktion zu starten und appelliert an Politik, Organisationen und die Wolfsburgerinnen und Wolfsburger, zu helfen.

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Um 4.17 Uhr bebte die Erde in der Osttürkei und Nordsyrien am Montag das erste Mal, mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Das zweite große Beben um 13.24 Uhr hatte eine Stärke von 7,5. Als Köskeroglu am Montagmorgen kurz nach dem Aufstehen den Fernseher anschaltete, sah er die ersten Meldungen aus der Türkei. Obwohl die Zahl der gemeldeten Opfer zu diesem Zeitpunkt noch gering war, sagt Köskeroglu: „Ich habe sofort gespürt, dass die Situation schlimm ist.“ Er habe direkt begonnen, mit Menschen in seinem Heimatort Şarkışla in der Provinz Sivas zu telefonieren. Dort sei die Zerstörung zwar groß, seine Bekannten hätten aber Glück im Unglück gehabt: „Das erste Beben haben sie nur ein bisschen gespürt. Das zweite deutlich mehr, aber da waren sie schon evakuiert worden.“

Ein Bild aus  Osmaniye in der Türkei: Autos liegen unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes.

Ein Bild aus Osmaniye in der Türkei: Autos liegen unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes.

Menschen mussten teilweise im Pyjama aus dem Haus

Anderswo ist die Lage noch schlimmer. Die Familie vom Wolfsburger Geschäftsmann Sedat Kurtulus lebt in Adana, der fünftgrößten Stadt der Türkei. Bis er 19 Jahre alt war, hat Kurtulus ebenfalls in Adana gelebt. „Wir sind sehr, sehr traurig“, sagt er. Seine Familie habe die Beben „Gott sei Dank“ unverletzt überstanden. Allerdings musste sie ihre Häuser überstürzt verlassen und harrt momentan in einer Sporthalle aus: „Sie haben nichts dabei, mussten im Pyjama aus dem Haus“, berichtet Kurtulus. Er stehe ständig in Kontakt mit seinen Verwandten. Noch immer sei die Angst vor weiteren Nachbeben groß. Dazu kommt die Trauer. Elf Familien aus der Umgebung seien gestorben, berichtet Kurtulus. Der Stadtteil von Adana, in dem seine Familie lebt und den er selbst gut kennt, sei so zerstört, dass er nicht mehr wiederzuerkennen sei.

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Ömer Köskeroglu: Er will eine Spendenaktion ins Leben rufen.

Ömer Köskeroglu: Er will eine Spendenaktion ins Leben rufen.

Die Türkei meldete bis Dienstagnachmittag 3549 Todesopfer und mehr als 22.000 Verletzte. In Syrien gab es offiziellen Angaben zufolge bis dahin etwa 1600 Tote und 3600 Verletzte. Noch immer sind zahlreiche Menschen verschüttet, viele Häuser zerstört: „Wir beten für die Opfer der Erdbebenkatastrophe und sind in Gedanken bei ihren Familien und Hinterbliebenen“, sagt Köskeroglu.

„Menschen brauchen unsere Hilfe“

Der VW-Betriebsrat, der seit 1979 in Wolfsburg lebt und für die SPD auch im Ortsrat Westhagen sitzt, will nun mit dafür sorgen, dass die Betroffenen in den beiden Ländern schnell Unterstützung bekommen: „Die Menschen brauchen unsere vollumfängliche Solidarität und Hilfe. Wir appellieren an die Politik, schweres Gerät und Nothilfe über das DRK, THW und ähnliche Organisationen schnell und unbürokratisch zu entsenden.“ Winterliches Wetter erschwert derzeit die Rettungsarbeiten, umso mehr betont Köskeroglu: „Jetzt zählt jede Stunde, jede Sekunde.“

Spenden und Unterstützung

Der Krisenstab der Türkischen Gemeinde in Niedersachsen steht für jegliche Fragen und Anregungen zur Verfügung. Er ist erreichbar per Mail an erdbeben@tgnds.de oder telefonisch unter Tel. 0173/2500997.

Erste Organisationen nehmen bereits Sach- und Geldspenden entgegen. Wer die Menschen in der Türkei und Syrien unterstützen möchte, kann das beispielsweise über diese Wege tun:

– Aktion Deutschland Hilft: DE62 3702 0500 0000 1020 30; BIC: BFSWDE33XXX; Erdbeben Türkei/ Syrien; https://www.aktion-deutschland-hilft.de/

– Aktionsbündnis Katastrophenhilfe: IBAN: DE65 1004 0060 0100 4006 00; BIC: COBADEFFXXX; Spendenstichwort: Erdbeben Türkei Syrien; https://www.aktionsbuendnis-katastrophenhilfe.de/

– Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes (DRK): IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07; BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: Nothilfe Erdbeben Türkei und Syrien; https://www.drk.de/

– Bündnis Entwicklung Hilft: Spendenkonto: IBAN: DE29 100 20 5000 100 20 5000; Stichwort: Erdbeben Türkei/ Syrien; https://entwicklung-hilft.de/

– Malteser Hilfsdienst: IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12; BIC: GENODED1PA7; Spendenzweck: Erdbeben Türkei/Syrien; https://www.malteser.de/

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Die Türkische Gemeinde Niedersachsen hat am Montag einen Krisenstab eingerichtet, der regelmäßig tagt. Köskeroglu ist außerdem dabei, zusammen mit Volkswagen und dem Betriebsrat eine Spendenmöglichkeit zu schaffen. Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo, Volkswagen und die IG Metall hätten sofort Unterstützung zugesichert: „Wir sind in engem Kontakt, ich habe schon viele Anrufe bekommen“, lobt Köskeroglu das Engagement von allen Seiten. Stadträtin Iris Bothe habe sich ebenfalls bei ihm gemeldet und Hilfe seitens der Stadt angeboten. Aktuell laufen noch die Vorbereitungen für eine mögliche Spendenaktion. Sobald sie anläuft, wollen die Beteiligten darüber informieren. „Wir rufen alle Menschen, die in der Lage sind zu helfen, auf, schnell und unbürokratisch Geld- und Sachspenden in die Erdbebengebiete zu schicken“, sagt Köskeroglu. Diesen Aufruf unterstützt auch Kurtulus. Wer aktiv werden möchte, sollte möglichst an große und erfahrene Organisationen wie das DRK oder THW spenden, empfiehlt er.

Ein Bild aus Aleppo in Syrien: Hier haben die Beben ebenfalls viele Opfer gefordert.

Ein Bild aus Aleppo in Syrien: Hier haben die Beben ebenfalls viele Opfer gefordert.

Erdbeben sind in der Türkei keine Seltenheit

Köskeroglu hat bereits in der Vergangenheit mehrmals Hilfsaktionen gestartet, unter anderen nach den Erdbeben 2011 und 1999 in der Türkei. Erdbeben sind in der Region keine Seltenheit, weil dort mehrere Erdplatten aufeinander treffen. In dieser Stärke sind sie jedoch auch für die Türkei und Syrien ungewöhnlich, betont Köskeroglu: „Es ist eines der schlimmsten Beben in der türkischen Geschichte.“

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