So geht Fasten richtig
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Ein Teller mit Suppe: Die Fastenzeit beginnt.
© Quelle: epd
Wolfsburg. Heilfasten, Intervall-Fasten, Genussmittel-Fasten, „Fröhlich fasten“, „40-Tage-Zuckerfrei-Challenge“ – das Thema Fasten ist spätestens zu Aschermittwoch wieder sprichwörtlich in aller Munde. Aber wie geht Fasten richtig und was bringt es wirklich? Welche Methoden gibt es und welche ist die richtige für mich persönlich?
Der Erfahrungsbericht von Victoria Pudwell, die vor 20 Jahren schon einmal gefastet hat und gerade aktuell an dem Projekt „Fasten & Yoga“ der Volkshochschule Wolfsburg teilnimmt, macht neugierig: „Ich wollte damals von innen heraus regenerieren. Einfach mal den Körper „ausmisten“ und von dem ganzen aufgestauten Ballast befreien. Wichtig war mir dabei, dass ich das Fasten in meinen Alltag integrieren kann. Damals habe ich im Fitness-Studio gearbeitet und trotz Fasten weiterhin täglich drei bis vier Kurse gegeben.“ Wow, das imponiert. Und räumt schon mal mit dem Gerücht auf, dass man zum Fasten ins Kloster gehen muss oder körperliche Anstrengung meiden sollte.
„Nach zwei Tagen beruhigen sich Magen, Darm und auch der Kopf“
Und wie hat sie den Verzicht durchgehalten und wie hat sich das damals angefühlt? „Die ersten zwei Tage muss man ständig ans Essen denken, da kann der Kopf noch nicht genug loslassen. Deshalb fand ich das sogar eigentlich ganz gut, dass ich weitergearbeitet habe, weil mich das abgelenkt hat. Aber nach zwei Tagen beruhigen sich Magen, Darm und auch Kopf und es macht sich eine faszinierende innere Klarheit breit. Das sind richtige Glücksgefühle, die da aufkommen, man kommt tatsächlich mit sich ins Reine. Das war ein richtiges Aha-Erlebnis.“
Buchtipps zum Thema Fasten
Fasten – aber richtig. Emu Verlag. Dr. med. Max O. Bruker/Ilse Gutjah, 16,80 Euro. Hannah Frey: „Zuckerfrei – die 40-Tage-Challenge“ GU-Kochbuch, 14 Euro. Kochbuchautorin und Food-Bloggerin Hannah Frey hat die Zuckerfrei-Challenge selbst auf sich genommen. Bas Kast: „Der Ernährungskompass. Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung.“ Verlag C. Bertelsmann, 20 Euro. Lina Nertby Aurell: „Food Pharmacie – Essen ist die beste Medizin.“ Als Taschenbuch 14 Euro. Fröhlich fasten: Macht verzichten tatsächlich gesünder und glücklicher? Ein Selbstversuch mit Antworten. 17,99 Euro.
Statt des radikalen Fastens für eine gewisse Zeit raten Experten mittlerweile zu „intermittierendem Fasten“, um die Gesundheit anzuregen. „Hierbei wird die Frequenz der Mahlzeiten reduziert. Denn jede Mahlzeit – und sei es nur ein Apfel zwischendurch – aktiviert den Stoffwechsel und provoziert die Bildung des Hormons Insulin. Reduziert man nun jedoch die sonst übliche Frequenz von durchschnittlich fünf bis sieben Mahlzeiten pro Tag (Zwischendurch-Snacks mitgerechnet) auf konsequent nur drei Mahlzeiten pro Tag, kann der Körper auch mal andere Energie-Quellen anzapfen und zwischendurch regenerieren statt pausenlos mit der Verarbeitung von Essen beschäftigt zu sein“, erklärt Sina Willmann, Personal Trainerin und Gesundheits-Coach aus Braunschweig.
Fasten-Trend: Verzicht auf Zucker, Kaffee und Alkohol
Ein weiterer Fasten-Trend: Ein zumindest zweitweiser konsequenter Verzicht auf Zucker und Genussmittel wie Kaffee und Alkohol. Experten versprechen: „Du wirst fitter! Du bist wacher! Du fühlst Dich besser!“ Aber stimmt das alles wirklich? Fakt ist, dass Zucker in allerlei Lebensmitteln versteckt ist, in denen man ihn gar nicht vermutet, so beispielsweise in Fertiggerichten oder auch Snacks wie Chips. Zucker befeuert Entzündungsherde im Körper und putscht, den Körper auf, statt ihm langfristige Energie zur Verfügung zu stellen. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) bezeichnet Zucker sogar als „die weltweit größte Bedrohung der Gesundheit“ .
Was ist erlaubt? Bei vielen Fastenmethoden wird komplett auf feste Nahrung verzichtet. Der Körper wird nur mit Wasser, Tees oder Gemüsebrühe versorgt. Es wird dazu geraten, die Fastenkur mit drei Entlastungstagen einzuleiten, an denen leicht verdauliche Kost wie Obst und Reis noch erlaubt sind. Wichtig ist natürlich, während des Fastens viel zu trinken, mindestens zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag-, um so die Flüssigkeit zu ersetzen, die ansonsten über die Nahrung aufgenommen wird.
Besonderer Moment: Das erste Essen nach dem Fasten
Und wie geht es nach dem Fasten weiter? Was hat es gebracht?
„Nach diesem ,inneren Ausmisten’ ist dann das erste Essen am Ende der Fastenkur natürlich ein besonderer Moment“, berichtet Victoria Pudwell. „Ich werde nie den Geschmack des ersten Apfels nach dem Fasten vergessen – ich habe noch nie so intensiv und bewusst mir etwas sprichwörtlich auf der Zunge zergehen lassen wie diesen ersten Apfel damals“, erzählt die Yogalehrerin und Mutter von vier Kindern.
„Und es hat den positiven Langzeit-Effekt, dass man sich von da an automatisch bewusster fragt bei jedem Nahrungsmittel: Möchtest du das deinem Körper wirklich antun? Man hat gar keine Lust mehr auf ungesunde Lebensmittel.“
Fünf Tipps zum Fasten
1. Zucker, Kaffee und Alkohol schon vorbereitend absetzen. Reduzieren Sie schon im Vorfeld allmählich und kontinuierlich den Konsum von Zucker, Kaffee und Alkohol. So wird ihr Körper sachte vorbereitet und die „Entzugserscheinungen“ werden reduziert. 2. Entschlackende Methoden zur Unterstützung: Bäder, und Bürstenmassagen sowie auch Einläufe unterstützen und intensivieren die Entgiftungs-Mechanismen des Körpers. 3. Das Ziel vor Augen: Nach drei Tagen kommt das Fasten-Hoch. Die ersten drei Tage sind die schwersten. Aber ab dem dritten Tag stellt sich bei vielen das „Fasten-Hoch“ ein und es wird von einer wahren Fasten-Euphorie berichtet. Also: Durchhalten! 4. Grünes Licht vom Arzt: Menschen mit chronischen Leiden wie Stoffwechselerkrankungen, Herzkreislauferkrankungen, Mangelerscheinungen oder auch zum Beispiel Depressionen sollten ihr Vorhaben vorab mit einem Arzt klären, bevor sie eine Fastenkur starten. Gesunde Menschen können dagegen eine Fastenkur ohne Probleme ausprobieren, sollten aber trotzdem auf ihren Körper hören. 5. Ausreichende Bewegung – bewegen Sie sich jeden Tag für mindestens eine Stunde an der frischen Luft. So vermeiden Sie, dass der Körper auf Sparflamme schaltet und nach der Fastenkur der gefürchtete Jojo-Effekt eintritt. Inzwischen gibt es auch passende Angebote z.B. der Volkshochschule wie etwa der Kurs „Fasten & Yoga“.
Und gibt es Tipps für Fasten-Neulinge? „Ich würde den Konsum von Kaffee und Zucker schon ein paar Tage vorher langsam runterfahren. Wenn man alles abrupt an einem Tag auf Null herabsetzt, könnte das für den Körper zu viel werden“, empfehlen Ernährungs-Experten wie die Diplom-Biologin und Heilpraktikerin Simone van Stuyvenberg, die gesundheitsfördernde Ernährungsprogramme anbietet.
Von der Redaktion/swi