Lesermeinung: Menschlich schockiert über Strafanzeige gegen Diakonie Wolfsburg
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZV3ODJBISBC632KJJ2COWJ3R5Y.jpg)
Hanns-Lilje-Heim in Wolfsburg: Ein Anwalt hatte Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Diakonie gestellt.
© Quelle: Boris Baschin
Wolfsburg/Minden. Ich bin menschlich schockiert, wie man im Moment mit den hilfsbereitesten Menschen dieser Zeit umspringt. In der größten Krise dieser unserer Zeit machen sich Anwälte darüber Gedanken, wie man die jetzigen Senioren- und Pflegeheime verklagen kann, weil vielleicht Mängel in der Hygienevorsorge vorgelegen haben.
Dieser zurzeit grassierende Virus ist für uns alle unbekannt. Die Mitarbeiter der Pflege, die zum Teil selbst erkrankt sind, stehen jeden Tag auf, um die häufig demenzkranken Senioren zu verpflegen, zu füttern, zu wickeln. Die Anwälte suchen jetzt nach Fehlern, die diese Mitarbeiter (es sind Menschen!) im täglichen Stress vielleicht begangen haben könnten. Was sollen wir tun, wenn diese Menschen jetzt sagen „Wir stehen morgens nicht mehr auf und gehen unserer Tätigkeit nach, wir bleiben zu Hause“.
Lesen Sie mehr:Alle Corona-News aus Wolfsburg im Überblick
Menschlichkeit mit Anwälten bekämpfen zu wollen, ist für mich ein großes Unding dieser Zeit. Der Diakonie und ihren Mitarbeitern sende ich hingegen meine größte Hochachtung. Selbst ohne diesen Covid-19 -Erreger arbeiten sie häufig am Rande der Belastbarkeit. Jetzt sollen sie auch noch dafür verklagt werden.
Leserbrief
Die unter dieser Rubrik veröffentlichten Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
Von Annkathrin Deimel
AZ/WAZ